Stolpert der ärgste Rivale der Würzburger Kickers im Kampf um die Meisterschaft in der Fußball-Regionalliga Bayern über seine Geldprobleme? Spitzenreiter SpVgg Unterhaching steckt offenbar derzeit in erheblichen Zahlungsschwierigkeiten. Das berichten der "Kicker", die "Süddeutsche Zeitung" und der "Münchner Merkur" übereinstimmend. So seien zuletzt Gehälter an Spieler und hauptamtliche Mitarbeiter des Klubs nicht ausgezahlt worden. "Bei den Januar-Gehälter hängen wir hinterher, das stimmt", räumte SpVgg-Präsident Manfred Schwabl am Montag ein: "Die meisten Dezember-Gehälter haben wir aber bezahlt." Laut "Süddeutsche Zeitung" ist beim Ex-Bundesligisten aus der Münchner Vorort-Gemeinde ohnehin bereits der Rotstift angesetzt worden. So wird auch bereits an der Spielerverpflegung gespart.
Schwabl spricht von einer "vorübergehenden Liquiditätslücke" und versichert, die Gehälter würden in den kommenden Tagen nachbezahlt. Trotzdem bleiben viele Fragezeichen. Zwar sagte Schwabl gegenüber dem "Kicker" auch, dass die Hachinger bis zur Abgabefrist Anfang März die Lizensierungsunterlagen für die 3. Liga beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) einreichen wollen. Erst im April wolle man in den Vereinsgremien aber darüber beraten, ob ein Aufstieg überhaupt infrage kommt. "Ich schließe nichts aus. Auch nicht, dass wir uns das dann wirtschaftlich leisten können und wollen", wird Schwabl zitiert.
Ob die Spielvereinigung den für Regionalliga-Verhältnisse teuren Kader weiterhin bezahlen kann, scheint aber auch im Falle eines Aufstiegs unsicher. Viele Verträge mit Leistungsträgern laufen aus und auch der Kontrakt mit Trainer Sandro Wagner, bundesweit eher als TV-Experte bekannt, endet im Sommer.
Sechs Millionen Euro für Ex-Jugendspieler Adeyemi
Die Finanzprobleme der Oberbayern überraschen zumindest zum aktuellen Zeitpunkt. Schließlich hatte der Weiterverkauf von Ex-Jugendspieler Karim Adeyemi von RB Salzburg zu Borussia Dortmund den Münchner Vorstädtern sechs Millionen Euro Einnahmen garantiert. Geld, das laut Schwabl gebraucht wurde, um "Altlasten abzubauen", unter anderem auch, um Bankkredite zu bedienen. Die Unterhachinger waren im Jahr 2019 als zweiter deutscher Fußballklub an die Börse gegangen. Die Spielvereinigung, die 2020 aus der 3. Liga abstiegen ist, schreibt seither Jahr für Jahr rote Zahlen. Besonders ins Gewicht fällt dabei das Leistungszentrum, das sich der Klub laut Medienberichten zwei Millionen Euro im Jahr kosten lässt.
Bei den Kickers hat man sich indes entschlossen, das Leistungszentrum, das in Würzburg zuletzt 900.000 Euro im Jahr kostete, ab Sommer aufzugeben. Auch den FWK hatten in diesem Winter Finanzprobleme geplagt, bis mit Dominik Möhler ein neuer Anteilseigner einstieg und die drohende Insolvenz abgewendet wurde. Die Gehälter wurden in Würzburg, nach Informationen dieser Redaktion, stets bezahlt.
Kickers reichen Drittliga-Lizenzunterlagen bald ein
Die Entwicklung in Unterhaching verfolgt auch Kickers-Vorstandsvorsitzender Benjamin Hirsch, der für die Rothosen klipp und klar die Drittliga-Rückkehr als Ziel formuliert: "Aus unserer Sicht ist professioneller Fußball in der Regionalliga finanziell noch viel schwerer darstellbar als in der 3. Liga." Deshalb werde man auch demnächst die Lizenzunterlagen beim DFB einreichen. Die Winter-Neuverpflichtungen seien auch ein Zeichen, dass die Kickers schon in dieser Saison die Aufstiegschance ergreifen wollen. Nach der Verpflichtung der Offensivakteure André Leipold (Leihe von Darmstadt 98) und Domenico Alberico (zuletzt vereinslos) ist seit Montag auch Torhüter Eric Verstappen fester Bestandteil des Kaders. Die Spielberechtigung für den 28-Jährigen liegt inzwischen vor. So sieht Hirsch seine Kickers für den Titelkampf gut präpariert. "Wir wünschen uns natürlich, dass die Meisterschaft auf dem Rasen entschieden wird", sagt er.