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Olympia
Olympia-Absage wäre für Würzburger Sportler der Horror
Das Coronavirus gefährdet die weltgrößte Sportveranstaltung. Schwimmerin Leonie Beck und Fechterin Leonie Ebert versuchen trotz der Ausbreitung, fokussiert zu bleiben.
Bis Ende Mai soll sich entscheiden, ob die Olympischen Spiele in Tokio wie geplant stattfinden können.
Foto: Eugene Hoshiko | Bis Ende Mai soll sich entscheiden, ob die Olympischen Spiele in Tokio wie geplant stattfinden können.
Carolin Münzel
 und  Hans Strauß
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:33 Uhr

Eine zeitliche Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio innerhalb dieses Jahres ist theoretisch möglich und wird ob der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus dieser Tage vermehrt diskutiert. Es gibt sogar Stimmen, die eine ersatzlose Streichung des größten Sportereignisses der Welt für möglich halten.  Das Internationale Olympische Komitee (IOC) wie auch die japanischen Organisatoren haben zwar immer wieder bekräftigt, dass sie momentan an den Spielen, die am 24. Juli eröffnet werden sollen, festhalten. Doch betonte Richard Pound, das dienstälteste Mitglied der Ringe-Organisation, dass eine Pandemie zu bekämpfen viel wichtiger wäre als die Durchführung einer bestimmten Sportveranstaltung. Im Zweifel würde man Ratschlägen der Weltgesundheitsorganisation WHO und der Regierungen folgen. 

Bleibt fokussiert: Olympia-Teilnehmerin Leonie Beck vom SV 05 Würzburg.
Foto: Rainer Griebl | Bleibt fokussiert: Olympia-Teilnehmerin Leonie Beck vom SV 05 Würzburg.

Komplette Absage? Verschiebung? Beides Szenarien, über die man bei den Schwimmern des SV Würzburg 05 nicht zu intensiv nachdenken möchte. "Unsere Vorbereitung läuft weiter wie geplant", sagt Geschäftsführer Stefan Lurz, der zugleich der Bundestrainer fürs Freiwasser ist. Sein Schützling Leonie Beck hat sich für die Olympischen Spiele in Tokio bereits qualifiziert, ihre Teamkameraden Lea Boy und Ruwen Straub (je über 800 und 1500 Meter Freistil) sowie Sebastian Beck (4 x 100-Meter-Staffel) könnten ihr Ticket für Tokio noch beim Internationalen Schwimmfest in Stockholm vom 3. bis zum 6. April lösen. "Nach jetzigem Stand wird der Wettbewerb wie geplant stattfinden", sagt Lurz. 

Tatsächlich bereitet ihm die Tatsache, dass er und seine Athleten unter Quarantäne gestellt werden könnten momentan mehr Sorge, als eine mögliche Ansteckung mit dem Coronavirus. Kommenden Dienstag will das Team zum Trainingslager in die Türkei fliegen: "Wenn da jemand mit uns im Flieger sitzt, der auffällig ist und wir dann vielleicht alle unter Quarantäne gestellt würden, das wäre nach momentanem Stand der worst case, eine Oberkatastrophe. Das würde alle Trainingspläne zunichte machen", sagt Lurz, dem eine eventuelle zeitliche Verschiebung der Spiele nicht die größten Bauchschmerzen bereiten würde ("darauf könnten wir reagieren"). Über eine Absage des für rund 11 000 Sportler wichtigsten Ereignisses ihres Lebens, möchte er lieber gar nicht nachdenken: "Das wäre der Horror. Die Athleten haben sich vier Jahre lang vorbereitet und ihr Leben abgestimmt auf diesen einen Moment. Das wäre psychisch schon eine harte Nummer."

Keine speziellen Vorsichtsmaßnahmen

Spezielle Vorsichtsmaßnahmen ergreift man beim SV Würzburg 05 nicht, jedoch weist Lurz seine Schützlinge vermehrt auf die von den Behörden empfohlenen Hygieneregeln hin: Kontakt zu anderen Menschen gering halten, Hände regelmäßig und gründlich waschen und den Toilettengang – wenn möglich – nach Hause verlegen. Bei der am Wochenende im Wolfgang-Adami-Bad ausgetragenen Süddeutschen Meisterschaft über die Lange Strecke hab man als Veranstalter bei der Siegerehrung aufs Händeschütteln verzichtet und dieses Vorgehen per Durchsage auch erklärt. So versucht man, Vernunft walten zu lassen, ohne in Panik zu verfallen. Eines ist Lurz aber klar: Sollte ein Schwimmer sich infizieren, würde sich aufgrund des engen Zusammenarbeiten- und lebens der Virus schnell unter den Sportlern verbreiten: "Im Schwimmbad geht es enger zu als beispielsweise auf dem Fußballplatz. Wir haben bei Wettkämpfen zwar nur wenige Zuschauer, aber sehr viele Athleten auf engem Raum."

Einzel-Qualifikation so gut wie sicher

Für die Würzburger Fechterin Leonie Ebert ist ganz günstig, dass sie mit ihren Kolleginnen von der Florett-Nationalmannschaft demnächst in die vom Coronavirus noch weitgehend verschonten USA reist. Am kommenden Montag geht der Flug nach Los Angeles, mit der Vorbereitung auf das Grand-Prix-Turnier in Anaheim und ein paar anschließenden Tagen Urlaub in Kalifornien wird Ebert knapp zwei Wochen weg sein.

"Ich bin ziemlich aufgeregt", sagt die 20-Jährige - das hat aber sportliche Gründe. Ihre Teilnahme als Einzelstarterin bei den Olympischen Spielen ist so gut wie sicher und nicht von einem besonders guten Ergebnis in den USA abhängig, aber Brief und Siegel darauf hat die Weltranglistenelfte erst nach dem letzten Qualifikationsturnier in Anaheim. Die in Tauberbischofsheim trainierende Mannschaft hat die Qualifikation für Japan bereits verpasst, aber mittlerweile eine neue Motivation: "Wir wollen bei der EM eine Medaille holen" (Ebert). Die Europameisterschaft findet, so ist es zumindest geplant, im Juni in Minsk statt - kurz vor den Spielen.

Versucht, kein unnötiges Risiko einzugehen: Fechterin Leonie Ebert, hier mit Bundestrainer Giovanni Bortolaso.
Foto: Marcin Bulanda | Versucht, kein unnötiges Risiko einzugehen: Fechterin Leonie Ebert, hier mit Bundestrainer Giovanni Bortolaso.

Die Sorge vor einer Ansteckung ist bei Ebert durchaus präsent. Diese Tage sagte sie einen Besuch bei einem Comedian ab, um kein unnötiges Risiko einzugehen: "Ich muss gesund bleiben, um fliegen zu können." Auch sie hat sich Vorsichtsmaßnahmen zu eigen gemacht: öfter die Hände zu waschen, Türklinken abzuwischen, sich nicht ins Gesicht zu fassen. Eine Quarantäne, die keine geordnete Vorbereitung auf Tokio zuließe - die für ihren Sport lebende Ebert mag gar nicht daran denken. Noch schlimmer wäre für sie eine Absage der Olympischen Spiele. "Wenn es so wäre, dass ich mich qualifiziere, dann wäre es essenziell, dass sie auch stattfinden. Schließlich wären es meine ersten."  

Sowohl sie als auch die Schwimmer versuchen, ihre Vorbereitung wie geplant fortzusetzen. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) lässt verlauten, dass man die Entwicklung in Sachen Coronavirus "verantwortungsvoll und intensiv" beobachte und das Wohl der Athleten im Mittelpunkt stehe. Ob die Olympischen Spiele in Tokio wie geplant stattfinden können, muss das IOC spätestens bis Ende Mai entscheiden.

 
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