
Wechsel an der Spitze der Würzburger Kickers: Benjamin Hirsch hört als Vorstandsvorsitzender der Profifußball-AG auf. "Nach einem Jahr muss ich einsehen, dass die Belastung aus dem eigentlichen Beruf und dem Posten bei den Kickers zu viel ist. Jetzt kann sich der Verein neu aufstellen und die kommende Saison planen", wird der Würzburger Rechtsanwalt in der Pressemitteilung zitiert. Hirsch hatte im vergangenen Sommer die Nachfolge von Christian Jäger angetreten. Nach dem Absturz von der bundesweiten Fußball-Bühne standen die Kickers damals vor einem Neustart in der Regionalliga, der allerdings von finanziellen Problemen begleitet wurde. Im vergangenen Herbst stand der Klub kurz vor der Insolvenz. Nun soll mit André Herber ein neuer Mann die Rothosen in die Zukunft führen. Wer ist der Neue und was hat er mit den Kickers vor?

Geschäftspartner des Anteilseigners und Ex-Kickers-Spieler
Der Bad Mergentheimer Unternehmer Herber ist, das ist kein Geheimnis, ein Geschäftspartner von Kickers-Anteilseigner Dominik Möhler, der im Dezember vergangenen Jahres 49 Prozent an der Würzburger Profi-AG von Ex-Investor Thorsten Fischer übernommen hat. Der neue Mann ist "nach Bekunden von Präsident Michael Grieger der absolute Wunschkandidat der Kickers" für den Posten gewesen, heißt es in der Pressemitteilung: "Bereits in den letzten Monaten unterstützte André Herber uns ehrenamtlich im Management und half bei der Bewältigung der verschiedensten Herausforderungen." Für den neuen Vorstandschef eine Herzensangelegenheit, wie er im Gespräch mit dieser Redaktion betont. Schließlich kickte er selbst einst für die Rothosen und kam sogar einige Male als Einwechselspieler bei den Aktiven in der Bayernliga zum Einsatz: "Ich habe eine langjährige Bindung zu den Kickers und zum Dalle – sonst wäre ich dem ausdrücklichen Wunsch seitens des e.V. , sowie des Präsidiums um Michal Grieger, diese Aufgabe zu übernehmen, nicht nachgekommen. Nur mit viel Herzblut kann man diesen Job machen. Ich habe hier in den 1990er Jahren in der A-Jugend und auch bei den Aktiven gespielt und auch Jugendmannschaften trainiert und habe tolle Erinnerungen an damals."
Später machte sich Herber als Spieler und Trainer in der Main-Tauber- und Odenwald-Region einen Namen, war dort unter anderem auch als Landesliga-Coach aktiv. Nun soll er sein unternehmerisches Wissen bei den Kickers einbringen. In die sportlichen Entscheidungen, betont er, mag er sich nicht einmischen. Da gelte das volle Vertrauen Sportdirektor Sebastian Neumann. Er selbst ist zwar erst ab 1. Juli offiziell im Amt, ist aber in den kommenden Tagen bereits damit beschäftigt, die Voraussetzungen für eine Drittliga-Lizenz abzuarbeiten, damit die Kickers, im Falle eines Verzichts von Meister SpVgg Unterhaching auf die Aufstiegsspiele gegen Energie Cottbus, bereit stehen. „Das ist nun unsere erste Aufgabe. Wir können es schaffen, die Parameter der Lizenzierung zu erfüllen. Danach haben die Planung der kommenden Saison und die Veränderung der Struktur in der Geschäftsstelle Priorität.“
Bekenntnis zum Ziel 3. Liga
Herber bekennt sich zum Ziel 3. Liga, allerdings bräuchten die Kickers auch die Unterstützung von weiteren Sponsoren: "Wenn wir es schaffen, die gesamte Region wieder mitzunehmen und entsprechende Unterstützung aus der Stadt und dem Umland bekommen, können wir das Ziel 'Gemeinsam in Liga 3' ausgeben. Dafür müssen auch gewisse Voraussetzungen gegeben sein", sagt er und ergänzt: "Würzburg hat Profifußball verdient. Ob Würzburg Profifußball auch in der Zukunft kann, werden wir sehen." So sei es auch, sollten die Kickers nicht noch in diesem Sommer eine Aufstiegschance erhalten, nicht angesagt, einen Mehrjahres-Fahrplan für die Rückkehr in die 3. Liga auszurufen: "Wir schauen voller Zuversicht nach vorne allerdings können wir für den Moment, und auch aus Verantwortung keine ungewisse Mehrjahrespläne ausrufen, sondern müssen solide von Saison zu Saison planen. Der Fortbestand der Kickers hat dabei oberste Priorität, wenngleich die sportlichen Ambitionen auch in den nächsten Jahren freilich vorhanden sind."
Es bleibt ein schwieriger Spagat, den die Kickers in weiteren Regionalliga-Jahren vollführen müssten. Denn während sie als Profi-Team in der vierten Liga durchaus höhere Ansprüche hegen, müssten sie gleichzeitig rasch Kosten und Einnahmen in Einklang bringen: "Wenn die wichtigen Fernsehgelder nach dem zweiten Abstieg komplett wegbrechen und einhergehend Zuschauer- und Sponsoringeinnahmen sinken, kann man auf der Ausgabenseite nicht einfach weiter machen wie in Liga zwei und drei. Wenn die Ausgaben auf Dauer höher sind als die Einnahmen und über den Verhältnissen gelebt wird, nimmt dies kein gutes Ende. Diese Situation hatten wir bereits im Dezember, als wir vor der Insolvenz standen. Wir müssen lernen, die Regionalliga anzunehmen“, sagt Herber.
Ein Thema ist nun vorerst in der Prioritätenliste am Dallenberg abgerutscht: "Natürlich gibt es einen Traum, das Stadion am Dalle neu zu gestalten oder umzubauen", sagt Herber. Derzeit freilich müsse er sich um andere Dinge kümmern: "Damit der Traum irgendwann Realität werden kann, müssen wir in Würzburg erfolgreich Profifußball spielen."
Bin sehr gespannt.