
"575 Tage ohne euch in der #Turnhölle werden am Sonntag endlich zu Ende gehen. Feuer frei: Wir spielen wieder vor vollen Rängen." So euphorisch kündigte Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg auf seiner Facebook-Seite die Rückkehr der Fans in die s.Oliver-Arena an. Zum Spiel kamen dann aber nur 1350 von möglichen 3140 Zuschauern. Beim überraschenden Heimsieg gegen Oldenburg waren es immerhin schon über 2000 und gegen Euroleague-Teilnehmer Bayern München 2200. Zum Vergleich: Vor knapp zwei Jahren, also vor der Corona-Pandemie, war die Partie gegen die Münchner ausverkauft.
Ähnlich geht es auch den anderen Profi-Teams in Würzburg. Der Zuschauerschnitt bei Fußball-Drittligist Würzburger Kickers ist etwa halb so hoch, wie 2019/20, als die Kickers zuletzt in der 3. Liga spielten. Noch dramatischer ist die Lage beim Handball-Zweitligisten Rimparer Wölfe. Bei 1800 Zuschauern lag der Schnitt vor Corona-Zeiten, zum Pokalspiel gegen den Bundesligisten TVB Stuttgart kamen 177 Zuschauer. Pro Spiel besuchen aktuell nur noch gut 800 Zuschauer die Heimspiele der Wölfe.
Dieses Phänomen lässt sich nicht nur in der Region beobachten. Die Geschäftsführer Roland Sauer (Wölfe), Steffen Liebler (Baskets) und Christian Jäger (Kickers) bestätigen aus Gesprächen mit Kollegen ganz ähnliche Verhältnisse. Selbst das große Zugpferd Fußball-Bundesliga kämpft mit Zuschauermangel im Stadion. Die TSG Hoffenheim kommt aktuell nur auf etwas über 9000 Fans pro Partie. Doch woran liegt das? Darüber hat diese Redaktion mit Sauer, Liebler, Jäger und Harald Lange, der an der Uni Würzburg Fanverhalten im Sport untersucht, gesprochen.
1. 2G, 3G oder 3G-Plus: Ist die Schwelle zu hoch?
"Ich glaube, wenn die Bestimmungen zu locker sind, ist es den Zuschauern zu unsicher", sagt Steffen Lieber. Bei den Baskets galt zuletzt 3G-Plus, was praktisch einer 2G-Regel entsprach, da kaum Zuschauer mit negativem PCR-Test zum Spiel kamen. Einig sind sich alle Experten dabei, dass die komplizierten und sich ständig ändernden Regeln ein Faktor für das Fernbleiben der Zuschauer sind.
2. Durch Corona sind die Fans bequemer geworden
"Der klassische Fan, der früher 17 oder 19 Heimspiele besucht hat, der sagt jetzt vielleicht: Mir reichen fünf oder sechs Highlightspiele pro Saison", glaubt Jäger. Denn sicherlich hätten sich die Fans während der Geisterspiele daran gewöhnt, Sport auf dem Sofa im eigenen Wohnzimmer zu konsumieren, glaubt Wölfe-Macher Sauer. "Das Feeling-Live-Basketball zu gucken ist noch nicht wieder da", sagt auch Liebler.
Einen weiteren Aspekt bringt der Forscher Harald Lange mit ein: "Der Profifußball hat eindrucksvoll unterstrichen, dass er auch ohne Fans kann. Die Entfremdung ist dort gut sichtbar geworden." Eine Tatsache, die sicherlich auch zu niedrigeren Zuschauerzahlen beiträgt.
3. Der Stellenwert des Fußballs hat abgenommen
Man muss zugeben, dass hier höchstens die Kickers als Verein im Profifußball betroffen sind: Aber die Forschung zeigt, dass die Distanz zwischen Fans und kommerziellem Fußball größer geworden ist. 70 Prozent der Befragten, sagen, dass sich die Kommerzialisierung negativ auf ihr Interesse am Fußball auswirkt, ein Drittel gibt an, weniger Interesse am Fußball zu haben als vor der Pandemie. Einige Fußball-Fans, beispielsweise beim FC Schweinfurt 05 in der Regionalliga Bayern, solidarisieren sich mit anderen Fanclubs. Sie kommen zwar ins Stadion, verzichteten zuletzt aber größtenteils auf Anfeuerungsrufe und Gesänge.
Auch Christian Jäger hat den Wink mit dem Zaunpfahl der Fans verstanden. "Uns ist klar, dass wir gesellschaftlich mehr Verantwortung übernehmen müssen, sei es was Sponsoring angeht, oder auch beim Thema Nachhaltigkeit, wo wir verschiedene Aktionen planen", erklärt der Kickers-Vorstandsvorsitzende.
4. Die Fans fürchten sich vor Infektionen
Auch hier sind sich alle Befragten einig: Viele potenzielle Besucher trauen sich noch nicht wieder in die Halle oder ins Stadion. Selbst unter den nun gültigen 2G-Regeln ist eine Ansteckung in der Halle nicht auszuschließen. Manche tragen sogar freiwillig eine Maske, berichtet Liebler von Bekannten, die er bei einem Heimspiel der Würzburger getroffen hat.
5. Durch die lange Pause hat sich das Freizeitverhalten verändert
Neben den vielen negativen Aspekten der Corona-Pandemie, hatten die vergangenen eineinhalb Jahre auch ihre guten Seiten. Denn als der Alltagsstress wegfiel, blieb Zeit für Sport, Bücher, neue Hobbys und Freizeitaktivitäten. Statt das halbe Wochenende im Stadion oder der Halle zu verbringen, haben viele Menschen angefangen selbst wieder Sport zu treiben oder mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Auch hier sind sich fast alle Beteiligten einig, dass dies eine Rolle spiele.
6. Die Kontaktnachverfolgung und die Zuschauerbegrenzungen
Auch das ist ein Thema, das hauptsächlich beim Fußball eine Rolle spielt. Denn besonders Fußball-Fans stören sich an der Abgabe von Kontaktdaten. Außerdem gilt unter vielen von ihnen das Prinzip: Alle oder Keiner. Heißt: Wenn nur 2000 Zuschauer kommen dürfen und deshalb nicht genug Platz für den gesamten Fanklub ist, bleiben alle zuhause. Und: Zu Saisonbeginn waren die Stehplätze im Kickers-Stadion gesperrt. Auch hiermit waren viele Fans nicht einverstanden.
7. Umständliche Rückabwicklung bei Spielausfällen
Für die aktuelle Saison haben die Rimparer Wölfe deutlich weniger Dauerkarten verkauft. Roland Sauer führt das auch darauf zurück, dass die Fans schon einmal eine komplizierte Rückabwicklung beim Saisonabbruch mitmachen mussten. Viele hätten damals dankenswerter Weise auf ihr Geld verzichtet. Doch um nicht nochmal in eine solche Lage zu kommen, haben sich nun viele Fans entschieden, keine Dauerkarte mehr zu bestellen. "Wir sehen, dass viele unserer ehemaligen Dauerkartenbesitzer nun häufig Einzeltickets für Spiele kaufen", sagt Sauer. Ganz ausgleichen lässt sich der Rückgang aber nicht.
Bei leeren Intensivstationen und bei einer Insidenz von 30, wie bei den Geimpften, würden sicher einige Zuschauer mehr in die Stadien kommen.
Aber wenn du das schon ansprichst: die Kickers kann man nicht mit dem derzeitigen FC05 vergleichen: da ist weniger Geld und mehr Herz bei Markus Wolf, der zugleich Präsident ist! Er kauft nicht jedes Jahr eine neue Söldnertruppe wild zusammen. Aber Neue fühlen sich hier immer wohl, in einem dt. Traditionsclub, mit dem sich auch Neue identifizieren, in einer Fußballstadt, mit großem, wunderbaren Sportpark, für den der Verein kostenloses Erstnutzungsrecht auf Dauer hat: eine finanzielle Entlastung und ein großer Vorteil! Du bringst da etwas durcheinander!
Vgl. die letzten Jahre: es ist immer noch besser, Jahr für Jahr in geordneten Verhältnissen um den Aufstieg zu spielen, als das Chaos bei den Kickers. Zum Fußball gehört immer ein Quentchen Glück, das bei den Relegationsspielen Havelse hatte
Das ist nicht verwerflich - so sind die Spielregeln im Profisport (egal ob Fußball, Eishockey, Basketball oder Handball).
Zu deinem letzten Satz: Der Unterschied zwischen den Kickers und den Schnüdel (einschl. FV) ist, dass die Kickers Ihre wichtigen Endspiele gewinnen. Deshalb waren/sind wir in der 2. und 3. Liga und der ruhmreiche FC05 seit einer gefühlten Ewigkeit im Amateurbereich angesiedelt.
Wie lange die Kickers sich noch mit viel Geld in der dritten Liga halten können wird man sehen. Da müssten sie schon sehr viele wichtige Endspiele gewinnen.
Also würde ich mal lieber den Ball ganz, ganz flach halten.