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Basketball: Champions League
Reifeprüfung in der Champions League: Würzburg Baskets bangen nach Niederlage in Athen um Viertelfinaleinzug
Vor allem fehle es dem Team an Erfahrung auf internationalem Parkett, meint Trainer Sasa Filipovski. Eine seiner Entscheidungen wirft deshalb Fragen auf.
Sasa Filipovski (im Hintergrund) beim Heimspiel gegen Athen vor einer Woche. Hunter Hale (links) bekamen die Würzburger am Dienstag in Athen nicht in den Griff.
Foto: Julien Becker | Sasa Filipovski (im Hintergrund) beim Heimspiel gegen Athen vor einer Woche. Hunter Hale (links) bekamen die Würzburger am Dienstag in Athen nicht in den Griff.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 19.03.2025 02:42 Uhr

Was fehlt den FIT/One Würzburg Baskets, um in der Basketball Champions League (BCL) ein echtes Spitzenteam zu sein? Die zwei Niederlagen gegen AEK Athen haben recht schonungslos aufgedeckt, in welchen Bereichen sich die Würzburger steigern müssen. Nach der 71:77-Heimniederlage in der vergangenen Woche haben die Baskets am Dienstag auch das Rückspiel in Athen mit 77:84 verloren. Zwei denkbar knappe Niederlagen. Zweimal agierten die Würzburger über weite Strecken auf Augenhöhe oder sogar über dem Niveau des griechischen Traditionsklubs. Am Dienstag lagen sie in Athen 35 von 40 Minuten in Führung. Am Ende stand trotzdem die zweite Niederlage in der Zwischenrunden-Gruppe I. 

Das Power-Ranking auf der Homepage der BCL, das die aktuelle Form der Teams bewertet und daraus eine Tabelle erstellt, führt das Team von Sasa Filipovski mittlerweile auf Rang zehn der 16 im Wettbewerb verbliebenen Teams, also in der unteren Tabellenhälfte. Zu betonen bleibt: alles kein Beinbruch. In der BCL haben die Würzburger mit dem Einzug in die Zwischenrunde ihre Ziele längst erreicht. Im Brot-und-Butter-Geschäft Bundesliga, das merklich unter den Zusatzbelastungen leidet, sind die Domstädter als Tabellensiebter mit einer Bilanz von elf Siegen bei zehn Niederlagen im Soll.

Klassen nur 15 Minuten lang dabei

"Es fehlt uns vor allem an Erfahrung im internationalen Geschäft", meinte Filipovski in den Katakomben der Sunel-Arena nach der Partie. Mit Lukas Wank und Owen Klassen haben nur zwei der zwölf Spieler, die am Dienstagabend auf dem Spielberichtsbogen standen, schon mal einen europäischen Wettbewerb erlebt. Dass Klassen wegen permanenter Foulbelastung nur 15 Minuten auf dem Feld bleiben konnte und fünf Minuten vor Schluss schon ganz Feierabend hatte, war suboptimal. Mit Hannes Steinbach kam das Würzburger Ausnahmetalent, das seine Sache trotz seiner erst 18 Jahre gut machte. Erfahrung auf internationalem Parkett sieht aber idealerweise anders aus.

Die Athener kamen 33 Mal an die Freiwurflinie. Speziell bei Hunter Hale, der 15 seiner 23 Zähler von der Linie erzielte, stellten sich die Verteidiger der Baskets immer wieder ungeschickt an. "Wir haben die letzten sechs Minuten keinen Foulpfiff mehr bekommen", monierte Filipovski. Womit der Slowene recht hat. Tatsächlich war das Foul an Klassen nach knapp vier Minuten im Schlussviertel das vierte Athener Teamfoul. Anschließend verloren die Würzburger noch fünfmal den Ball, oft eng bedrängt von Gelb-Schwarzen Verteidigern, während in ähnlichen Situationen auf der Gegenseite auf Foul entschieden wurde. Dazu ging den Würzburgern, die am Sonntag noch in Weißenfels gespielt hatten, am Ende auch etwas die Kraft aus.

Deutliche Baskets-Führung zu Beginn

Warum Filipovski allerdings auf Aubrey Dawkins verzichtete, den die Würzburger im Januar aus Russland zurück nach Deutschland holten, bleibt wohl sein Geheimnis. Filipovski sagte nach der Partie, dass er mit Calvin Wishart auf einen zusätzlichen Spieler im Ballvortrag zurückgreifen wollte, falls beispielsweise Jhivvan Jackson mit Foulproblemen auf die Bank müsste. Dawkins spielte während seiner zwei Saisons in der Türkei im zweitklassigen Eurocup und kennt die Atmosphäre, wie sie am Dienstag herrschte, auch von dort. Türkische Fans sind ebenso leidenschaftlich und lautstark wie griechische. Die AEK-Anhänger trieben ihr Team nach einem zwischenzeitlichen 13:30-Rückstand, als im ersten Viertel wirklich alles zugunsten der Baskets lief, zum Comeback. Dabei sorgte nicht nur der Fanblock mit Gesängen für außergewöhnliche Stimmung, sondern in den entscheidenden Phasen stand die ganze Halle hinter den Gelb-Schwarzen.

Immer wieder betonen die Verantwortlichen der Baskets, dass dieses erste Jahr in der Champions League vor allem ein Lehrjahr sei. Geschäftsführer Steffen Liebler erklärte bei einem für Sponsoren organisierten Abendessen in Athen, dass er hoffe, in den kommenden Jahren noch zahlreiche dieser Reisen organisieren zu können. Möglicherweise auch zu Auswärtsspielen im Viertelfinale. Denn trotz der zwei Niederlagen und Platz 10 im Power Ranking der BCL haben die Baskets noch beste Karten aufs Weiterkommen.

So kommen die Baskets noch weiter

Die Partie zwischen Promitheas Patras und Derthona Baskets vom Mittwochabend (bei Redaktionsschluss nicht beendet) spielt dabei eine entscheidende Rolle. Gewinnen die Griechen ihr Heimspiel, könnten die Baskets am kommenden Mittwoch im Heimspiel gegen Patras schon den Viertelfinaleinzug schaffen – vorausgesetzt AEK Athen gewinnt sein Spiel in Derthona. Die Griechen stehen mit vier Siegen schon im Viertelfinale und können nur noch theoretisch von Platz eins verdrängt werden.

Wahrscheinlicher ist aktuell das Szenario eines über das Weiterkommen entscheidenden Spiels in Derthona, wo die Baskets am letzten Spieltag der Zwischenrunde gastieren und wohl gewinnen müssen, um den Sprung ins Viertelfinale zu schaffen. Die Best-of-three-Serie beginnt übrigens am 8. oder 9. April. Der Gegner wird ausgelost.

Basketball: Champions League, Männer
AEK Athen – FIT/One Würzburg Baskets 84:77 (19:34, 20:14, 20:17, 25:12)
Athen: Hale 23, Gray 15, Golden 13, Hubb 11, Flionis 10, Kouzeloglou 3, Netzipoglou 3, Bryce 2, Karampelas 2, Skordilis 2, Obiesie.
Würzburg: Jackson 23, Seljaas 19, Klassen 9, Mintz 9, Steinbach 8, Wank 5, Lewis 4, Bleck, Williams, Ugrai, Skladanowski (nicht eingesetzt).
Rebounds: 29– 33. Vorlagen: 21 – 14. Ballverluste: 12 – 14. Treffer aus dem Feld: 26/48 (54%) – 26/66 (40%). Dreier: 4/19 (21%) – 12/37 (32%). Freiwürfe: 28/33 (85%) – 13/16 (81%). Schiedsrichter: Julio Anaya (Panama), Luis Castillo (Spanien), Kerem Baki (Türkei). Zuschauende: 4750.

 
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