
Bei so vielen prominenten Zuschauern kann man schon einmal nervös werden, auch wenn eigentlich nur ein Training ansteht. "Die Jungs kennen ja viele der Trainer gar nicht mehr. Aber als sie dann mitbekommen haben, dass zum Beispiel auch Domenico Tedesco auf der Tribüne sitzt, war das schon etwas Besonderes", erzählt Lukas Billick. Der einstige Fußball-Profi, der vor wenigen Monaten seine aktive Karriere als Kapitän beim FC Schweinfurt 05 beendet hat, ist in diesem Sommer zurückgekehrt zu den Würzburger Kickers, mit denen er 2016 den Aufstieg in die 2. Bundesliga geschafft hatte.

Als U-14-Trainer ist er im Nachwuchsbereich bei den Rothosen eingestiegen. Seine Mannschaft war ausgewählt worden, um im Rahmen des Trainerkongresses des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer für Anschauungsunterricht zu sorgen. "Die Jungs sind tatsächlich ein paar Meter mehr gelaufen", stellte Billick fest: "Das war ein tolles Erlebnis und eine besondere Motivation."

Welche Fähigkeiten sind im modernen Fußball gefragt und wie lassen sie genau diese erlernen. Fragen, wie diese zu beantworten, dafür ist beim Deutschen Fußball-Bund Hannes Wolf zuständig. Der 43-Jährige ist seit einem Jahr Direktor Nachwuchs, Training und Entwicklung. Mit der Vorstellung eines neuen Konzepts für Kinderfußball löste er bereits eine intensive Debatte aus. Beim Trainerkongress in Würzburg indes stellte er Trainingsformen vor, immer auf einem kleinen Feld, meist mit drei Toren. Durch kleinere Anpassungen könnten so verschiedenste Fertigkeiten bei den Spielern gezielt gefördert werden.

"Am Ende ist es immer noch Fußball. Aber der Sport hat in den letzten Jahren schon eine enorme Entwicklung genommen. Gerade für mich als ganz neuen Trainer war das natürlich eine sehr interessante Erfahrung", sagt Billick. Dass solche Trainingsformen nicht nur bei Nachwuchsteams, sondern auch im Leistungsbereich bei Erwachsenen funktionieren, demonstrierte Wolf mit dem Regionalliga-Team der Kickers. Er und Hanno Balitsch, U-18-Bundestrainer und bei der vergangenen Europameisterschaft als Experte für das ZDF im Einsatz, zeigten dem Fach-Publikum auch mit der Mannschaft von Kickers-Chefcoach Markus Zschiesche ein paar Spielformen in der Praxis.

Wie immer in diesen drei Kongresstagen in Würzburg war das, was sich am Rande des Geschehens abspielte, mindestens genauso interessant. So viel versammelte Fußball-Prominenz gibt es nicht alle Tage an einem Ort –und die Berufstrainer nutzten das Treffen auch im Stadion zur Kontaktpflege. Da saß Ex-Nationalspieler Jens Nowotny genauso auf der Tribüne wie der ehemalige Premier-League-Coach-David Wagner.

Mit Michael Schiele, Torsten Ziegner und Danny Schwarz waren auch gleich drei ehemalige Kickers-Trainer an ihre alte Wirkungsstätte gekommen, um die für die Verlängerung ihrer Fußballlehrer-Lizenz nötige Fortbildung zu absolvieren. Nur einer aus dem Trio hat derzeit einen Verein: Schwarz, der am kommenden Wochenende mit seinem FC Homburg in der Regionalliga Südwest auf einen anderen Ex-Kickers-Coach trifft. Nämlich auf Marco Wildersinn und die Stuttgarter Kickers. Wildersinn war beim Trainer-Stelldichein in Würzburg diesmal nicht dabei.