Mit einem Ligapokal, bei dem ein weiterer Aufstiegsplatz in die Regionalliga vergeben wird, und einer Aufwertung des Toto-Pokal-Wettbewerbs sollen die Fußball-Bayernligisten über den Ausfall der Spielzeit 2020/21 hinweggetröstet werden. Das geplante Modell stellten Vertreter des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) am Dienstagabend in einer virtuellen Konferenz den Vereinsvertretern vor. Ausgedacht hat sich das Konzept die LAG "Spielbetrieb und Pokal Verbandsebene". Die LAG ist eine von fünf so genannten Lösungs-Arbeitsgruppen, die vom BFV eingesetzt wurden, um Vorschläge zu erarbeiten, wie man mit der durch die Corona-Pandemie ausgelösten veränderten Situation im Amateurfußball umgehen soll - und an denen auch Vereinsvertreter beteiligt sind.
Attraktive Pokalgegner sollen Zuschauer anlocken
Der Plan der LAG sieht staffelinterne Ligapokale in der Nord- und Südstaffel vor, mit Vor-, Zwischen- und Finalrunde, die in der spielfreien Zeit nach dem Abschluss der Saison 2019/20 ausgetragen werden sollen. Die beiden jeweiligen Sieger würden dann in einem Endspiel um einen Platz in der Regionalliga kämpfen. Für abstiegsbedrohte Klubs würde der Gewinn des Ligapokals den Klassenerhalt bedeuten, meinten einige Vereinsvertreter nach der Konferenz am Dienstag. Darüber hinaus ist laut BFV ein Verzahnung mit dem Toto-Pokal-Wettbewerb auf Verbandsebene in der Saison 2020/21 angedacht, die es den kleineren Vereinen ermöglichen soll, früher als sonst auf attraktive Gegner zu stoßen und viele Zuschauer anzulocken - so sie denn dann von der Staatsregierung überhaupt schon wieder zugelassen sein sollten. Dem Vernehmen nach soll es außerdem zwei zusätzliche Bayernliga-Aufsteiger aus den Landesligen und fünf zusätzliche Landesliga-Aufsteiger aus den Bezirksligen geben - alle ebenfalls in Pokalrunden ausgespielt. Diese Planung wurde vom BFV bisher aber nicht offiziell bestätigt.
Zustimmung, aber auch Kritik
Bei den Bayernligisten im Verbreitungsgebiet stoßen die Vorschläge des BFV ihre Liga betreffend größtenteils auf Zustimmung, auch wenn die Angst vor finanziellen Verlusten bleibt. "Ich war positiv überrascht von dem Gespräch gestern Abend. Es ist zwar noch vieles ungewiss, aber der Verband hat sich Gedanken gemacht", sagt etwa Roland Metz, Vorsitzender des Würzburger FV (8. Platz/31 Punkte). Inwieweit durch so einen Wettbewerb Einbußen abgefangen werden können, stehe allerdings in den Sternen. Metz rechnet bei einem Wegfall von 17 Heimspielen bisher mit einem Verlust von rund 50 000 Euro und einem "finanziellen Teufelsritt". Wie viele Partien bei einer Durchführung des Ligapokals in der Mainaustraße stattfinden und welche Einnahmen dadurch generiert würden, lässt sich momentan noch nicht absehen. Eventuell würde sich der Verlust verringern, schwierig dürfte es aber allemal werden, den Gesamtetat in Höhe von rund 150 000 Euro zu stemmen. Da sind die 10 000 Euro, die über die Stiftung "FC Bayern Hilfe" an jeden Bayernligisten gingen, nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Auch wenn Metz betont: "Dass wir dieses Geld bekommen, finden wir gigantisch. Das ist eine geile Sache."
Klassenerhalt dank Pokalsieg?
Bei den abstiegsbedrohten Vereinen FC Sand (15. Platz/18 Punkte) und TSV Karlburg (16./13) sieht man im geplanten Ligapokal vor allem eine zusätzliche Chance auf den Klassenerhalt. Noch lieber hätte Karlburgs Sportleiter Michael Gehret zwar einen Play-off-/Play-down-Modus gesehen, letztendlich aber ist er pragmatisch: "Wir müssen die Entscheidungen so hinnehmen und das Beste draus machen. Unser Wunsch ist es, so schnell wie möglich wieder auf dem Platz zu stehen." Das sieht man auch in Sand so: "Die Lösung mit dem Ligapokal finden wir gar nicht so schlecht. Wir haben durchgerechnet, dass wir damit auf acht bis elf Heimspiele kommen würden", sagt FC-Sportleiter Erich Barfuß. Ob ein Absteiger tatsächlich über den Liga-Pokal die Klasse halten könnte, ist abschließend allerdings noch nicht geklärt. Bisher hatte man beim BFV stets betont, dass Auf- und Abstiegsregeln bestehen blieben.
Christoph Mix äußert seinen Unmut
Unzufrieden mit dem geplanten Konzept des BFV ist Abtswinds Manager Christoph Mix. "Der Ligapokal ist nur was für die Teams, die oben stehen. Uns bringt das nichts", sagt er mit Blick auf die Tabelle, in der sein TSV mit 21 Punkten auf Rang 14 steht. Wie manch anderer ärgert er sich nach wie vor über die Entscheidung des BFV, die Saison fortzusetzen. Sie war auf Grundlage eines vom Verband eingeholten Meinungsbildes unter den Vereinen getroffen worden. Rund 68 Prozent der über 3000 Klubs, die sich an der Umfrage beteiligt hatten, stimmten im April für ein Fortsetzung. Aber, so Mix: "Schon die Fragestellung war beeinflussend. Wenn die Vereine damals schon gewusst hätten, was auf sie zu kommt, wäre die Abstimmung sicher anders ausgefallen. Außerdem hatten wir alle nur 48 Stunden Zeit, eine Entscheidung zu fällen." Er verstehe nicht, warum es in Bayern und Thüringen Sonderlösungen für den Amateur-Fußball gebe. Man habe sich da viel zu schnell festgelegt. Nur in diesen beiden Bundesländern wird die aktuelle Saison zu Ende gespielt.
Andreas Lampert, Sportdirektor beim viertplatzierten TSV Großbardorf (36 Punkte), war am Mittwoch bis zum Redaktionsschluss nicht zu erreichen. Er hatte sich im Vorfeld der Gespräche mit dem BFV massiv für die Bedürfnisse der unterfränkischen Bayernligisten eingesetzt.