
Der Aufwärtstrend der FIT/One Würzburg Baskets in der Basketball-Bundesliga ist gestoppt. Beim Syntainics MBC unterlagen die Schützlinge von Cheftrainer Sasa Filipovski am Sonntagnachmittag nach zuvor zwei Siegen in Bamberg (98:93 nach Verlängerung) und Ludwigsburg (77:60) nach einer vor allem defensiv schwachen Leistung mit 101:110 (53:56). Damit verpassten es die Würzburger, ihre gute Ausgangsposition im Kampf um die begehrten Play-off-Plätze weiter zu festigen.
Stattdessen zog der Klub aus Sachsen-Anhalt nach Punkten gleich. Immerhin sicherten sich die Würzburger dank des mit 86:76 gewonnenen Hinspiels den direkten Vergleich, der in der Endabrechnung noch entscheidend sein könnte. "Wir waren nicht fokussiert genug, haben zu wenig Energie aufs Parkett gebracht und so dem MBC einen guten Start ermöglicht, von dem er bis zum Schluss profitiert hat", resümierte Baskets-Spielmacher Mike Lewis II.
Es war ein großes Hallo für die Basketball-Gemeinschaft des Mitteldeutschen BC exakt drei Wochen nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte an selber Stelle: Im Foyer der Stadthalle Weißenfels konnten sich die die Zuschauerinnen und Zuschauer mit dem BBL-Pokal fotografieren lassen. Unmittelbar vor Spielbeginn wurde das Pokalsieger-Banner unter dem Hallendach enthüllt, und beim Verlassen der Halle erhielt jeder Besucher ein kostenloses Pokalsiegerposter.
Filipovski greift früh zur Auszeit
Auf dem Parkett nahm der Klub aus Sachsen-Anhalt bei seinem ersten Auftritt seit 21 Tagen den Schwung des Pokal-Erfolgs ungebremst mit und legte los wie die Feuerwehr. Vor allem das Angriffsspiel der Gastgeber war von den Würzburgern kaum unter Kontrolle zu bringen. Fast traumwandlerisch verwandelten die Weißenfelser ihre Würfe in den ersten zehn Minuten, trafen 13 ihrer 20 Versuche, alleine acht davon (bei elf Versuchen) von jenseits der 6,75-Meter-Linie. Nicht einmal fünf Minuten waren gespielt, da lag der MBC erstmals zweistellig in Führung (23:12) und veranlasste Filipovski zu einer lautstarken Auszeit.
Sie nützte jedoch nur wenig, weil vor allem Charles Callison sich gegen seinen Ex-Klub etwas vorgenommen zu haben schien. Der US-Spielmacher, in der Saison 2021/22 für ein halbes Jahr für die Baskets aktiv, traf alle seine vier Dreier und war maßgeblich dafür verantwortlich, dass sein Team nach dem ersten Viertel mit 36:26 in Führung lag.
Würzburg Baskets pirschen sich heran
Auch zu Beginn des zweiten Abschnitts gelang es den Würzburgern zunächst nicht, den Fluss der Gastgeber zu stoppen. Nach gut 15 Spielminuten hatte der MBC bereits 48 Zähler auf seinem Konto, zu viel für eine der besten Abwehrreihen der Liga. Doch weil die Würzburger vorne selbst weiter auch hochprozentig abschlossen und vor der Pause dann doch defensiv die Daumenschrauben anzogen, hatten sie sich bis zur Halbzeit auf 53:56 herangepirscht, auch weil der MBC keinen Dreier im zweiten Abschnitt durch die Reuse jagten.
Der Start in die zweite Hälfte war ein Spiegelbild des Spielbeginns. Wieder wirkte die Heim-Fünf wacher und fokussierter, baute dank eines 15:3-Starts ihren Vorsprung auf 71:56 (25. Minute) und kurz darauf gar auf 75:58 aus. Doch die Würzburger bewiesen nicht zum ersten Mal in dieser Saison Moral und Widerstandsfähigkeit. Mit einem 11:4-Lauf bis zum Viertelende kamen die Gäste wieder halbwegs in Schlagdistanz, hielten die Hoffnung auf dem zwölften Saisonerfolg am Leben.
Eddy Edigin glänzt bei Debüt
Doch auf Seiten der Gastgeber setzte der erst tags zuvor aus Chemnitz verpflichtete Eddy Edigin die entscheidenden Nadelstiche. Der Center, für den verletzten Pokalhelden Martin Breunig geholt, erzielte insgesamt 18 Punkte und traf dabei alle seine acht Freiwürfe. Sein Saisonschnitt hatte bis dahin bei lediglich 4,1 Zählern pro Partie gelegen. Und so entglitt den Gästen zunehmend die Partie. Der sechste Ballverlust des im Ballvortrag dieses Mal etwas sorglos wirkenden Jhivvan Jackson ließ den MBC bereits 4:44 Minuten vor Ende die 100-Punkte-Marke knacken (101:84). Am Ende reichte es immerhin noch zu Ergebniskosmetik und dem gewonnen direkten Vergleich.
"Nachträglich noch Glückwunsch an den MBC für den Pokalsieg. Diese Euphorie haben die Gastgeber ins heutige Spiel mitgenommen. Sie haben mit mehr Energie gespielt, sie waren frischer, wir hingegen hatten zwei harte Spiele in den Knochen. Und sie waren schlicht und einfach heute besser. Mit unserer Defensive bin ich heute alles andere als zufrieden. Wir haben viele Fehler gemacht, auch in elementaren Dingen wie beispielsweise dem Ausboxen", resümierte Filipovski.
Bereits am Dienstag geht es für die Baskets in der Basketball Champions League bei AEK Athen weiter. Nach einer Übernachtung in Weißenfels geht es am Montag über Prag in die griechische Hauptstadt, wo exakt eine Woche nach der 71:77-Niederlage das Rückspiel ansteht.
Basketball: Bundesliga, Männer
Syntainics MBC – FIT/One Würzburg Baskets 110:101 (36:26, 20:27, 23:16, 31:32)
Weißenfels: Brewer 21 (9 Rebounds), Callison 19 (10 Assists), Edigin 18, Devoe 15, Johnson 13, Reaves 11, Tkachenko 9, Kovacevic 2, Bryant 2, Vargas, Amin (beide nicht eingesetzt).
Würzburg: Seljaas 26, Jackson 22 (9 Assists), Lewis II 15, Dawkins 11, Steinbach 11 (7 Rebounds), Wank 7, Mintz 5, Ugrai 4, Klassen, Bleck, Skladanowski (beide nicht eingesetzt).
Rebounds: 36 – 25. Vorlagen: 28 – 21. Ballverluste: 15 – 14. Treffer aus dem Feld: 34/60 (57%) – 31/60 (52%). Dreier: 13/31 (42%) – 13/31 (42%). Freiwürfe: 29/35 (85%) – 26/31 (84%). Schiedsrichter: Gentian Cici, Tamer Arik, Adrian Iglesias Ambrosio. Zuschauende: 2800.