Haben die Würzburger Kickers am Wochenende Grund zu feiern? Ein Auswärtssieg an diesem Samstag (14 Uhr) beim 1. FC Nürnberg II auf dem Trainingsgelände am Valznerweiher und die Rothosen sind in der Regionalliga Bayern auch theoretisch nicht mehr von Platz eins zu verdrängen. Aber knallen dann tatsächlich die Korken? Die Meisterschaft ist schließlich lediglich ein Etappenziel auf dem Weg zur angestrebten Drittliga-Rückkehr. Und dass die Kickers in die Aufstiegsspiele gegen den Regionalliga-Nord-Meister gehen, steht mangels Konkurrenz schon länger fest.
"Wenn wir gewinnen, werden wir feiern", kündigt Trainer Marco Wildersinn trotzdem an. Meister wird man schließlich nicht alle Tage. Und immerhin wäre mit dem Regionalliga-Titel schon vorzeitig die DFB-Pokal-Qualifikation gesichert, die alleine über 200.000 Euro wert ist. Wertlos ist die Meisterschaft so oder so nicht. Und für die Akteure ist es sowieso etwas Besonderes am Ende der Saison Erster zu sein. "Den Moment, in dem das feststeht, will man natürlich gemeinsam auf dem Feld erleben und zusammen mit Fans genießen", sagt Wildersinn.
Wildersinn erwartet "eine schwere Kiste"
Was dann passiert, ist aber erst einmal nicht geplant. "Wir müssen uns zunächst aufs Spiel konzentrieren. Wenn wir jetzt schon ans Feiern denken, werden wir Probleme kriegen", sagt Wildersinn, denn gerade die Partie gegen die Nürnberger sei "eine schwere Kiste".
Die Cluberer sind hinter den Kickers und der SpVgg Greuther Fürth II, die den Kickers vor anderthalb Wochen die erste Saisonniederlage beibrachte, das drittbeste Rückrundenteam und gegen den Liga-Primus naturgemäß besonders motiviert: "Es ist immer ein besonderes Spiel gegen ein Team, das die Liga so dominiert wie die Kickers. Die Jungs sind heiß drauf, Ihnen die Party zu vermasseln", wird FCN-Trainer Andreas Wolf vom kicker zitiert.
Dass das Spiel nicht wie das Duell der Nürnberger U23 gegen den FC Bayern II aus Sicherheitsgründen ins Zweitliga-Stadion verlegt wurde, ist für den Leiter des Nürnberger Nachwuchsleistungszentrums Michael Wiesinger kein Problem. Die Zahl an Sicherheitskräften sei, ob des zu erwartenden Würzburger Fan-Aufkommens, erhöht. "Es gibt ja keine Rivalität unter den jeweiligen Fangruppierungen. Deshalb haben wir grünes Licht vom BFV, das Spiel am Valznerweiher austragen zu können", sagt er.
Dass mit den formstarken Nürnbergern, die sieben der letzten acht Spiele gewinnen konnten, eine echte Herausforderung auf die Kickers wartet, stört Wildersinn nicht: "Es ist gut, dass wir gefordert werden." Ausruhen ist nicht angesagt. Auch von taktischen Experimenten mit Blick auf die Aufstiegsspiele hält Wildersinn nichts: "Wir haben immer wieder etwas ausprobiert. Dabei geht es aber immer darum, das nächste Spiel zu gewinnen. Wir denken weiter Schritt für Schritt."
Alte Verletzung aufgebrochen: Marius Wegmann fällt aus
In Nürnberg wird der Kickers-Coach seine Abwehr wieder einmal umbauen müssen. Bei Innenverteidiger Marius Wegmann, in dieser Saison eine der Säulen im Kickers-Konstrukt, ist die bereits aus dem Winter bekannte Verletzung wieder aufgebrochen. Ein Gleitwirbel im Rücken macht ihm Probleme, die Schmerzen strahlen bis in den Oberschenkel aus. "Wir kennen die Problematik", sagt Wildersinn: "Ich hoffe, wir haben ihn jetzt rechtzeitig rausgenommen, damit er nach einer Pause wieder voll da ist." In Nürnberg und aller Voraussicht nach auch am Dienstag (18.30 Uhr) beim Heimspiel gegen die SpVgg Bayreuth wird Wegmann aussetzen.
Möglicherweise wird ihn dann schon Daniel Hägele ersetzen. Der zuvor lange ausgefallene Abwehr-Routinier habe seinen 30-Minuten-Einsatz im Derby gegen den FC 05 Schweinfurt gut verkraftet, berichtet Wildersinn. Auch der gebürtige Nürnberger Yannick Scholz könnte in die Startelf rücken. Der gelernte Mittelfeldspieler Tim Kraus scheint in neuer Rolle in der Innenverteidiger indes nun erst einmal seinen Platz im Team gefunden zu haben.
Wer hütet in Nürnberg das Kickers-Tor?
Ob indes Winterneuzugang Lukas Gottwalt vor den Aufstiegsspielen noch auf den Rasen zurückkehren wird, ist weiter völlig offen. Bei optimalem Heilungsverlauf kann der Abwehrmann nach seiner schweren Muskelverletzung womöglich bald mit leichtem Training beginnen. Dass der 26-Jährige bis zu den entscheidenden Saisonwochen vollends fit ist, erscheint unwahrscheinlich. Zurück auf dem Trainingsplatz ist derweil Vincent Friedsam. Der Torhüter hatte in dieser Woche allerdings noch die Folgen seiner Beckenprellung gespürt, sodass wahrscheinlich in Nürnberg noch ein weiteres Mal Johann Hipper den Kickers-Kasten hüten wird.
Ins Personalkarussell kommt traditionell Bewegung umso näher das Saisonende rückt. Dass Meldungen wie die vom bevorstehenden Abgang des Ex-Nürnbergers Tim Sausen, den es zu Eintracht Trier zieht, für Unruhe im Team sorgen, glaubt Wildersinn nicht: "Wir haben ein gutes Team, in dem jeder jetzt das Maximale erreichen will. Alle geben bis zum Saisonende Vollgas", sagt er und berichtet, wie gerade Sausen in dieser Woche im Schneeregen ein Extra-Training absolvierte.