Die deutschen Schwimmer wollen bei den Weltmeisterschaften im südkoreanischen Gwangju an die gute EM 2018 anknüpfen. 2623 Athleten aus 194 Ländern sind für die WM qualifiziert - darunter Leonie Beck vom SV Würzburg 05, die am Sonntag im Freiwasser über zehn Kilometer startet. Kommt sie dort unter die ersten Zehn, löst sie das Ticket für Tokio 2020. Beck hat vor einem Jahr bei der Europameisterschaft im schottischen Glasgow zweimal Silber geholt und geht die WM mit großer Zuversicht an.
Frau Beck, haben Sie ein 10-Kilometer-Rennen schon mal mit einer Arschbombe eröffnet?
(lacht). Nein, bisher noch nicht, ich starte tatsächlich immer mit einem normalen Startsprung.
Ihr Teamkollege Florian Wellbrock, der im Becken und im Freiwasser unterwegs ist, benennt als Unterschied, dass es im Freiwasser entspannter zugehe. Olympiasieger Ferry Weertman ist so jemand, der gerne mal mit einer Arschbombe startet.
Das stimmt schon. Beim Freiwasserschwimmen ist die ganze Atmosphäre lockerer, vor den Rennen ist eigentlich niemand so arg angespannt, weil man ja zwei Stunden Zeit hat für das Rennen. Im Becken sind es ja immer nur ein paar Minuten.
Das heißt, das 10-Kilometer-Rennen fängt eigentlich erst so richtig nach einer Stunde an?
Nein, bei mir fängt das Rennen mit dem Startsprung an. Gerade bei der WM, wo es ja auch um die Olympia-Qualifikation geht. Für Faxen ist mir dieses Rennen zu wichtig.
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Viel Zeit zu haben, um etwa taktische Fehler oder eine nicht so gut umschwommene Boje wettmachen zu können, ist die eine Sache, gleichzeitig ist man aber auch zwei Stunden mit sich allein in seinem Kopf. Was geht während des Rennens in Ihrem Kopf vor?
Das wichtigste ist, dass man konzentriert bleibt, dass man um sich herum alles mitbekommt, sich rechtzeitig überlegt: Wie schwimme ich um die nächste Boje? Tatsächlich wäre es das Schlimmste, mit sich allein in seinem Kopf zu sein. Natürlich passiert es auch mal, wenn die Frequenzen stimmen und das Rennen in einer ruhigen Phase ist, dass die Gedanken abwandern. Da muss man dann schnell wieder zum Rennen zurückkehren.
Wie behält man im Pulk oder auch bei einem in mehrere Gruppen langgezogenen Rennen den Überblick bei all den Armen und Beinen?
Man muss ja nicht das ganze Feld im Blick behalten. Aber man muss schon schauen, was links und rechts neben einem passiert, wo jene sind, die nach sieben Kilometern stets anziehen. Da hilft einem dann auch die Erfahrung, dass man diese Schwimmer kennt und auch im Rennen erkennt. An ihrem Schwimmstil, man weiß die Startnummern, die auf den Armen stehen, das alles hilft bei der Orientierung im Feld.
Sie hatten in der Vergangenheit oft mit Nervosität zu kämpfen – ebenfalls keine gute Voraussetzung für einen Zwei-Stunden-Rennen um Olympia.
Das hat sich aber mittlerweile ganz gut eingependelt. Ich bin ja jetzt schon viele Weltcups geschwommen – und ein bisschen Nervosität gehört auch dazu, finde ich.
Sie haben sich für diese WM auch für 400, 800 und 1500 Meter im Becken qualifiziert, werden aber keines dieser Rennen schwimmen. Warum?
Ich habe mich schon nach der WM 2017 endgültig entschieden, mich für Olympia voll auf Freiwasser zu konzentrieren, da liegt meine Priorität, daher war das für mich gar keine Frage. Wir haben die Qualifikation fürs Becken auch gar nicht angestrebt, das hat eher zufällig geklappt.
Von außen betrachtet denkt man: Die Beckenwettbewerbe sind doch nach der Freiwasserwoche. Da könnte man dann doch ganz frei aufschwimmen, wenn der Druck der Olympia-Qualifikation abgefallen ist.
Naja, ich glaube, da unterschätzt man aber auch einfach mal, wie anstrengend so ein 10-Kilometer-Rennen ist. Und ich habe dann ja auch noch die 5 Kilometer. Das sind dann 15 Rennkilometer in einer Woche, da ist man dann auch nicht mehr ganz so frisch. Das ist hart, körperlich und mental.
Wenn Sie es sich aussuchen könnten: Wie sähe Ihr perfektes Rennen am Sonntag aus?
In meinem perfekten Rennen schwimme ich die ganze Zeit vorne mit, um die Führungsgruppe nicht zu verlieren, denn ich glaube, dass es ein sehr schnelles Rennen wird. Ich bleibe die ganze Zeit voll konzentriert und habe am Ende Olympia sicher.
Und warum klappt es mit dem Ticket für Tokio?
Weil ich mich ziemlich gut hochgearbeitet habe in den vergangenen Jahren. Anfangs lief es nicht gut bei mir, aber dann wurde es immer besser, bei der EM 2018 habe ich meine erste Medaille in der offenen Wertung geholt, zwei sogar. Ich war in der aktuellen Saison fast immer unter den Top 10, ich haben die Ausdauer, meine Geschwindigkeit ist gut, daher wird es klappen.
Sonntag 14. Juli, 8-10.15 Uhr: 10 km Frauen mit Leonie Beck
Dienstag 16. Juli, 8-10.15 Uhr: 10 km Männer (ohne Würzburger Beteiligung)
Mittwoch, 17. Juli, 8-9.15 Uhr: 5 km Frauen mit Leonie Beck
Donnerstag, 18. Juli, 8-9.15 Uhr: 5 km Staffel evtl mit Leonie Beck und Lea Boy
Freitag, 19. Juli, 8-14.30 Uhr: 25 km Männer&Frauen mit Lea Boy und Sören Meißner