Am Ende des Arbeitstages sah Trainer Marco Wildersinn nach dem 6:2 (1:1) seiner Würzburger Kickers im Fußball-Regionalliga-Spiel gegen den FC Augsburg II mal wieder die Chance, die Dinge, die in dieser Saison passieren, ins rechte Licht zu rücken. Er hatte wohl in den letzten Tagen genau hingehört, was rund um das Team der Rothosen so gesprochen wurde. Offenbar hat er dieser Tage das Gefühl, so manch ein Kritiker würde nur darauf warten, dass die Erfolgsserie der Rothosen zu Ende geht. Schon nach dem Sieg im Spitzenspiel in Vilzing hat er offenbar solche Stimmen wahrgenommen. Mancher hätte gedacht, die Kickers würden nachlassen, sagte Wildersinn auf der Pressekonferenz. Es folgten das 5:0 in der Liga in Memmingen und das Weiterkommen im Toto-Pokal-Wettbewerb beim SC Großschwarzenlohe (1:0).
"Ich weiß, dass einige nun wieder gesagt haben: Heute erwischt es sie vielleicht. Weil sie Augsburg vielleicht unterschätzen oder etwas nachlassen", so Wildersinn am Samstag: "Aber nee! Das war nicht der Fall! Wir werden nicht nachlassen. Ein Riesenkompliment an die Mannschaft, was sie da jede Woche abreißt. Es ist nicht selbstverständlich, über einen solchen Zeitraum ungeschlagen zu sein."
19 Spieltage sind bereits rum und die Kickers haben noch immer keine Partie verloren. Auf fünf Punkte haben sie am Samstag den Vorsprung auf den Tabellenzweiten DJK Vilzing ausgebaut, der ja bereits erklärt hat, nicht nach dem Drittliga-Aufstieg zu streben. Die Verhältnisse könnten bereits zur Winterpause ziemlich eindeutig geklärt sein, wenn die Kickers auch die letzten Partien des Jahres 2023 ohne Niederlage überstehen. "Wir ziehen die drei Spiele auch noch so durch", kündigt Wildersinn im Brustton der Überzeugung an.
Derzeit deutet tatsächlich wenig darauf hin, dass die Rothosen noch einmal einbrechen könnten. Am Samstag brachten die couragiert auftretenden Augsburger den Spitzenreiter eine Halbzeit lang in Schwierigkeiten, um danach von den Kickers binnen weniger Minuten förmlich überrannt zu werden. "Ein paar Worte hat der Trainer gesagt – taktische Dinge und auch was die Einstellung angeht. Das haben wir gut umgesetzt", sagte Saliou Sané darüber, was beim Pausenstand von 1:1 in der Kickers-Kabine los gewesen sei.
Sané und Kurzweg gehen bei den Würzburger Kickers voran
Er war es, der in besonderer Art und Weise die dann folgende zweite Spielhälfte prägte. Sanés Hattrick, mit drei Toren binnen 18 Minuten, sorgte schnell für klare Verhältnisse. Dass zuvor Kapitän Peter Kurzweg mit einem energischen Antritt, selbst sein Tor zum 2:1 vorbereitet hatte, stand symbolisch für das Kickers-Spiel in dieser Saison. Sané und Kurzweg gingen voran. Die Erfahrenen im Team, die mit den Rothosen bereits in den bundesweiten Profiligen kickten, machen oft den entscheidenden Unterschied.
Die Kickers seien die einzige Mannschaft der Liga, die selbst kleine Schwächen des Gegners gnadenlos ausnutze, stellte Augsburgs Trainer Tobias Strobl fest. Der eingetauschte Ex-Augsburger Fabian Wessig erzielte den sechsten Würzburger Treffer und war nach seinem Elfmetertor im Pokalspiel am Dienstag erneut erfolgreich. Er ist ein Beispiel dafür, welche Qualität in diesem Kader schlummert. Schließlich hatte der 20-Jährige, im Sommer als Hoffnungsträger eingruppiert, während der Hinrunde nur wenig Spielzeit bekommen. Nun scheint er sich etwas freizuschwimmen.
"Enorm viel Qualität und eine gute Struktur", das sei das, was die Kickers auszeichnet, so FCA-Coach Strobl. Der einstige Trainer des FC 05 Schweinfurt erinnerte in Würzburg schließlich daran, wie er mit dem unterfränkischen Kickers-Rivalen einst gegen den TSV Havelse am Aufstieg in die 3. Liga gescheitert war: "Ich hoffe, dass ihr es in die Relegation schafft und es dort dann auch besser macht als drei Jahre vorher ein anderes Team aus Unterfranken."