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WÜRZBURG
Stephan Schmidts Scheitern
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 12.10.2017 03:22 Uhr

Die Nachricht war keine Überraschung mehr. Sie kam am Montagmittag um zehn nach Zwölf – schriftlich. „Der FC Würzburger Kickers stellt Cheftrainer Stephan Schmidt frei“ war die Meldung übertitelt, die der Fußball-Drittligist per Internet verbreitete. Schmidts Tätigkeit als Übungsleiter in Würzburg ist beendet, 133 Tage nachdem er am 22. Mai bei einer Pressekonferenz offiziell als Nachfolger von Bernd Hollerbach vorgestellt wurde. Eine Ära wurde aus Schmidts Amtszeit nicht. Der 41-Jährige hat sich an den Kickers versucht, und er ist gescheitert.

Die Pressemitteilung der Kickers im Wortlaut

Das sahen am Ende auch die Kickers-Verantwortlichen nicht anders, die sich am Sonntagabend im engsten Kreis getroffen hatten. „Gemeinsam mit dem Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Thorsten Fischer haben wir Stephan in einem ebenso offenen wie konstruktiven Gespräch unsere Entscheidung mitgeteilt“, wird der Kickers-Vorstandstandsvorsitzende Daniel Sauer in der Verlautbarung des Klubs zitiert. Am Sonntagvormittag hatte Schmidt noch das Training des Drittligisten geleitet. Es sollte die letzte Einheit unter seiner Verantwortung sein. Am Tag seiner Entlassung war Schmidt telefonisch nicht zu erreichen. Die Klub-Verantwortlichen wollten sich über die veröffentlichte Meldung hinaus nicht mehr äußern.

Schiele in Rosenheim auf der Bank

Nun ist erst einmal Michael Schiele für den Kader zuständig. Der bisherige Co-Trainer saß am Dienstag beim Toto-Pokal-Auswärtsspiel beim Regionalligisten TSV 1860 Rosenheim auf der Trainerbank. Der 39-jährige Schiele, einst als Co-Trainer von Stefan Ruthenbeck auch in der Zweiten Bundesliga beim VfR Aalen und der SpVgg Greuther Fürth aktiv, steht genauso wie der Rest des Trainerteams – abgesehen von Schmidt – weiterhin bei den Kickers in der Verantwortung. „Michael genießt unser volles Vertrauen“, so Sauer. Ob aus Interimstrainer Schiele auch ein Langzeittrainer werden kann? Sauer sagt: „Wir geben uns jetzt die Zeit, die nötig ist, um die beste Lösung für die Würzburger Kickers zu finden.“ Vertragslose Trainer auf dem Markt gibt es derzeit einige.


Fischer: "Wir benötigen neue Impulse"

Auf jeden Fall wartet auf Schmidts Nachfolger reichlich Arbeit. In den letzten Wochen scheint nicht nur die Hoffnung auf eine erfolgreiche Saison im Vorderfeld der Dritten Liga bei den Kickers zerplatzt zu sein. „Wir benötigen unabdingbar neue Impulse, um die Wende herbeizuführen“, wird Kickers-Aufsichtsratschef Thorsten Fischer in der Pressemitteilung zitiert.

Der Geldgeber und Antreiber des Würzburger Profifußballprojekts macht sich offenbar angesichts der Entwicklung der vergangenen Wochen Sorgen. Eine weitere sportliche Talfahrt dürfte das ganze Projekt infrage stellen. Einen Abstieg in die Regionalliga könnten die Kickers wohl kaum verkraften. Gründe genug für Fischer, über Schmidts Arbeit den Daumen zu senken. Die desaströse Leistung des Kickers-Teams beim 0:2 gegen Unterhaching hat Schmidt endgültig das Vertrauen der Kickers-Oberen gekostet. Sauer stellt auch eine „ausbleibende Fortentwicklung des Teams seit Saisonbeginn fest“. Von all dem, was sich die Kickers von Schmidt versprochen hatten, ist nichts zu sehen. Noch vor wenigen Wochen hatte Sauer, Vorstandschef und Sportdirektor in Personalunion, ganz anders geklungen.

Schmidt hatte, zusammen mit Sauer, im Sommer ein Team nach seinen Vorstellungen zusammenstellen können. Der Umbruch nach dem Zweitliga-Abstieg war groß. Doch das neue Personal weckte durchaus Erwartungen. Geht es nach dem Internetportal „transfermarkt.de“ hat der Würzburger Kader den zweithöchsten Marktwert der Liga. Nun muss ein anderer Coach mit diesem offensichtlich nicht einfach zu führenden Team zurechtkommen.

„Wir erwarten jetzt von der Mannschaft eine Weiterentwicklung und einen anderen Leistungswillen“, wird Sauer von den Kickers zitiert. Eine Aussage, die nahelegt, dass Schmidt der Weiterentwicklung im Weg stand.

Ein Missverständnis

Die Verpflichtung des gebürtigen Berliners erweist sich im Nachhinein als Missverständnis. Dabei war die Hoffnung groß gewesen, mit dem ehemaligen Chefcoach der U-17-Junioren des FC Schalke 04 den richtigen Mann für den Neuanfang in der Dritten Liga gefunden zu haben. Am Ende müssen sich die Kickers-Verantwortlichen die Frage gefallen lassen, ob sie bei der Auswahl ihres Trainers nicht genau genug hingeschaut hatten. Auch die Engagements bei den damaligen Zweitligisten SC Paderborn und Energie Cottbus waren für Schmidt vorzeitig zu Ende gegangen. So groß seine Erfolge im Juniorenbereich auch sein mögen, bei den Erwachsenen hat der 41-Jährige nun auch die Chance in Würzburg nicht genutzt, um sich im Profifußball zu etablieren.

 
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  • M. G.
    Ich verstehe auch nicht die Kritik an Herrn Kranewitter! Er hat mit seinen Berichten den Verantwortlichen vielleicht die Augen geöffnet.
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  • R. S.
    Herr Kranewitter lassen sie sich nicht beeirren und berichten sie bitte weiterhin so objektiv, auch wenn es, meist den Ahnugslosen, nicht gefällt. Herr kranewitter ist in meinen Augen ein Sportjournalist mit hoher fachlicher Kompetenz. Bisher hat jeder seiner Spielberichte zumindest mit meinen Beobachtungen zu 100 Prozent übereingestimmt. Ebenso bringt er genau auf den Punkt was Sache bezüglich der handelnden Personen ist. Das hat nichts mit respektlos zu tun sondern eher was mit Weitsicht.. Aber vielleicht verstehen wir beide ja nicht viel von Fussball. Kann auch sein.
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  • M. M.
    Für Haus-und Hof-Berichterstattung ist das eigene Kickers-Blättchen zuständig. Dort kann man sich selbst Beweihräuchern und alles rosarot färben.
    Die meisten Leser dürften froh sein, dass zumindest Herr Kranewitter um eine objektive und kritische Berichterstattung bemüht ist. Diesbezüglich hat man sich bei der Mainpost im Vergleich zum Anfang des “3 x 3“ Projektes, als die Mainpost den Kickers blinde Marketinghilfe leistete, etwas gebessert.
    Und Respektlosigkeit kann ich in den Artikeln beim besten Willen nicht erkennen.
    In der Öffentlichkeit stehende Personen wie (Ex-)Trainer Schmidt oder Herr Sauer müssen nunmal Kritik aushalten können, zumal wenn sie völlig erfolglos agieren.
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  • R. Ö.
    So isses grinsen
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  • R. M.
    @marki79: Die "meisten Leser" vertreten Sie in keinem Ihrer Kommentare. Ich fühle mich von Ihrer reflexartigen Hetze gegen Kickers und wie hier gegen die MainPost NICHT repräsentiert. Da Sie konstant unter Kickers-Artikeln hetzen, bin ich vielmehr überzeugt, dass Sie nicht die Meinung der meisten Leser treffen. Der unabhängigen Zeitung MainPost "blinde Marketinghilfe" für die Kickers vorzuwerfen, ist für mich eine haltlose Unterstellung. Für mich stellt sich vielmehr die Frage: Wenn Sie diese Zeitung als so parteiisch und gekauft empfinden:WARUM ABONNIEREN SIE SIE DANN? Doch nicht etwa, um gegen Kickers zu hetzen? . . .
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  • M. M.
    Nun, in der Schule würde man ihren Beitrag wohl als klassische Themaverfehlung bezeichnen.
    Denn nicht ich beanspruche für mich, mit meinen Beiträgen die meisten Leser “zu vertreten“.
    Ich behaupte lediglich, dass sich die meisten Leser wohl eine objektive Berichterstattung der Mainpost wünschen.
    Denn die überaus meisten Leser des Sportteils sind keine Kickers-Fans, sondern Sportinteressierte im Allgemeinen.
    Und diese möchten dann doch lieber einen objektiven und kritschen Bericht über das Sportereigniss an sich und zu den Geschehnissen Drumherum lesen, statt Berichterstattung durch die Kickers-Brille.
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  • T. B.
    Sehr geehrter Herr Kranewitter,
    Sie haben es damals bei Ihrer Vorstellung von Stephan Schmidt ja schon geahnt ...
    Nicht nur deshalb empfinde ich Ihre Schreibweise in der lokalen Sportredaktion oftmals überzogen und gerade gegenüber den handelnden Personen als leicht respektlos. Aber vielleicht ist das auch nur ein Missverständniss ...
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