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Tischtennis: Oberliga
Tischtennis: Souveräner TTC Kist gewinnt vorzeitig die Meisterschaft in der Oberliga Bayern
Die frisch gebackene Oberliga-Meistermannschaft des TTC Kist mit (von links) Evgueni Chtchetinine, Lukas Boruvka, Max Nötzold, Lorenz Schäfer und Martin Parizek. Es fehlt Jochen Wilhelm.
Foto: Julien Becker | Die frisch gebackene Oberliga-Meistermannschaft des TTC Kist mit (von links) Evgueni Chtchetinine, Lukas Boruvka, Max Nötzold, Lorenz Schäfer und Martin Parizek. Es fehlt Jochen Wilhelm.
Jörg Rieger
 |  aktualisiert: 09.02.2024 12:58 Uhr

Ausgerechnet ein Fehlaufschlag des Gegners machte das Meisterstück des Tischtennis-Oberligisten TTC Kist perfekt. Als hätte es der ungeschlagene Klassenprimus nach diesem bislang so formidablen Saisonverlauf nicht auch selbst geschafft. Womöglich war dem Haiminger Spieler aber auch nur das Herz in die Hose gerutscht ob des schier übermächtigen Gegners.

Kists Spitzenspieler Evgueni Chtchetinine jedenfalls holte mit einem weiteren 3:0-Sieg den fünften Zähler gegen die Oberbayern und damit den letzten Punkt, der den Kistern noch zur vorzeitigen Meisterschaft und zum Aufstieg in die Regionalliga gefehlt hatte.

Der 52-jährige Altinternationale, der seit etlichen Jahren mit seiner Familie am Höchberger Hexenbruch wohnt, gewann in seinem ersten Jahr für die Kister bislang alle seine 24 Einzelspiele. "Ich bin sehr zufrieden", erklärte der erfahrene Abwehrspezialist nach dem 8:2-Mannschaftserfolg über den SV Haiming aus dem fast 400 Kilometer entfernten Landkreis Altötting.

Chtchetinine kommt beim Tischtennis auf andere Gedanken

Einen Freudentanz führte Chtchetinine dennoch nicht auf, zu sehr haben die jüngsten Ereignisse an ihm genagt. Denn ein Teil seiner Verwandtschaft stammt aus der Ukraine – und "sitzt gerade im Keller". Dem in Minsk zu Sowjetzeiten geborenen Chtchetinine selbst wurde vor einigen Tagen wiederum zum Verhängnis, dass er einen belarussischen Pass besitzt.

Deshalb wurde der sympathisch wirkende Vater zweier Söhne kurzerhand von der lukrativen "Challenger Series" ausgeschlossen. Mit diesen Turnieren verdient er sich trotz seines für den Sport hohen Alters noch immer einen guten Teil seines Lebensunterhaltes. "Durch das Tischtennis hier in Kist kann ich wenigstens mal auf andere Gedanken kommen", bemerkte Chtchetinine, dem in der bayerischen Oberliga niemand auch nur annähernd das Wasser reichen kann.

"In dieser Deutlichkeit hätte ich das nicht erwartet."
Jochen Wilhelm, Tischtennis-Manager des TTC Kist

Auch für seinen sehr viel jüngeren Mannschaftskollegen Lorenz Schäfer ist dieser Titelgewinn etwas ganz Besonderes. "Ich bin mit elf oder zwölf Jahren nach Kist gewechselt und habe hier immer viel Vertrauen von Vereinsseite aus bekommen. Jetzt führt uns der Weg in die Regionalliga, ich kann es noch gar nicht richtig fassen", sagte der 17-Jährige, kurz nachdem er gegen Haimings Thomas Erifiu einen hohen Rückstand aufholen und in fünf spektakulären Sätzen hauchdünn gewinnen konnte.

Auch seine Bilanz ist – Schäfer fehlte einige Wochen wegen einer Schulterverletzung – mit 12:6 vor den drei noch ausstehenden Partien klar positiv – genau wie die der beiden Tschechen Lukas Boruvka (17:3) und Martin Parizek (17:7) im hinteren Paarkreuz. So kann die Kister nach dem Heimsieg gegen Haiming – das zweite Spiel vom Wochenende gegen die nicht angetretenen Starnberger wurde mit 10:0 gewertet – keiner der drei Verfolger aus Regenstauf, Ingolstadt und Eggolsheim mehr einholen.

Kister Mannschaft ist ihrer Favoritenrolle gerecht geworden

"Wir sind unserer Favoritenrolle gerecht geworden und haben uns souverän die Meisterschaft gesichert", kommentierte der Kister Manager Jochen Wilhelm aus dem Urlaub in Fernost den Erfolg: "In dieser Deutlichkeit hätte ich das nicht erwartet – vor allem, da wir auch nicht immer komplett waren." So musste Wilhelm selbst in vier Spielen aushelfen, einmal war der aus Waldbüttelbrunn stammende Max Nötzold mit von der Partie.

Ab dem Herbst wollen die Kister dann in der Regionalliga angreifen – mit Chtchetinine und Schäfer sowie zwei weiteren starken, jungen Talenten, die bisher nur mündlich zugesagt haben und daher noch nicht offiziell vermeldet werden. "Ich kenne beide sehr gut und freue mich riesig auf die neue Saison", blickte Schäfer im Moment des Erfolgs nach vorne. Der Gymnasiast stammt aus Kirchheim und besucht seit einigen Jahren das Tischtennis-Leistungszentrum in München.

Für den Klub selbst ist die Regionalliga kein Neuland. Denn 2008 startete er als TTC Kist/Würzburg bereits in dieser Liga. Der Verein war damals aus einer Zusammenschluss mit dem früheren Bundesligisten Müller Würzburger Hofbräu hervorgegangen und spielte für drei Jahre auf diesem Niveau. Nachdem der Versbacher Abstieg aus der Dritten Liga bereits feststeht, dürfen sich die Tischtennis-Interessierten in der Region in der nächsten Saison auf zwei Derbys freuen.

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Hinweis der Redaktion: Der TTC Kist hatte 2008 nicht, wie zunächst zu lesen war, die Lizenz von Müller Würzburg/Frickenhausen übernommen, sondern sich mit dem Ex-Bundesligisten Müller Würzburger Hofbräu zusammengeschlossen und für den Start in der Regionalliga entschieden. Ebenso gingen die Verantwortlichen eine Kooperation mit dem Bundesligisten TTC Frickenhausen (Lkr. Esslingen) ein, woraus der TTC Müller Frickenhausen/Würzburg entstand. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.

 
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