Wenn die Würzburger Kickers an diesem Sonntag (15.30 Uhr) gegen den SC Paderborn ihr Abschiedsspiel aus der Zweiten Fußball-Bundesliga geben, könnte es für stolze 17 Spieler das letzte Mal sein, dass sie als Rothose auflaufen. Bei mehr als einem Dutzend der Akteure läuft der Vertrag zum Saisonende aus. Freilich bedeutet das nicht, dass automatisch all jene Spieler den Klub verlassen werden. Bei manchen scheint die Lage jedoch deutlicher zu sein als bei anderen. Wer geht mit den Kickers in die Dritte Liga, wer wird den Verein verlassen? Eine Übersicht.
Die Begehrten
Dass es eine echte Verstärkung wäre, mit Patrick Sontheimer und Frank Ronstadt in der Dritten Liga anzutreten, steht außer Frage. Der Mittelfeldspieler und der Rechtsverteidiger haben in dieser Saison gezeigt, dass sie auf dem Zweitliga-Niveau mithalten können. Wobei Ronstadt erst in der Schlussphase der Saison unter Trainer Ralf Santelli seine Tauglichkeit in Liga zwei unter Beweis stellen konnte. Mit zwei blitzsauberen Freistoßtoren hat er zusätzlich den Fokus auf sich gelenkt. Beide Spieler haben so manche Begehrlichkeiten in Liga zwei geweckt und sind obendrein ablösefrei zu haben. Im Fall von Sontheimer hatte mit Hannover 96 ein Klub schon konkretes Interesse gezeigt. Es ist also nur schwer vorstellbar, dass die Beiden mit den Kickers den Gang nach unten antreten werden.
Die Bankdrücker
Bei insgesamt 35 eingesetzten Spielern - das ist Spitzenwert in der Liga - ist es nur logisch, dass einige Spieler kaum Einsatzzeit bekommen. Die Gründe dafür waren unterschiedlicher Natur. Luke Hemmerich absolvierte zu Saisonbeginn immerhin 151 Spielminuten in drei Spielen, bis ihn eine Virusinfektion außer Gefecht setzte. Der 23-Jährige ist noch immer nicht im Mannschaftstraining. Im Fall des 18-jährigen Nachwuchsspielers Umut Ünlü hat es unter keinem der vier Trainer für einen Einsatz gereicht, auch Lion Schweers kam nur in Darmstadt zum Zuge, weil schlicht keine anderen Spieler zur Verfügung standen. Eric Verstappen stand neben seinem Kurzeinsatz als Feldspieler in Darmstadt nur einmal zwischen den Pfosten. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Kickers mit einem aus diesem Quartett verlängern, ist eher gering.
Die Exoten
"Erfahrung pur" lautete bei der Bekanntgabe ihrer Verpflichtungen durch den Verein eine oft verwendete Floskel: Stefan Maierhofer absolvierte 19 Länderspiele für Österreich. In der Alpenrepublik ist der 2,02-Meter-Mann bis heute ein Liebling des Boulevard, gab erst in dieser Woche in einem Online-Format der "Kronen-Zeitung" Ernährungstipps. Douglas spielte in der Champions League. Ewerton galt einmal als einer der besten Innenverteidiger der Bundesliga. Rolf Feltscher wurde wegen seines austrainierten Körpers von der "Bild"-Zeitung gar mit Ronaldo verglichen. In Los Angeles kickte er an der Seite von Superstar Zlatan Ibrahimovic. Chris David erzielte immerhin ein Premier-League-Tor. Rajiv van la Parra hat dreimal in der englischen Elite-Liga getroffen. Sein Halbbruder Georginio Wijnaldum trägt das Trikot des FC Liverpool und wird aktuell mit dem FC Bayern München in Verbindung gebracht. Reichlich Glamour für einen Zweitliga-Letzten - und wohl deutlich zu viel für einen Drittligisten. Etwas verbindet diese weitgereisten Exoten: Über die Vertragsmodalitäten und die Laufzeit der Kontrakte hatten sich die Kickers bei ihrer Verpflichtung nicht geäußert. Ernsthaft gilt keiner der genannten als Kandidat für die kommende Saison. Wirkliches Interesse hätten die Rothosen einzig an einer Weiterverpflichtung von Außenverteidiger Feltscher. Ob freilich ein Drittliga-Engagement in die Karriere des Schweizers passen würde, erscheint fraglich.
Die Härtefälle
Echte Identifikationsfiguren gibt es bei den Kickers kaum. Die Hälfte der Mannschaft hat nicht einmal vor Zuschauern am Dallenberg gespielt. Zumindest am längsten beim Klub sind Dominic Baumann und Hendrik Hansen. Zusammen mit dem jetzigen Sportvorstand und damaligen Innenverteidiger Sebastian Schuppan sind sie im Sommer 2017 nach Würzburg gewechselt. Genau deshalb dürfte das Duo auch eine Art Härtefall werden. Denn: Gute Gründe, weiterhin auf die beiden Spieler zu setzen, gibt es nicht. Der eine, Baumann, trifft trotz seiner Position als Stürmer erschreckend selten ins gegnerische Tor. Der andere, Hansen, ist ein guter Verteidiger, allerdings äußerst verletzungsanfällig. Wäre nicht Schuppan Sportvorstand, es wäre davon auszugehen, dass sich die Wege trennen. So aber könnte es auf einen Kompromiss, beispielsweise einen Einjahresvertrag bei geringen Bezügen, hinauslaufen. Ein Härtefall anderer Art ist Arne Feick. Der ist zwar erst ein Jahr in Würzburg, aber nach Ende eines langen Engagements in Heidenheim gewiss mit der Erwartung an den Dallenberg gekommen, ein Fixpunkt im Kickers-Team zu werden. Mit der Ernennung zum Kapitän am zweiten Spieltag wurde dies noch untermauert. Doch Feick konnte die Erwartungen nie erfüllen. Eine Vertragsverlängerung scheint ausgeschlossen. Ob die Karriere des 33-Jährigen damit eher unfreiwillig endet?
Die Überzeugenden
Wirklich erwartet wurde von Dominik Meisel in dieser Saison eigentlich nicht viel. Nach drei Kurzeinsätzen in Liga drei in der vergangenen Saison hatte ihm vor allem die Local-Player-Regelung, die besagt, dass jeder Klub vier im eigenen Verein ausgebildete Spieler unter Vertrag haben muss, zu einem Zweitliga-Kontrakt verholfen. In Liga drei gilt diese Regel nicht. Trotzdem scheint es derzeit wahrscheinlich, dass Meisel bleibt. 15 Partien absolvierte er als fleißiger Arbeiter im Mittelfeld. Solche Spieler kann jedes Team gebrauchen - und auch der 21-Jährige selbst hat bereits angedeutet, dass er sich ein Bleiben gut vorstellen kann. Marvin Pieringer kam erst im Winter als Leihgabe vom SC Freiburg II. Trotz eines zwischenzeitlichen Leistungstiefs: Sechs Tore sprechen für den 21-Jährigen und womöglich kommt mit Christian Preußer nun auch noch sein Trainer aus Freiburger Zeiten nach Würzburg. Doch Pieringer ist nur ausgeliehen. Freiburgs U 23 wird in der kommenden Saison wohl selbst in Liga drei spielen. Kaum zu glauben, dass Pieringer dann für die Rothosen aufläuft.
