Wegen der Gefährdungslage durch das Coronavirus in Norditalien ist das Weltcup-Turnier der Säbelfechter in Padua vom 6. bis 8. März abgesagt worden. Als Ausrichter eingesprungen wären gerne auch Tiflis und Kairo, aber den Zuschlag bekommen haben am Mittwoch der Deutsche Fechter-Bund (DFeB) und der FC Tauberbischofsheim. "Wir waren voller Euphorie und hätten das auch gewuppt", sagt Sven Ressel, der Sportdirektor des DeFeB. Die deutsche Säbel-Nationalmannschaft um Max Hartung hätte sich beim vorletzten Qualfikationsturnier zu den Olympischen Spielen über den Heimvorteil gefreut.
Doch am Donnerstagnachmittag hat Ressel die Zusage für die Ausrichtung beim Weltfechtverband (FIE) widerrufen. Der Grund ist ein veröffentlichter Brief von Reinhard Frank, dem Landrat des Main-Tauber-Kreises, an den Fechtklub. Der CDU-Politiker forderte einen Verzicht auf den Säbel-Weltcup und warf den Tauberbischofsheimer Verantwortlichen vor, "vor dem Hintergrund der sich aktuell dynamisch entwickelnden Lage der Corona-Infektionen unverantwortlich und inakzeptabel" zu handeln.
Das Gesundheitsamt des Main-Tauber-Kreises habe bereits im Vorfeld von der Veranstaltung dringend abgeraten, schreibt Landrat Frank weiter. Es werde nicht für ein Sicherheitskonzept zur Verfügung stehen. Die Kapazitäten des Amtes seien "durch die notwendigen präventiven Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vollständig gebunden".
DeFeB-Sportdirektor Ressel kann keine besondere gesundheitliche Bedrohung durch das Turnier erkennen. Man kann ihn verstehen: Gäbe es die, müssten alle internationalen Sportveranstaltungen in Deutschland abgesagt werden. In Absprache mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) entschied man sich trotzdem für eine Absage des Säbel-Weltcups. Der öffentliche Druck und die regionalen Widerstände, so Ressel, seien durch die Aussagen des Landrats einfach zu groß geworden.
Fechtverband und Fechtclub vermissen "angemessene Beurteilung der Sachlage"
Gegen den Vorwurf, unverantwortlich gehandelt zu haben, setzten sich Verband und Verein im Laufe des Freitags in einer gemeinsamen Stellungnahme zur Wehr. Sie vermissen eine „angemessene Beurteilung der Sachlage“. Von unverantwortlichem und inakzeptablem Handeln könne nicht die Rede sein, heißt es. „Schutzmaßnahmen wurden vorbereitet, jedoch wurde uns weder vom Gesundheitsamt noch vom Landrat die Gelegenheit geboten, hierüber sachlich aufzuklären und dann eine Entscheidung zu treffen.“
Es hätte zum jetzigen Zeitpunkt kein erhöhtes Risiko für die Bevölkerung bestanden. Die erwarteten Gäste wären zu keinem Zeitpunkt in einer der gefährdeten Regionen in Italien gewesen. Fechter aus gefährdeten Regionen in Asien seien schon seit Wochen nicht mehr dorthin zurückgereist und hielten sich in unbedenklichen europäischen Regionen auf. Da maximal 200 bis 300 Gäste erwartet worden wären, müsse die Konsequenz nun eigentlich bedeuten, dass deutschlandweit alle Großereignisse mit internationaler Beteiligung abgesagt werden müssten, schlussfolgern die Fechtverantwortlichen.