Von dem grünen Hügel aus schallt an diesem Sonntagnachmittag immer wieder ein lautes "Let's go Defense, let's go" über den Sportplatz in der Feggrube. Dort sitzen die Fans der Würzburg Panthers – etwa 350 Zuschauerinnen und Zuschauer sind zum letzten Landesliga-Heimspiel der hiesigen American-Football-Mannschaft gekommen. Peter Kuhn, der Vorsitzende des Vereins, lächelt: "Wenn es bei jedem Heimspiel so aussehen würde, wäre ich glücklich."
Der Klub hat sich bemüht, zum letzten Saisonheimspiel einen ansprechenden Rahmen zu bieten. Da gibt's Bratwurst, Pommes und Steaks aus dem Foodtruck, Getränke, Kuchen, die Musik läuft. Auch die Verteidigung der Panthers macht auf dem Feld einen guten Job, die Würzburger gewinnen ihr Spiel gegen die Phantoms aus Bamberg mit 52:13. Die Fans feiern.
Kuhn freut sich vor allem über die vielen jüngeren Menschen im Publikum. Wie groß das Interesse am US-Sport auch hierzulande ist, zeigte sich kürzlich, als mehrere Millionen Tickets für die zwei Frankfurt-Gastspiele der US-Profi-Liga NFL im November hätten verkauft werden können. Kommt dieses Interesse am American Football auch bei den unterfränkischen Klubs an?
"Es verändert sich etwas, mehr wird es aber nicht", stellt Kuhn fest. Ihm fällt auf: "Wenn ich in dieser Saison auf die Ränge gucke, kenne ich kaum jemanden." Kuhn sehe immer mehr neue Gesichter und geht somit davon aus, dass sich einige NFL-Fans ihren Sport auch mal vor Ort anschauen wollen. "Das ist für uns ein Riesengewinn", betont er.
Seit der Corona-Pandemie haben viele Leute einen anderen Fokus
Dass die Besucherzahlen bei Panthers-Heimspielen noch nicht wieder auf alte Höhen gestiegen sind, hat für ihn mehrere Gründe: Zum einen spiele der Verein nach 2020 zwei Klassen tiefer, in der Landesliga, zum anderen sei infolge der Corona-Pandemie "ein starker Drang zum Privaten" entstanden, sagt Kuhn.
Außerdem gebe es an Spieltagen oft Konkurrenz durch andere Veranstaltungen. So kommt es, dass der Schnitt, der vor fünf, sechs Jahren noch zwischen 500 und 700 Zuschauerinnen und Zuschauern gelegen habe, aktuell zwischen 200 und 400 liege. Dennoch sagt Andy Puhl, im Panthers-Vorstand für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit zuständig, dass der Klub damit "was einen Sonntagnachmittag angeht, noch sehr, sehr gut dabei" sei.
Puhl lebte in seiner Kindheit rund zehn Jahre in den USA, kennt sich daher sehr gut im American Football aus und begleitet das Würzburger Spiel an der Seitenlinie. Er kommentiert und erklärt das Geschehen auf dem Feld. Insbesondere bei denjenigen, die nicht so regelkundig sind, kommt das gut an.
Würzburg Panthers haben genug Spieler für jedes Spiel im Kader
Was die aktiven Spieler angeht, spüren die Panthers das gestiegene Interesse an ihrer Sportart noch nicht. Von denen, die zuschauen, komme da "relativ wenig", sagt Kuhn. "Das sind höchstens deren Kinder, die zum Jugend-Training kommen." Jedoch sehe die Situation bei den Würzburgern aber verhältnismäßig gut aus. Immerhin habe es der Klub geschafft, die Einschränkungen der Corona-Pandemie zu überstehen. "Wir sind ganz gut aufgestellt", findet Kuhn.
Etwa 25 Spieler müssen an einem Spieltag dem Team zur Verfügung stehen. "Die kriegen wir immer zusammen", betont Kuhn. Auch wenn man dafür rund 40 bis 50 Spieler im Kader haben müsse, weil immer mal einer verletzt oder nicht da sei.
Wer American Football ausprobieren wolle, sei bei den Panthers stets willkommen, sagt Kuhn. Und das könnten ganz unterschiedliche Typen sein. Ob groß, klein, leicht oder schwer: "Es ist immer irgendwo ein Platz für dich“, sagt Puhl. „Vielleicht ist Fußball nichts für dich, dann gehst du zum Football und kannst wichtig sein."
Am schwierigsten sei die Situation bei den Trainern, weiß Kuhn. Das haben auch die Würzburger schon gespürt. Seit September coacht Jay Lopez, der früher auch mal für die Panthers spielte, das Team. Zudem unterstützt Martin Hanselmann, Ex-Trainer der deutschen Nationalmannschaft sowie ehemaliger GFL- und EFL-Coach, den Klub mit seiner Erfahrung und seinen Kontakten.
Spieler der Schweinfurt Chargers ist zuversichtlich, dass sich der NFL-Hype niederschlägt
Die Schweinfurt Chargers können zwar noch nicht auf so viele Jahre wie die 1998 gegründeten Panthers zurückblicken, schließlich entstand das Team erst 2022, als sich Ball Bearings und Hornets zusammenschlossen. Dennoch stellt auch Chargers-Spieler Hendrik Müller fest: "Der Zulauf an Spielern ist bei uns vor allem in der Jugend immens spürbar und kommt langsam auch bei den Männern an." Sein Eindruck: "Dass sich immer mehr Menschen in der Umgebung für unseren Sport interessieren und der Hype um die NFL auch in den Vereinen hier ankommt."
Selbiges belegt auch der American Football Verband Deutschland (AFVD) mit Zahlen von 2000 bis 2022. In diesen mehr als 20 Jahren hat sich die Zahl der Mitglieder in den Vereinen von rund 18.800 auf mehr als 73.000 fast vervierfacht.