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Würzburg
Ralf Santelli soll den Absturz der Kickers verhindern
Der Würzburger Fußball-Drittligist greift im Abstiegskampf nach dem letzten Strohhalm und wechselt zum zweiten Mal in der laufenden Saison den Trainer.
Eine neuer Stil: Kickers-Trainer Ralf Santelli am Donnerstag im Kreis der Spieler des Tabellenletzten.
Foto: Silvia Gralla | Eine neuer Stil: Kickers-Trainer Ralf Santelli am Donnerstag im Kreis der Spieler des Tabellenletzten.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 15.02.2024 15:36 Uhr

Es ist ein Versuch des am Abgrund taumelnden Fußball-Drittligisten Würzburger Kickers, den tiefen Fall doch noch zu verhindern. Ralf Santelli übernimmt als dritter Cheftrainer in dieser Saison die Verantwortung bei dem Klub, der nach dem 1:2 beim 1. FC Saarbrücken am Montag ganz unten am Tabellenende angekommen ist. Seinem Vorgänger Danny Schwarz trauten die Kickers-Verantwortlichen nicht mehr zu, den Abwärtstrend zu stoppen.

Dass auch der sechste Austausch eines Cheftrainers in den letzten zwei Jahren keine Routine geworden ist, liegt daran, dass auch die verantwortlichen Entscheidungsträger ständig wechseln. Für Ex-Profi Sebastian Neumann, vor der Festanstellung von Danny Schwarz selbst kurzzeitig als Übergangstrainer beim Drittliga-Team der Rothosen aktiv, war es der allererste Trainerrauswurf, den er als Funktionär kommentieren musste.

Der Sportdirektor wurde am Donnerstagnachmittag von daheim per Computer in den Presseraum des Stadions am Dallenberg zugeschaltet. Neumann kuriert gerade zu Hause eine Corona-Infektion aus. "Ich hatte nur etwas Schnupfen. Bei mir ist alles gut gegangen", berichtete er.

Die Zeiten des Geldgebers und Alleinentscheiders sind vorbei

Viel telefoniert hat er in den vergangenen Tagen. Dabei war schon nach der Niederlage in Saarbrücken am Montag schnell klar gewesen, dass der Stuhl von Trainer Schwarz wackelt, ja dass der erst im Oktober verpflichtete Chefcoach nach einer Serie von elf sieglosen Spielen nicht mehr zu halten sein würde. Doch die Zeiten, in denen bei den Kickers eine Person, nämlich der Geldgeber, am Ende alles entscheidet, sind vorbei. Es wurde eifrig debattiert zuletzt. Neumann, Christian Jäger als Vorstandsvorsitzender der Profifußball-AG, der dreiköpfige AG-Aufsichtsrat, verschiedene Ratgeber aus dem Verein – es war ein vielstimmiger Chor.

"Wir haben uns einen Tag länger Zeit gelassen", so Neumann. Nun stehe aber auch jeder hinter der Entscheidung, Danny Schwarz und seinen namensgleichen, aber nicht verwandten Co-Trainer Benny Schwarz freizustellen und die sportliche Verantwortung für den Tabellenletzten bis Saisonende in die Hände von Ralf Santelli zu legen.

Den Leiter des Würzburger Nachwuchs-Leistungszentrums, der bereits am Ende der vergangenen Zweitliga-Saison für neun Spiele als Trainer eingesprungen war, kennt Neumann bestens. Als der Ex-Profi nach seinem Karriereende 2020 nach Würzburg zurückkehrte, absolvierte er zunächst ein "Wiedereingliederungs-Praktikum" im von Santelli geleiteten Leistungszentrum. Nun ist er so etwas wie der direkte Vorgesetzte des Trainers.

Drei Ex-Trainer bleiben auf der Gehaltsliste der Kickers

Santelli ist eine interne Lösung, die gewiss auch kostengünstig ist. Denn neben Schwarz stehen derzeit auch noch die Ex-Trainer Torsten Ziegner und Bernhard Trares samt Assistenten auf der Gehaltsliste der Kickers – zumindest bis Saisonende.

Dass die Kickers trotzdem noch einmal die Notbremse zogen, konnte in dieser Woche nicht mehr überraschen. Als das Trainer-Duo Schwarz und Schwarz am Mittwoch bereits in zivil und ohne Trainingsklamotten am Trainingszentrum auftauchte und die Mannschaft trotz strahlenden Sonnenscheins nicht wie angekündigt auf dem Rasen, sondern in der Halle trainierte, lag schon so etwas wie Abschiedsstimmung in der Luft. "Die Kontinuität in den Leistungen" habe gefehlt, begründete Neumann die Trennung: "Es reicht nicht, mal eine gute Halbzeit oder 80 Minuten zu spielen. Es zählen die Ergebnisse." Und die waren unzweifelhaft schlecht.

Neumann: Zeitpunkt für Neustart vor Abstiegs-Endspielen „optimal“

Jetzt darf also Santelli das Ruder übernehmen. Auch um eine Personalie ohne weitere Schäden zu klären: Der zuletzt suspendierte Marvin Pourié wurde mit dem Trainerwechsel wieder in den Mannschaftskreis aufgenommen. Unter Schwarz wäre dies ohne allzu großen Gesichtsverlust für alle Verantwortlichen kaum möglich gewesen. Überhaupt soll nun ein Neustart folgen. Den Zeitpunkt dafür findet Neumann vor den Abstiegs-Endspielen gegen den MSV Duisburg am Samstag und beim TSV Havelse acht Tage darauf "optimal".

"Wir müssen etwas verändern", sagt Santelli und dass er "nicht besser oder schlechter, sondern anders" als seine Vorgänger arbeite. Das erste Training am Donnerstag habe für ihn dazu gedient, sich einen Überblick zu verschaffen: "Die Mannschaft ist fit", sagt er.

Der 53-Jährige, der zu Beginn seiner Laufbahn zum Trainerteam des heutigen Manchester-United-Trainers Ralf Rangnick gehörte, sieht einen entscheidenden Unterschied zu seinem Engagement in der Vorsaison. Er habe diesmal deutlich mehr Zeit. Es bleiben 13 Wochen, um den tiefen Fall aus der 2. Bundesliga in die Regionalliga zu verhindern.

 
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  • heiko.walter@mainpost.de
    Zum Thema Pourie möche ich folgendes loswerden: Wie er sich über die sozialen Medien an die Fans wendet, dass er gerne helfen möchte ist eine Masche die er bei all seinen Vereinen davor genauso gemacht hat. Er verkracht sich mit Trainer, Mitspielern und Verantwortlichen und stellt sich dann so hin, dass es ja nicht an ihm liegt und er den Verein doch so klasse findet. Wer ihm das nach all seinen Eskapaden bei diversen Vereinen noch glaubt, ist selbst schuld! Aus meiner Sicht will er ausschließlich die Verantwortlichen in ein schlechtes Licht stellen und sich von aller Schuld befreien. Die Rückholaktion kann nicht gutgehen. Aber ich muss es auch nicht entscheiden
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  • juergenmagic@t-online.de
    Na dann viel Glück. Als Trainer ist man schon ne arme Sau bei den Kickers. Es war aber richtig dass der Pourie wieder im Team ist. Ich glaube, fast in jeder Mannschaft gibt es eigenwillige Typen, aber die muss man abkönnen.
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  • euroknacki
    Endlich mal Klartext, der Investor darf und kann nicht mehr entscheiden! Sein Kind, die
    Flyeralarm Global Soccer mit den völlig unqualifzierten Felix Magath an der Spitze haben
    die Kickers dahin gebracht wo sie jetzt sind und nicht wie gerne kolportiert wird, die Kickers
    Verantwortlichen, die nur den Fehler gemacht haben, dass Fischer in sportlichen, wie
    persönlichen Belangen die Macht ergreifen konnte!
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  • Baujahr1959
    PS: Fischer: Am Anfang klappte es, weil er sich nicht alles zutraute (da hatte er noch Hollerbach). Zum Schluss spielte er Gott - das waren mindestens zwei Schuhgrößen zu groß. Resultat bekannt.
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  • Baujahr1959
    Ich muss noch dazuschreiben: Trotz alledem haben "wir" Ihn viel zu verdanken.
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  • euroknacki
    Leider aber hat er durch den Geistesgestörten Magath alles wieder kaputtgemacht, das ist unverzeihlich!
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  • Baujahr1959
    Geistesgestört ist etwas zu hart ausgedrückt - eher Größenwahn.
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  • weichselmarkus@gmail.com
    Flieg nicht zu hoch mein kleiner Freund...
    Sehr hoch fliegen will... Der fällt um so tiefer... Und der Tiefe Fall der FWK ist noch lange nicht abgeschlossen...
    Selbst mit dem Aufschlag in der Regionalliga noch nicht...
    Traurig traurig traurig...
    Was möchte gerns aus einem Verein machen können... Und da sollten sich alle Verantwortlichen, egal raus oder drinnen, einmal gewaltig an die Nase 👃 fassen...!!!
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  • dallenberg
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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