
DJK Rimpar Wölfe - ThSV Eisenach 26:23 (14:12)
1751. Die Zahl muss man sich in diesen Zeiten mal in Erinnerung rufen. So viele Zuschauer fieberten 2019 beim letzten Heimspiel des Jahres der DJK Rimpar Wölfe in der s.Oliver Arena mit. Sie sahen ein hochspannendes Handballfest und einen 25:24-Sieg über den TuS N-Lübbecke. Ein Jahr später ist auf der Welt nichts mehr, wie es damals noch war.
Wegen der Corona-Krise durfte auch zum letzten Heimspiel des Zweitligisten 2020 kein einziger Fan in die Halle. Und wegen dreier Covid-19-Fälle und zehntägiger Quarantäne für die gesamte Mannschaft hatten sich die Rimparer nur mit einem einzigen Training am Freitag auf den ThSV Eisenach vorbereiten können.
Kompliment von Coach Klatt
"Es war total langweilig", sagte DJK-Mittelmann Yoantan Dayan über die häusliche Isolation. "Aber wir haben es überlebt. Hauptsache, wir haben gewonnen." Mit 26:23 (14:12) bezwangen die Unterfranken die Thüringer am Samstagabend im Duell der Rumpfkader und springen in der Tabelle von Rang zwölf auf sieben.
"Großes Kompliment an meine Mannschaft. Ich persönlich hatte nicht mit so einer tollen Leistung gerechnet", lobte Klatt seine Jungs und sprach von einer "mentalen Herausforderung". "Ich habe ihnen gestern gesagt, dass wir das Spiel relativ einfach halten wollen, Spaß entwickeln und das tun, was wir am besten können: uns über die Abwehr reinkämpfen. Das ist uns gut gelungen."
Dezimierte Kader
Beide Mannschaften hatten mehrere Ausfälle zu verkraften. Bei den Gastgebern fehlten neben den immer noch verletzten Julian Sauer und Lukas Siegler auch Kapitän Patrick Schmidt, Kreisläufer Valentin Neagu und Torwart Andreas Wieser. Aus der Bayernliga-Reserve nominierte der DJK-Coach Luis Franke nach, der zu einem Kurzeinsatz kam. Keeper Robert Tschuri, der ebenfalls als Ersatz vorgesehen war, bekam nicht rechtzeitig einen zweiten Corona-Test. Die Gäste traten ohne drei Verletzte an.

So traf ein Zwölfer- auf einen 13-er-Kader, beide mit den sehr jungen, torgefährlichen Spielmachern. Sowohl Yonatan Dayan (20) als auch Martin Potisk (21) führten mit Übersicht Regie und waren zudem die besten Werfer ihrer Teams. "Ich hatte richtig Bock, nachdem ich in der Quarantäne die ganze Zeit nur Handball geschaut habe", sagte Dayan. Der Israeli war neben Rückraumakteur Steffen Kaufmann auffälligster Rimparer. "Ich habe mich so auf das Spiel gefreut!"
Sechs verworfene Siebenmeter
Die Wölfe brauchten etwa zehn Minuten, um sich auf Wettkampfmodus zu temperieren. Man merkte ihnen anfangs an, dass die tägliche Übungspraxis fehlte. An ungenauen Pässen, besonders bei Tempogegenstößen. An ausgelassenen Torchancen, etwa von außen. An ausbaufähiger Abstimmung, gerade in der Abwehr. Und vor allem an verworfenen Siebenmetern.
Alle Schützen vom Strich - Tommy Wirtz, Dominik Schömig, Benedikt Brielmeier, David Kovacic und Dayan - scheiterten bei insgesamt sechs von sieben Versuchen am starken ThSV-Torwart Blaz Vocina, allein Wirtz traf einmal. "Sie waren aber auch schlecht geworfen", sagte Co-Trainer Josef Schömig zurecht, der in den vielen Jahren seiner Amtszeit noch nie so viele Fehl-Strafwürfe gesehen hat. "Trotzdem stehen am Ende 26 Tore für uns, das zeigt auch, wie viele Chancen wir uns dennoch geschaffen haben", meinte Klatt.
Emotion und Balleroberungen
Über Emotion in der Deckung bissen sich die Wölfe wie geplant ins Spiel. Sie erkämpften sich Bälle, gingen nach elf Minuten durch einen Konter von Wirtz erstmals in Führung (6:5) und bauten diese durch einen Doppelschlag von Kaufmann in der 22. Minute auf drei Tore aus (11:9.).
Die Eisenacher hielten zwar dagegen, doch unterliefen ihnen mehr technische Fehler. 15 zählte ThSV-Trainer Markus Murfuni über die gesamte Dauer - "darunter auch ein paar dumme Dinger, die mit verhindert haben, dass wir die Wende herbeiführen. So sind wir fast die ganze Zeit einem Rückstand hinterhergelaufen." Beim Stand von 14:12 ging es in die Kabinen.
Sehenswerter Schömig-Dreierpack
Die Gäste stellten ihre Abwehr auf 5:1 um, doch durch ihre teils robuste Rangehensweise kassierten sie bald zwei Zeitstrafen. Bei den Gastgebern stellte der nach der Pause erst eingewechselte und noch frische Schömig mit zwei sehenswerten Treffern von Linksaußen und per Konter nach eigener Balleroberung erstmals einen Vier-Tore-Vorsprung für seine Farben her (20:16, 41.) - bevor er auf die Hand fiel und wieder raus musste.
Hinten agierten die Unterfranken weiter aggressiv. "Wir haben jeden Zweikampf angenommen und uns noch mal gesteigert", betonte Klatt. Näher als auf zwei Treffer kamen die Thüringer, bei denen Murfuni "Verschleiß" beklagte, schließlich nicht mehr heran: "Man sieht, dass die Intensität an der Kraft nagt. Wir waren teilweise platt."
Ihr Weihnachtsspiel bestreiten die Wölfe diesmal auswärts. Am Tag vor Heiligabend gastieren sie bei der SG BBM Bietigheim (23.12., 19.30 Uhr). Am 29. Dezember (20 Uhr) schließen sie dann beim HSV Hamburg das Corona-Sportjahr 2020 ab.