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Zuschauer im Sport
Zuschauermangel im Sport: 7 Gründe warum die Fans noch zögern
Die Vorfreude auf die Rückkehr der Fans in Hallen und Stadien war riesig. Doch nun sind bei Kickers, Wölfen und Baskets viele Plätze frei. Woran das liegt.
Beim Heimspiel der Kickers im August gegen Osnabrück war der Block der Kickers-Fans nur spärlich besucht.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Beim Heimspiel der Kickers im August gegen Osnabrück war der Block der Kickers-Fans nur spärlich besucht.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:50 Uhr

"575 Tage ohne euch in der #Turnhölle werden am Sonntag endlich zu Ende gehen. Feuer frei: Wir spielen wieder vor vollen Rängen." So euphorisch kündigte Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg auf seiner Facebook-Seite die Rückkehr der Fans in die s.Oliver-Arena an. Zum Spiel kamen dann aber nur 1350 von möglichen 3140 Zuschauern. Beim überraschenden Heimsieg gegen Oldenburg waren es immerhin schon über 2000 und gegen Euroleague-Teilnehmer Bayern München 2200. Zum Vergleich: Vor knapp zwei Jahren, also vor der Corona-Pandemie, war die Partie gegen die Münchner ausverkauft. 

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Ähnlich geht es auch den anderen Profi-Teams in Würzburg. Der Zuschauerschnitt bei Fußball-Drittligist Würzburger Kickers ist etwa halb so hoch, wie 2019/20, als die Kickers zuletzt in der 3. Liga spielten. Noch dramatischer ist die Lage beim Handball-Zweitligisten Rimparer Wölfe. Bei 1800 Zuschauern lag der Schnitt vor Corona-Zeiten, zum Pokalspiel gegen den Bundesligisten TVB Stuttgart kamen 177 Zuschauer. Pro Spiel besuchen aktuell nur noch gut 800 Zuschauer die Heimspiele der Wölfe.

Dieses Phänomen lässt sich nicht nur in der Region beobachten. Die Geschäftsführer Roland Sauer (Wölfe), Steffen Liebler (Baskets) und Christian Jäger (Kickers) bestätigen aus Gesprächen mit Kollegen ganz ähnliche Verhältnisse. Selbst das große Zugpferd Fußball-Bundesliga kämpft mit Zuschauermangel im Stadion. Die TSG Hoffenheim kommt aktuell nur auf etwas über 9000 Fans pro Partie. Doch woran liegt das? Darüber hat diese Redaktion mit Sauer, Liebler, Jäger und Harald Lange, der an der Uni Würzburg Fanverhalten im Sport untersucht, gesprochen.

1. 2G, 3G oder 3G-Plus: Ist die Schwelle zu hoch?

"Ich glaube, wenn die Bestimmungen zu locker sind, ist es den Zuschauern zu unsicher", sagt Steffen Lieber. Bei den Baskets galt zuletzt 3G-Plus, was praktisch einer 2G-Regel entsprach, da kaum Zuschauer mit negativem PCR-Test zum Spiel kamen. Einig sind sich alle Experten dabei, dass die komplizierten und sich ständig ändernden Regeln ein Faktor für das Fernbleiben der Zuschauer sind.

2. Durch Corona sind die Fans bequemer geworden

"Der klassische Fan, der früher 17 oder 19 Heimspiele besucht hat, der sagt jetzt vielleicht: Mir reichen fünf oder sechs Highlightspiele pro Saison", glaubt Jäger. Denn sicherlich hätten sich die Fans während der Geisterspiele daran gewöhnt, Sport auf dem Sofa im eigenen Wohnzimmer zu konsumieren, glaubt Wölfe-Macher Sauer. "Das Feeling-Live-Basketball zu gucken ist noch nicht wieder da", sagt auch Liebler.

Einen weiteren Aspekt bringt der Forscher Harald Lange mit ein: "Der Profifußball hat eindrucksvoll unterstrichen, dass er auch ohne Fans kann. Die Entfremdung ist dort gut sichtbar geworden." Eine Tatsache, die sicherlich auch zu niedrigeren Zuschauerzahlen beiträgt.

3. Der Stellenwert des Fußballs hat abgenommen

Man muss zugeben, dass hier höchstens die Kickers als Verein im Profifußball betroffen sind: Aber die Forschung zeigt, dass die Distanz zwischen Fans und kommerziellem Fußball größer geworden ist. 70 Prozent der Befragten, sagen, dass sich die Kommerzialisierung negativ auf ihr Interesse am Fußball auswirkt, ein Drittel gibt an, weniger Interesse am Fußball zu haben als vor der Pandemie. Einige Fußball-Fans, beispielsweise beim FC Schweinfurt 05 in der Regionalliga Bayern, solidarisieren sich mit anderen Fanclubs. Sie kommen zwar ins Stadion, verzichteten zuletzt aber größtenteils auf Anfeuerungsrufe und Gesänge.

Auch Christian Jäger hat den Wink mit dem Zaunpfahl der Fans verstanden. "Uns ist klar, dass wir gesellschaftlich mehr Verantwortung übernehmen müssen, sei es was Sponsoring angeht, oder auch beim Thema Nachhaltigkeit, wo wir verschiedene Aktionen planen", erklärt der Kickers-Vorstandsvorsitzende.

4. Die Fans fürchten sich vor Infektionen

Auch hier sind sich alle Befragten einig: Viele potenzielle Besucher trauen sich noch nicht wieder in die Halle oder ins Stadion. Selbst unter den nun gültigen 2G-Regeln ist eine Ansteckung in der Halle nicht auszuschließen. Manche tragen sogar freiwillig eine Maske, berichtet Liebler von Bekannten, die er bei einem Heimspiel der Würzburger getroffen hat.

5. Durch die lange Pause hat sich das Freizeitverhalten verändert

Neben den vielen negativen Aspekten der Corona-Pandemie, hatten die vergangenen eineinhalb Jahre auch ihre guten Seiten. Denn als der Alltagsstress wegfiel, blieb Zeit für Sport, Bücher, neue Hobbys und Freizeitaktivitäten. Statt das halbe Wochenende im Stadion oder der Halle zu verbringen, haben viele Menschen angefangen selbst wieder Sport zu treiben oder mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Auch hier sind sich fast alle Beteiligten einig, dass dies eine Rolle spiele.

6. Die Kontaktnachverfolgung und die Zuschauerbegrenzungen

Auch das ist ein Thema, das hauptsächlich beim Fußball eine Rolle spielt. Denn besonders Fußball-Fans stören sich an der Abgabe von Kontaktdaten. Außerdem gilt unter vielen von ihnen das Prinzip: Alle oder Keiner. Heißt: Wenn nur 2000 Zuschauer kommen dürfen und deshalb nicht genug Platz für den gesamten Fanklub ist, bleiben alle zuhause. Und: Zu Saisonbeginn waren die Stehplätze im Kickers-Stadion gesperrt. Auch hiermit waren viele Fans nicht einverstanden. 

7. Umständliche Rückabwicklung bei Spielausfällen

Für die aktuelle Saison haben die Rimparer Wölfe deutlich weniger Dauerkarten verkauft. Roland Sauer führt das auch darauf zurück, dass die Fans schon einmal eine komplizierte Rückabwicklung beim Saisonabbruch mitmachen mussten. Viele hätten damals dankenswerter Weise auf ihr Geld verzichtet. Doch um nicht nochmal in eine solche Lage zu kommen, haben sich nun viele Fans entschieden, keine Dauerkarte mehr zu bestellen. "Wir sehen, dass viele unserer ehemaligen Dauerkartenbesitzer nun häufig Einzeltickets für Spiele kaufen", sagt Sauer. Ganz ausgleichen lässt sich der Rückgang aber nicht.

 
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  • T. F.
    Haben Sportvereine, Künstler u.s.w. sich aktiv fürs Impfen eingesetzt? Stadiondurchsagen, Interviews ...... nein.

    Bei leeren Intensivstationen und bei einer Insidenz von 30, wie bei den Geimpften, würden sicher einige Zuschauer mehr in die Stadien kommen.
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  • J. Z.
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  • J. G.
    Upps da bin ich auf den falschen Button gekommen. Meinte, dass die Leute teilweise noch vorsichtig sind oder manch einem das Procedere zu umständlich ist. Klar ist es vom heimatlichen Sofa für viele bequemer. Die Leistungen der Kickers und der Wölfe ertragen zum Teil nur die hartgesottenen Fans. Die 1. Fussball-Bundesliga ist alles andere als spannend. Nachdem man den Bayern eigentlich die Schale wie auch die letzten Jahre schon jetzt überreichen kann, ist die Bundesliga reizlos geworden. Es stellt sich da auch die Frage, warum die Leute noch Pay-TV buchen. Für die Bundesliga hinausgeworfenes Geld.
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  • M. K.
    Wenn man inzwischen mehrere Abos abschließen muss, um Fußball zu schauen, ist es klar, dass die Quoten sinken und das Interesse abnimmt. Ich hoffe, dass sich der Trend fortsetzt und die Pay-TV anbietet e merken, dass sie nicht alles mit uns machen können.
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  • J. G.
    Die Leute sind halt noch vorsichtig und m
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  • F. R.
    Dass man lieber zuhause Fußball schaut stimmt nicht. Auch die TV-Fußball-Einschaltquoten gingen stark zurück! Am Auftakt-Spieltag der 1. Bundesliga 2021 sahen die 18 h ARD-Sportschau nur noch 2,99 Mio (vorheriger Durchschnitt 4,2 Mio). Der kommerzielle Fußball schafft sich selber ab. Gut so! Wenn Retortenmannschaften, wie auch die Kickers, mit fast Null Bezug zur Stadt, wöchentlich antreten - was macht das eigentlich noch für einen Sinn?
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  • G. K.
    Retorten Verein Kickers?!?! Since 1907. Wie oft war der Verein aus SW insolvent? Wieviel Zuschauer waren beim letzten Spiel von SW? 458 !!! Das absolute Zugpferd anscheinend. Hat der SW 05 eigentlich ein Vereinsheim geschweige denn einen Sportplatz? So ein richtiges Zuhause haben sie nicht. Wenn dem Einzelkämpfer mal die Kohle ausgeht gehen wahrscheinlich erneut die Lichter in SW aus. Träum weiter von besseren Zeiten A25. 🙈🙈🙈🙈
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  • F. R.
    @komsan: Der FC05 gehört nicht zum Thema dieses Artikels, aber dass Fans Retortenvereine satt haben, von denen die Kickers zweifellos einer sind - die Bayern haben i. Vgl. mehr Bezug zu München.

    Aber wenn du das schon ansprichst: die Kickers kann man nicht mit dem derzeitigen FC05 vergleichen: da ist weniger Geld und mehr Herz bei Markus Wolf, der zugleich Präsident ist! Er kauft nicht jedes Jahr eine neue Söldnertruppe wild zusammen. Aber Neue fühlen sich hier immer wohl, in einem dt. Traditionsclub, mit dem sich auch Neue identifizieren, in einer Fußballstadt, mit großem, wunderbaren Sportpark, für den der Verein kostenloses Erstnutzungsrecht auf Dauer hat: eine finanzielle Entlastung und ein großer Vorteil! Du bringst da etwas durcheinander!
    Vgl. die letzten Jahre: es ist immer noch besser, Jahr für Jahr in geordneten Verhältnissen um den Aufstieg zu spielen, als das Chaos bei den Kickers. Zum Fußball gehört immer ein Quentchen Glück, das bei den Relegationsspielen Havelse hatte
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  • K. S.
    Andy25: Was für Unsinn erzählst du uns wieder? Bei jedem Vollprofis tickt die innere Uhr. Ein Spieler hat genetisch bedingt 10-15 Jahre Zeit um Kohle zu machen. Es kickt kein Mensch beim FC05 nur weil der Verein einen schönen Sportpark hat, sondern weil Sie von Herrn Wolf gefüttert werden.
    Das ist nicht verwerflich - so sind die Spielregeln im Profisport (egal ob Fußball, Eishockey, Basketball oder Handball).
    Zu deinem letzten Satz: Der Unterschied zwischen den Kickers und den Schnüdel (einschl. FV) ist, dass die Kickers Ihre wichtigen Endspiele gewinnen. Deshalb waren/sind wir in der 2. und 3. Liga und der ruhmreiche FC05 seit einer gefühlten Ewigkeit im Amateurbereich angesiedelt.
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  • U. A.
    Na ja allzu lange waren "Sie" ja nicht in der zweiten Liga und sind derzeit davon wohl etwa soweit weg wie der Club vom Gewinn der Championsligue. Da war der WFV mal länger dabei.

    Wie lange die Kickers sich noch mit viel Geld in der dritten Liga halten können wird man sehen. Da müssten sie schon sehr viele wichtige Endspiele gewinnen.

    Also würde ich mal lieber den Ball ganz, ganz flach halten.
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  • K. S.
    Alfisti: WFV und 2. Liga war lange vor der Wende und damit knapp nach der Steinzeit😊. Richtig ist das die heutige 3. Liga sehr viel Geld kostet. Fast alle Vereine der 3. Liga haben in Corona Zeiten zu knappern. Das es schwer wird die Klasse zu halten ist auch Richtig. Nach 19 Abgängen war dies vor der Saison jeden klar. Sieht aber mit dem neuen Trainer besser aus (1 Unentschieden + 2 Siege). Eine Miniserie langt schon und man ist von den Abstiegsrängen weg. Das ist auf jeden Fall machbar. Im übrigen ist der WFV finanziell auch nicht auf Rosen gebettet. Hoffen wir das es die beiden Würzburger Verein in Ihrer Liga packen.
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  • G. K.
    A25 Ich glaube Du weisst nicht was ein Retortenverein ist!!!! Du denkst immer bei deinen schweinfurtern ist alles Gold was glänzt. Warum jammert denn euer Präsident immer so wegen den Thema Sponsoren? Hier wurde in den letzten Jahrzehnten soviel verbrannte Erde hinterlassen, dass da keiner mehr Bock drauf hat. Ein Thorsten Fischer ist auch mit sehr viel Herzblut bei der Sache. Es gab seinerzeit ein vernünftiges 3x3 Konzept nach 2 Jahren Regionaliga. Das man so schnell den Sprung in Liga 3 geschafft hat, war mit Sicherheit auch etwas Glück, aber Glück hat nun mal der Tüchtige. Das man einen grosse Fluktuation an Spielern hat, ist aufgrund der vielen Auf- und Abstiege normal. Klar SW hat keine Söldnertruppe weil alle eine Schweinfurter Vergangenheit haben. Ich bin mal gespannt, wenn am Ende der Saison euer Präsident ein grossen Teil seines Geld rauszieht, weil er keinen Bock mehr hat sinnlos Geld zu verbrennen, wieviel Spieler der aktuellen Mannschaft bleiben.
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  • T. H.
    Schau Dir einfach den Weg der Flyckers in den letzten 30 Jahren an, dann weißt Du, was ein Retortenverein ist. Und die durchschnittlich 180 Zuschauer in den 90er und 2000er Jahren bei den Heimspielen sind auch schon vergessen.
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  • J. S.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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