Jetzt fehlen nur noch drei Punkte. Nach der Niederlage des Tabellenzweiten DJK Vilzing bei der SpVgg Greuther Fürther (1:2) steht fest: Ein Sieg am kommenden Samstag im Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg II, und den Würzburger Kickers ist die Meisterschaft in der Fußball-Regionalliga Bayern nicht mehr zu nehmen.
"Wir haben zuerst einmal hier noch Ziele", sagte Trainer Marco Wildersinn am Freitagabend nach dem 3:0 (2:0) im Derby gegen den FC Schweinfurt 05, nachdem ein Fan per Internet die Frage für die Pressekonferenz übermittelt hatte, ob man sich bei den Kickers denn schon auf einen möglichen Relegationsgegner vorbereitet. Die Antwort: Klar beschäftigen sich die Rothosen im Hintergrund schon mit den Top-Teams der Regionalliga Nord. Aber der Reihe nach.
Am Derbysieg ist jetzt ein Haken dran, an der Regionalliga-Meisterschaft und dem Toto-Pokal-Finale noch nicht. Im zweiten Jahr nach dem Abstieg aus der 3. Liga gilt es nun aber erst einmal, die Mission innerhalb von Bayern erfolgreich zu beenden, ehe es am 29. Mai und am 2. Juni in den Aufstiegsspielen um das Erreichen des eigentlichen Saisonziels geht: der Rückkehr auf die nationale Fußballbühne.
Bemerkenswert unspektakulärer und ungefährdeter Derbysieg
Im unterfränkischen Fußballtheater ist für die Rothosen am Freitag für diese Spielzeit auf jeden Fall der Vorhang gefallen. Auch im vierten Liga-Duell mit dem Nachbarn aus Schweinfurt nach der unfreiwilligen Rückkehr in die Regionalliga im Jahr 2022 haben die Kickers gewonnen. Bemerkenswert unspektakulär und ungefährdet war der Würzburger Erfolg am Freitagabend, wenn man mal von den allesamt von Ivan Franjic durchaus spektakulär eingeleiteten Treffern absieht.
Womit wir schon bei einer aus Kickers-Sicht wichtigen Personalie wären. Klar, Franjic ist nach einer Zwangspause wegen einer Verletzung im Oberschenkel zu Jahresbeginn noch nicht ganz in Top-Form. Aber er ist auf dem Weg dahin. Vor dem 1:0 von Saliou Sané (9.) und dem 3:0 von Pascal Moll (90.+3) öffnete er mit wahren Zauberpässen den entscheidenden Raum für die Spielzüge. Dazu kommt noch die beim Eckball von Tim Kraus 2:0 (38.) präsentierte Stärke bei Standardsituationen. Franjic könnte auch in den anstehenden Aufstiegsspielen einer der Spieler sein, der den Unterschied ausmacht.
Genauso wie womöglich Daniel Hägele, der Spieler mit der mit Abstand meisten Dritt- und Zweitliga-Erfahrung bei den Kickers. Trainer Wildersinn wird nicht müde zu betonen, dass der Routinier den Würzburgern seit Jahresbeginn tatsächlich fehlt. Gegen Schweinfurt konnte der 35-Jährige schon einmal eine halbe Stunde mitwirken. "Wichtig und passend" sei es gewesen, dass Hägele im Derby auf den Platz zurückkehrte: "Wichtig für ihn und sein Gefühl und wichtig für die Mannschaft."
Die Kickers können Ausfälle gut wegstecken
Umso erstaunlicher ist: Auch das Fehlen von Hägele und Franjic haben zu Jahresbeginn nicht zu einem Einbruch geführt. Der Kader ist ausgeglichen besetzt. Dafür lieferte auch das Derby weitere Beweise. Dass mit Peter Kurzweg, Maximilian Zaiser und Thomas Haas gleich drei Spieler Gelb-gesperrt aussetzen mussten, dass Torhüter Vincent Friedsam nach einer in Fürth erlittenen Hüftprellung angeschlagen auf der Bank saß – alles egal. Ausfälle kann dieses Team wegstecken. Auch wenn der Kader mit gerade einmal 20 Feldspielern, inklusive dem langzeitverletzten Winter-Neuzugang Lukas Gottwalt, nicht gerade groß ist. Trotzdem finden sich für jede Position stets für Regionalliga-Verhältnisse überdurchschnittliche Alternativen.
Am Freitag brachte sich zum Beispiel Luke Hemmerich zurück ins Gedächtnis der Kickers-Fans, als er als Kurzweg-Ersatz auf der linken Außenbahn einige Tempoläufe anzog, die doch sehr an sein Wirken in der Drittliga-Aufstiegssaison 2019/20 erinnerten. Bislang hatte der Blondschopf, nachdem er im Sommer von der SpVgg Bayreuth an den Dallenberg zurückgekehrt war, noch nicht so recht seinen Platz im Team gefunden.
"Wir haben gezeigt, dass wir enge Spiele gewinnen können Wir haben gezeigt, dass wir auch Spiele können, in denen es Kick-and-Rush hin- und hergeht. Wir haben gezeigt, dass wir Gegner dominieren können und dass wir, wenn es sein muss, tief verteidigen können. Wir haben gezeigt, dass wir Ausfälle kompensieren können und dass wir im Spiel umstellen können", resümierte Trainer Wildersinn nach dem Derby-Triumph die bisherige Saison. Mit Blick auf die erste Saison-Niederlage beim 1:3 bei der SpVgg Greuther Fürth II drei Tage zuvor ergänzte er: "Wir haben zusammen schon ein bisschen etwas erlebt. Das setzt sich im Kopf fest. Warum sollten wir dann nach einer Niederlage an uns zweifeln?" Die Kickers fühlen sich bereit für den Saison-Endspurt.