Die Würzburger Kickers bleiben weiter im Rennen um zwei Titel. Der Tabellenführer der Fußball-Regionalliga steht im bayerischen Toto-Pokal-Wettbewerb im Halbfinale. Dabei musste er im Vergleich mit dem Tabellensechsten der Landesliga Nordost, dem SC Großschwarzenlohe, aber mehr zittern als es ihm lieb war. Ein Elfmetertor von Fabian Wessig entschied letztlich die Partie zugunsten der Gäste, die gegen den recht rustikal zu Werke gehenden Außenseiter zwar spielerisch deutlich überlegen waren, aber selten zu echten Torchancen kamen. Am Ende mussten die Würzburger sich nach einer Roten Karte gegen Abwehrspieler Marius Wegmann sogar noch in Unterzahl einer Drangphase der Mittelfranken erwehren.
Kickers-Trainer Marco Wildersinn wollte sich mit dem hektischen Treiben auf dem Feld nach Schlusspfiff dann aber gar nicht mehr lange auseinandersetzen. "Wir haben uns heute gegen die Widrigkeiten gewehrt und ein Tor mehr gemacht als der Gegner. Das reicht zum Weiterkommen, und das war das Ziel heute."
Großschwarzenlohe inszeniert sich vor Halloween als Pokalschreck
Dass der Weg dahin kein Spaziergang werden würde, war an diesem feuchtfrischen Abend im Landkreis Roth schnell klar. Die Gastgeber hatten sich schon im Vorfeld der Partie passend zum Halloween-Abend als Pokalschreck inszeniert, der höherklassigen Gegnern der Reihe nach das Fürchten lehrt. So zumindest die Botschaft von so manchem frechen Posting in den Sozialen Netzwerken.
Es fehlte tatsächlich nicht viel, und Großschwarzenlohe hätte die Kickers schon in der Startphase der Begegnung so richtig geschockt. Bei einem schnellen Konter tauchte Maximilian Takacs plötzlich frei vor dem Würzburger Kasten auf, setzte den Ball aber an den Pfosten (11.). Ansonsten aber waren die Kickers schon Herr des Geschehens, bearbeiteten den Gegner an dessen Strafraum, ohne aber eine Lücke in der vielbeinigen Abwehr der Hausherren zu finden. So blieben ein abgeblockter Schuss von Dominik Meisel (14.) und Versuche aus der Distanz von Dominik Junge-Abiol (15.) und Yannick Scholz (25.), die SC-Torhüter Sebastian Vogel parieren konnte, das Gefährlichste, was die Kickers zustande brachten.
"Gegen einen tiefstehenden Gegner muss man eine Lücke finden. Uns fehlten etwas die Präzision und der Zug nach vorne", so Wildersinn, der seine Startelf im Vergleich zum Liga-5:0 in Memmingen am Freitag auf sieben Positionen verändert hatte.
Kickers-Spieler berichten von rassistischen Beleidigungen durch Heimfans
Letztlich gelang es den Gastgebern dann aber durch viele kleine Nickligkeiten und Provokationen, den Spielfluss zu stören. Dazu passte auch, dass einige unmittelbar neben der Ersatzbank postierte Fans der Hausherren auch verbal offenbar völlig danebengriffen. Die Kickers-Akteure berichteten von rassistischen Beleidigungen, die in der ersten Hälfte zu einer Rudelbildung an der Außenlinie und einer Durchsage des Platzsprechers führten.
Es war eine hektische, ruppige Atmosphäre, in der Schiedsrichter Philipp Götz (Schwandorf) zeitweise den Überblick verlor. Zunächst aber gelang den Kickers jener Führungstreffer, an dem das Team so lange hart gearbeitet hatte. Die Gäste hatten den Druck nach dem Seitenwechsel noch einmal erhöht, drangen immer wieder in den Strafraum ein. Die Gastgeber mussten teils Schwerstarbeit verrichten und kamen einmal im Zweikampf auch deutlich zu spät: In der 52. Minute wurde Marcel Fischer – das Eigengewächs erhielt diesmal von Beginn an eine Bewährungschance – im Strafraum elfmeterreif gefoult. Fabian Wessig schnappte sich den Ball und verwandelte den fälligen Strafstoß zum 1:0.
Für Wildersinn ist die Rote Karte gegen Wegmann ein Resultat vieler Provokationen
Doch mit der Führung beruhigte sich die Partie nicht. Großschwarzenlohe spielte weiter extrem ruppig, zeitweise, wie Kickers-Trainer Wildersinn fand, auch überhart. "Das war das Resultat von vielen Provokationen und vielen harten Fouls des Gegners. Dass dann einer einmal, wenn der Schiedsrichter die Sache nicht im Griff hat, die Kontrolle verliert, sollte nicht passieren, ist aber irgendwie menschlich", kommentierte der Coach die Rote Karte für Marius Wegmann, der das Team als Kapitän aufs Feld geführt hatte.
SC-Spieler Fabian Klose hatte Kickers-Akteur Dardan Karimani, der anschließend ausgewechselt wurde, mit einem Tritt auf den Oberschenkel zu Boden gebracht. Wegmann schubste daraufhin den Übeltäter zu Boden. Nach einer weiteren Rudelbildung und vielen Diskussionen zeigte der Referee Klose Gelb und Wegmann Rot (68.). Für den Kickers-Abwehrmann dürfte die Pokal-Saison damit vorbei sein.
In Unterzahl mussten die Kickers als die Partie über die Zeit bringen, was ihnen in der hektischen Schlussphase letztlich auch gelang. Und so stehen die Rothosen also erneut im Halbfinale. Bei den letzten vier Pokal-Teilnahmen hatten es die Würzburger immer in die Runde der letzten Vier geschafft. Zuletzt war da aber zweimal gegen den FV Illertissen Endstation. Die Schwaben sind nach dem 4:0 gegen den TSV Aubstadt auch in diesem Jahr ein möglicher Gegner.
Fußball, Toto-Pokal, Viertelfinale, Männer
SC Großschwarzenlohe - FC Würzburger Kickers 0:1 (0:0)
Großschwarzenlohe: Vogel - Sperber (75. Pandel), Chatzioglou, Klose, Uluca (58. Schmidt), T. Kräftner (61. Schmid), Takacs, Stahl, Opcin, Brunkhorst, Spielbuehler.
Würzburg: Friedsam - Haas, Scholz, Wegmann, Hemmerich (89. Franjic) - Fischer (69. Unrath), Wessig, Meisel - Junge-Abiol (16. Caciel), Sausen (81. Sané), Karimani (69. Kurzweg).
Schiedsrichter: Philipp Götz (Schwandorf).
Zuschauende: 644
Tore: 0:1 Fabian Wessig (52., Foulelfmeter).
Rot: Marius Wegmann (68., Tätlichkeit).