Als Wolfgang Scheller im Jahr 1989 zum ersten Mal als Nachrücker in den Stadtrat kommt, wird Laura Wallner gerade geboren. Nun ist die 25-jährige Sozialdemokratin das jüngste, ihr CSU-Kollege Wolfgang Scheller mit 74 Jahren das älteste Mitglied des neu gewählten Stadtrats. Am kommenden Montag tritt das Gremium um 15 Uhr im Ratssaal zum ersten Mal zusammen. Dabei werden insgesamt 15 neue Stadträte vereidigt werden. Neulinge aus sieben Gruppierungen stellen wir hier kurz vor.
gilt in der SPD als politisches Naturtalent. Sie ist Vorsitzende der Jusos in Würzburg und stellvertretende Vorsitzende der Würzburger SPD. Die Soziologin arbeitet am Zentrum für Lehrerbildung der Universität im Bereich interkulturelle Bildung. Studentische Belange, die Wohnraumsituation und der neue Stadtteil Hubland zählen zu ihren Schwerpunktthemen. „Aufgrund meines Alters sehe ich mich aber auch in der Pflicht, mich für Jugendliche und junge Erwachsene einzusetzen“, sagt die 25-Jährige.
mit: Die 50-Jährige ist seit zwei Jahren Geschäftsführerin im Kreisverband der Grünen. Daneben arbeitet sie als freiberufliche Trainerin für Persönlichkeitsthemen. „Neben den großen Stadtprojekten interessieren mich besonders Bildung, Kultur und Frauenthemen.“ Steinisch will sich für Gleichstellung innerhalb und außerhalb des Rathauses einsetzen. „Es geht nicht nur um Frauenquote für Führungspositionen, es gibt viel mehr zu tun.“ Im 50-köpfigen Stadtrat sind diesmal 20 Frauen vertreten, das ist eine mehr als bislang. Steinisch freut sich auf die Zusammenarbeit. „Ich habe gehört, das klappt unter den Frauen sehr gut.“ Eine weitere neue Frau ist
von Zukunft für Würzburg (ZfW). Sie hat die Arbeit schon begonnen. „Sonntags nach dem Kirchgang habe ich seit einigen Wochen im Café H1 am Heuchelhof Bürgersprechstunde“, erzählt die 56-Jährige. Als Vorsitzende des Bürgervereins ist sie am Heuchelhof gut vernetzt. Kerner ist gerade Großmutter geworden und arbeitet als Erzieherin bei der Stiftung Hör- und Sprachförderung. „Neben Bürgernähe und Transparenz sind mir soziale Themen wichtig.“ In ihrem Stadtteil bekannt ist auch
. Die neue CSU-Stadträtin engagiert sich nicht nur seit Jahren politisch, zum Beispiel als Vorsitzende des CSU-Ortsverbandes Versbach, sondern auch kulturell und sozial – so zum Beispiel beim Afrika Festival, für den Kulturspeicher, für minderjährige Flüchtlinge . . . „In Versbach bin ich bekannter als der Oli“, sagt die Frau des CSU-Landtagsabgeordneten Oliver Jörg. Trotzdem sehen viele in Judith Jörg vor allem die starke Frau hinter dem erfolgreichen CSU-Politiker. Das will die 38-Jährige ändern. Unterstützt wird die Politologin dabei von ihrem Mann: Wenn sie künftig Donnerstagnachmittag im Stadtrat sitzt, will der daheim bei den drei Kindern sein. Zeit für die vielen und langen Sitzungen freizuschaufeln, wird nicht nur für Judith Jörg eine Herausforderung sein. Die meisten Stadträte sind Angestellte oder Beamte und brauchen das Verständnis ihrer Arbeitgeber, auch wenn der sie für die ehrenamtliche Tätigkeit freistellen muss. Fast ein Drittel arbeitet selbstständig, etwa ebenso viele sind bereits im Ruhestand. Der Durchschnittsstadtrat ist 55 Jahre alt.
(ÖDP) ist 53. In Heidingsfeld engagiert er sich in mehreren Vereinen, bei ver.di, in der Kirchenverwaltung St. Laurentius sowie seit 14 Jahren bei der ÖDP. Mit zwei Vertretern gehört diese neben ZfW und der Linkspartei zu den kleinsten Gruppierungen im neuen Stadtrat. „Ich will meine Ideen und Ansichten einbringen und hoffe, dass ich so parteiübergreifend mitgestalten kann“, sagt Braun. Der Schreinermeister arbeitet in der Werkstatt des Blindeninstituts und ist einer von zwei Handwerkern im Gremium. Mehr als die Hälfte sind Akademiker. „Kein Einzelkämpfer“ will
sein, der neue und einzige Stadtrat der Linken. Der verheiratete Vater von drei Kindern lebt in Versbach und will sich vor allem für den Sozialpass und die Verbesserung des Radverkehrs einsetzen – gemeinsam mit SPD und Grüne könne das gelingen. „Es geht ja nicht darum, sich zu profilieren oder die anderen zu blockieren, sondern darum, Würzburg voran zu bringen“, sagt der 33-jährige Lehrer der Wolffskeel-Realschule. Der bunte Vogel unter den Neuen ist
. Der 45-Jährige ist Radiomoderator, DJ, Künstler, in Kalifornien zur Schule gegangen und ein lockerer Typ. „Ich bin ja beruflich eher fürs Vergnügen zuständig“, erzählt Puhl. Einen Konflikt zwischen seiner neuen kommunalpolitischen Arbeit und der beim Radio gäbe es nicht: „Ich moderiere ja keine politischen, sondern Musiksendungen.“ Und Puhl meint: „Das Image eines Stadtrats ist bei vielen eher negativ.“ Das hofft er zu ändern. „Mich sprechen jetzt auch viele junge Leute an, die sich eigentlich nicht für Politik interessieren.“ Um deren Anliegen will er sich kümmern.
Motiviert und gespannt sind alle Neuen. Der Älteste der Runde gibt ihnen noch einen guten Ratschlag mit. Wolfgang Scheller: „Nicht mit großen Reden verändert man die Welt, sondern mit vielen kleinen Schritten, Kompromissen und Arbeit für die Bürger.“
Zum ersten Mal im Würzburger Stadtrat
50 Mitglieder hat der Stadtrat. 15 werden am Montag das erste Mal als Gewählte im Ratssaal Platz nehmen:
Wolfgang Baumann, ZfW, Rechtsanwalt, 64, aus Oberdürrbach
Raimund Binder, ÖDP, Heimleiter, 49, aus dem Frauenland
Heinz Braun, ÖDP, Schreinermeister, 53, aus Heidingsfeld
Judith Jörg, CSU, Politologin, 38, aus Versbach
Christiane Kerner, ZfW, Erzieherin, 56, vom Heuchelhof
Lore Koerber-Becker, SPD, Religionslehrerin, 36, aus Rottenbauer
Nadine Lexa, CSU, Krankenschwester, 38, Stadtmitte
Homaira Mansury, SPD, Dozentin der Akademie Frankenwarte, 36, Stadtmitte
Andy Puhl, FWG, Radiomoderator, 45, aus dem Steinbachtal
Sebastian Roth, Die Linke, Lehrer, 33, aus Versbach
Joachim Schulz, SPD, Konzertveranstalter, 41, Äußere Pleich
Sabine Steinisch, Grüne, Geschäftsführerin Kreisverband Grüne, 50, aus dem Frauenland
Anke Stumpf, CSU, Rechtsanwältin, 41, Frauenland
Laura Wallner, SPD, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, 25, Stadtmitte
Sabine Wolfinger, CSU, Geschäftsführerin Spielzeugwiese , 47, aus der Dürrbachau.