"Abstiegskampf ist dreckig", hatte Patrick Schmidt vor dem Unterfrankenderby in der Zweiten Handball-Bundesliga gesagt und "Einsatz, Leidenschaft und Härte" von seiner Mannschaft gefordert. Die nahm ihren Kapitän beim Wort – und zeigte in der Untermainhalle in Elsenfeld am Mittwochabend eine blitzsaubere Leistung. Mit 29:25 (17:12) gewann die DJK Rimpar Wölfe das fair geführte Kellerduell beim TV Großwallstadt vor 485 Zuschauern.
"Das war die Antwort auf den Appell", sagte der mit zehn Treffern erfolgreichste Torschütze Schmidt grinsend, nachdem sich die Gäste ausgiebig von ihren rund 100 mitgereisten Fans mit der "Humba" hatten feiern lassen.
"Ich bin sehr erleichtert, dass wir in einem so wichtigen Spiel trotz schwieriger personeller Ausgangslage unsere bisher beste Saisonleistung hingebracht haben", äußerte DJK-Trainer Julian Thomann, der sein Team hervorragend eingestellt hatte.
Corona fordert immer mehr Spielverlegungen
Das Derby war eines jener Ereignisse, bei dem man sich in diesen Tagen fühlt wie in einem Paralleluniversum: raus aus dem Homeoffice, rein in die Halle. Gleichsam begeisternd wie beklemmend. Während die Corona-Inzidenz bundesweit weiter steigt und Ärzte auf Intensivstationen um das Leben von Infizierten kämpfen, kämpfen Handballprofis um Punkte. Und um ein Stück Normalität in der neuen 2G-Blase.
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Dass auch ihr Universum kein geschütztes ist, zeigen immer mehr Verlegungen. An diesem elften Spieltag wurden aufgrund von Coronafällen beim ThSV Eisenach, bei den Eulen Ludwigshafen und beim HSC 2000 Coburg drei Partien abgesagt. Ob das Derby der Wölfe in Coburg am 27. November stattfinden kann, war am Mittwochabend noch fraglich.
Der TV Großwallstadt selbst hatte zuletzt aufgrund mehrerer Impfdurchbrüche eine Zwangspause einlegen müssen. Gegen Rimpar stand den Gastgebern wieder ein 15er-Kader zur Verfügung. Die Gäste mussten aufgrund der Verletzungen von Benedikt Brielmeier, Lukas Böhm und Valentin Neagu mit drei Feldspielern weniger auskommen. Felix Jaeger hat sich nach seinem Hexenschuss auch noch in den Finger geschnitten und wurde nicht eingesetzt.
Aus diesem Grund rückte Schmidt von der Mitte auf Halblinks und machte Platz für Yonatan Dayan als Spielmacher. Beide spielten zusammen mit Steffen Kaufmann im Rückraum durch – "alle drei haben einen absoluten Sahnetag erwischt", lobte Thomann – und eröffneten mit ihren Treffern das Duell (0:2, 5.). Und den Torreigen der DJK. Nach neun Minuten führten die Grün-Weißen mit 5:1. TVG-Trainer Ralf Bader sah sich zur frühen ersten Auszeit gezwungen, brachte Kuno Schauer für Mario Stark als Regisseur.
Rimpar diesmal konzentriert im Abschluss
Doch die Probleme der Blau-Weißen lagen mehr in der Abwehr als im Angriff, wo Toptorjäger Savvas Savvas recht zuverlässig traf, nach der Pause trotzdem nur noch auf der Bank saß. Hinten indes standen sie zu passiv gegen die geduldig agierenden Rimparer, die konzentriert den Abschluss suchten – und zumeist auch fanden.
Anders als zuletzt öfter, nutzten sie diesmal von allen Positionen ihre Chancen, allen voran Schmidt und Kaufmann gegen ihren Ausbildungsklub, und bauten ihre Führung mehrmals auf bis zu sechs Treffer aus (5:11, 17.).
Eine Frage der Kräfte
Was auch daran lag, dass Schlussmann Jan Steffen Minerva (vor seiner Heirat Redwitz) keine Hand an den Ball bekam, die Abstimmung mit der Deckung passte oft nicht. Er wurde für Can Adanir ausgewechselt (16.), der nach 20 Minuten die erste Parade für Großwallstadt verzeichnete. Marino Mallwitz gewann das Keeper-Duell auch gegen ihn deutlich (13:8).
In der ersten Halbzeit kam der TVG nicht mehr näher als auf vier Tore heran. Die DJK hatte immer eine Antwort. Zur Pause stand es 12:17 – mit einer Wurfquote von 77:52 Prozent für die Wölfe. Die große Frage war: Würden ihre Kräfte mit dem Schrumpfkader reichen?
Acht-Tore-Führung für die Wölfe
Sie wirkten auch nach dem Seitenwechsel zunächst alles andere als müde! Sie wirkten hungrig! Nach klitzekleinen Nachlässigkeiten kam Großwallstadt in der zweiten Halbzeit zwar noch mal auf 15:19 heran (36.), doch Rimpar ließ umgehend eine Reaktion folgen: einen 4:0-Lauf zur ersten Acht-Tore-Führung (15:23, 40.).
Doch dann mehrten sich die Fehler. Dem TVG gelangen fünf Tore in Folge (21:24, 51.), er steigerte sich in der Abwehr, Adanir zwischen den Pfosten. Die Aggressivität nahm zu. Und erst recht die Spannung, als es in der 59. Minute nur noch 25:27 stand.
Mit vereinten Kräften und angefeuert von ihren trommelnden Fans stemmten sich die Gäste am Ende noch gegen eine Manndeckung. Der zweikampfstarke Dayan traf zum erlösenden 25:28 und fühlte "nur noch Freude", wie er später sagte. Schmidt setzte den umjubelten Schlusspunkt. Dann hallte es nur noch "Derbysieger, Derbysieger" durch die Halle.