
War es das für Stephan Schmidt? War das 0:2 gegen die SpVgg Unterhaching für ihn das letzte Spiel als Trainer von Fußball-Drittligist FC Würzburger Kickers? Am Ende brachte nicht nur die Niederlage, sondern vor allem die Art und Weise des Auftretens die Verantwortlichen beim FWK zum Nachdenken, welche Konsequenzen auf diesen Auftritt folgen müssen, um in der nun folgenden Länderspielpause den schlingernden Zweitliga-Absteiger wieder auf Kurs zu bringen. Am Samstag purzelten die Kickers in der Dritten Liga wieder auf einen Abstiegsrang.
Und sie spielten beileibe auch wie ein zukünftiger Regionalligist. „Trainer raus“ schallte es lautstark durch das Stadion. Bei der Frage, ob Schmidt am Dienstag beim Toto-Pokal-Spiel beim TSV 1860 Rosenheim noch auf der Bank sitzen wird, wollte sich Kickers-Vorstandsvorsitzender Daniel Sauer nicht festlegen: „Wir werden jetzt die Lage analysieren und nach Wegen suchen, wieder erfolgreich zu werden. Da müssen alle an einen Tisch, und dann werden wir sehen, wo die Reise hingeht.“
- Das sagen die Fans:
Ohne ersichtlichen Plan, ohne Konzentration und vor allem ohne jede Leidenschaft waren die Rothosen am Samstagnachmittag aufgetreten: „Wir müssen uns für dieses Spiel bei unseren Fans entschuldigen“, sagte Sauer, der auch Sportdirektor ist, nach der Partie. Dem ist beim Rückblick auf die 90 Minuten am Dallenberg nicht mehr viel hinzuzufügen. Bereits nach 30 Sekunden hätten die Hausherren in Rückstand liegen können, als Unterhachings Thomas Hagn völlig ungedeckt nach einem Freistoß köpfen konnte. Da parierte Kickers-Torhüter Wolfgang Hesl noch.
Pfiffe zur Pause
Danach war die Partie schon in der ersten Spielhälfte ein ziemlich unansehnliches Gekicke mit Vorteilen für Aufsteiger Unterhaching. Dass Kickers-Trainer Schmidt in der ersten Hälfte „ein temporeiches Spiel“ gesehen hatte, dürfte zumindest die große Mehrheit der 4661 Besucher verwundern. Schon zur Pause gab es laute Pfiffe. 0:0 stand es zu diesem Zeitpunkt.
- Die PK nach dem Spiel in voller Länge:
Schon kurz nach dem Seitenwechsel ermöglichten Kickers-Verteidiger Anthony Syhre und Torhüter Wolfgang Hesl mit geradezu slapstickreifem Abwehrverhalten Hachings Torjäger Stephan Hain den ersten Treffer (47.). Mit Thomas Hagns 2:0 (72.) war die Partie gelaufen. Ein Aufbäumen war bei den Kickers nicht zu erkennen.
Keine echte Torchance in 90 Minuten
Eine wirkliche Torchance hatten die Rothosen über 90 Minuten überhaupt nicht. Die Gäste aus der Münchner Vorstadt dürften schon schwerer um drei Punkte gekämpft haben als an diesem lauen Herbsttag in Unterfranken. Die Hausherren ließen die Unterhachinger gewähren, wirkten auch in den Zweikämpfen unentschlossen – ja fast lustlos. „Man muss nicht jeden Pass an den Mann bringen, aber die Einstellung muss stimmen“, sagte Innenverteidiger Sebastian Neumann - und die habe „von Anfang an nicht gepasst.“ Der Kickers-Kapitän verblüffte mit einer überraschenden Aussage: „Ich nehme die Niederlage auf meine Kappe, weil ich es nicht geschafft habe, die Mannschaft einzustellen und die Mannschaft zu pushen.“
- Spiel verpasst? Hier gibt es den Liveticker zum Nachlesen
Auf die Frage, ob es nicht Aufgabe des Trainers sei, die Mannschaft einzustellen, meinte er: „Es liegt am Kapitän und den Führungsspielern die Leidenschaft auf den Platz zu bringen. Das habe ich nicht geschafft.“ Unmittelbar nach der Partie zeigte sich, dass Trainer Schmidt und Sauer das Auftreten des Teams völlig unterschiedlich bewerten. In den letzten Wochen hatte der Vorstandschef dem Trainer stets den Rücken gestärkt.
Dieses Mal redete er Tacheles: „Es gibt keine zwei Meinungen. Man muss nicht 20 Jahre Fußball gespielt haben, um festzustellen, dass Laufbereitschaft und Leidenschaft heute nicht da waren“, sagte der einstige Handball-Profi. Schmidt entgegnete den Kritikern in der Pressekonferenz: „Ich glaube nicht, dass das eine Frage der Einstellung war.“ Man habe Unterhachings starke Offensive in der ersten Halbzeit „sehr, sehr gut in den Griff bekommen.“ Eine recht exklusive Sicht der Dinge. Am Ende habe einfach „die Balance von Offensive und Defensive nicht gestimmt“, so Schmidt.
- Deutliche Worte vom Sportchef und vom Kapitän:
Man werde in den kommenden Tagen viele Gespräche führen müssen, kündigte Sauer an. Dabei werde auch der Trainer mit am Tisch sitzen und seine Sicht der Dinge kundtun dürfen. „Offen und hart“, werde man die Lage analysieren: „Der Trainer hat eine Idee vom Fußball, von der haben wir aber bisher noch nicht so viel gesehen – nur ansatzweise. Jetzt gilt es aufzuarbeiten, warum diese Idee nicht zum Tragen kommt.“
Da wird halt nicht das Ergebnis gefeiert, sondern das Event.
Nächstes Jahr trifft man sich halt leider nur noch auf dem Golfplatz in Würzburg.
Da ist es doch auch schön.