Der Vertrag von Hendrik Bonmann läuft noch bis Sommer 2022. Auf die Frage, ob das Arbeitspapier auch für die Dritte Liga gilt, antwortet der Torhüter der Würzburger Kickers knapp: "Ja." Noch deutlicher wird der Schlussmann des Fußball-Zweitligisten dann bei der nachgeschobenen Frage in der Online-Pressekonferenz, ob er sich auch eine Etage weiter unten einen Verbleib bei seinem aktuellen Arbeitgeber vorstellen könne: "Natürlich ist es für mich vorstellbar. Allerdings möchte ich diese Diskussion hier abbrechen", so der 27-Jährige energisch. "Ich will hier kein Wort über die Dritte Liga verlieren. Wir spielen gerade in der Zweiten Bundesliga, haben noch eine Menge Spiele vor uns. Jetzt über die Dritte Liga nachzudenken, ist für mich als Spieler völliger Quatsch und ergibt keinen Sinn. Wir müssen alles dafür tun, um den Verein in der Liga zu halten."
Stellt sich natürlich die Frage, wie der Tabellenletzte das schaffen will. Acht Punkte Rückstand haben die Rothosen derzeit auf den VfL Osnabrück, der auf dem Relegationsplatz rangiert, gar zehn sind es bis zum rettenden Ufer. Das erste Team über dem Strich ist aktuell Eintracht Braunschweig, jedoch hat die Mannschaft des Ex-Würzburgers Fabio Kaufmann bereits ein Spiel mehr als Kickers absolviert. "Der Fokus liegt bei uns auf der Konzentration, auf der taktischen Disziplin", erzählt Bonmann. Individuelle Fehler, die nicht erst bei den jüngsten Auftritten die Ursache für Gegentore waren, zu vermeiden, könne man nicht trainieren. "Abstellen" müsse man diese Patzer, um eine positive Serie zu starten. "Das ist das Einfachste."
Nachdem die Partie bei Hannover 96 am vergangenen Sonntag aufgrund eines Coronafalls im Team der Niedersachsen kurzfristig abgesagt wurde, haben die Kickers ihre nächste Chance am kommenden Sonntag, 21. März, wenn Jahn Regensburg zu Gast ist am Dallenberg (13.30 Uhr). "Das ist ärgerlich, aber das ist aktuell eben so. Es ist ein Privileg, dass wir überhaupt spielen dürfen", kommentiert Bonmann die Absage, von der die Mannschaft von Trainer Bernhard Trares erst im Teamhotel in Hannover erfahren hatte. "Deswegen brauchen wir uns da jetzt nicht beschweren." Ob das zusätzliche Spiel, das die Regensburger am Mittwochabend gegen Greuther Fürth austragen müssen, für die Kickers spricht? "Es könnte ein Vorteil sein, ich glaube es aber nicht."
Im Allgemeinen sieht der gebürtige Essener die Rothosen im Aufwärtstrend. "Für mich ist die positive Entwicklung klar zu erkennen", sagt der Torhüter. "Dass es immer noch nicht wahnsinnig viele Punkte auf unserem Konto sind, darüber brauchen wir nicht diskutieren." Was Bonmann Mut macht, ist der Zusammenhalt im Team: "Die Mannschaft lebt. Die Lage ist extrem schwer, aber ich persönlich sehe das als Chance. Wenn wir den Klassenerhalt schaffen, wäre das ein Riesending." Dafür brauche es 100 Prozent Einsatz eines jeden Einzelnen – weshalb sich der Fokus beim Training der Kickers auch darauf richten soll, die Kollegen anzustacheln: "Natürlich ist es auch mal nötig, jemanden zu ermahnen. Das heißt nicht, dass bei uns jemand nur Larifari macht. Bei den meisten Teams reichen 95 Prozent, da kann man über so etwas hinwegsehen. Bei uns nicht. Wir brauchen 100 Prozent."
Die Mannschaft anleiten, den Takt vorgeben: Dinge, die eigenen Aussagen zufolge zu den Stärken Bonmanns zählen. Vermutlich sieht das auch der Trainer so. Seit inzwischen elf Spielen ist Bonmann der Mann zwischen den Pfosten bei den Kickers, Anfang Januar gab Trares ihm den Vorzug vor Fabian Giefer. Das Gespräch dazu sei relativ simpel abgelaufen: "Der Trainer hat mir mit einem Satz gesagt, dass ich am Mittwoch im Tor stehe. Mehr brauchte ich auch nicht zu hören." Dass Giefer derzeit aufgrund einer Verletzung am Sprunggelenk nicht einsatzbereit ist, dürfte beim Zweitligisten nur marginal stören.
Dabei war Bonmann im Oktober vergangenen Jahres – zumindest auf dem Papier – klar als Nummer zwei an den Dallenberg gekommen. Ausgebildet beim FC Schalke 04, landete der Torhüter über Stationen bei RW Essen und Borussia Dortmund II beim TSV 1860 München. Dort war er in der Dritten Liga hinter Marco Hiller klar nur die zweite Wahl. Nach Ablauf der vergangenen Saison stand Bonmann sogar ganz ohne Arbeitgeber da. "Persönlich lief es für mich überragend: aus der Arbeitslosigkeit über ein Probetraining für Würzburg ins Tor in der Zweiten Liga. Davon hätte ich im Sommer nicht unbedingt geträumt", erzählt der Schlussmann und packt sogar noch etwas Pathos oben drauf. "Trotz der wenigen Punkte und der Niederlagen habe ich einen riesigen Spaß auf dem Platz und liebe es auch, hier für den Verein zu spielen."
Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass sich daran auch in den verbleibenden zehn Saisonspielen nichts ändern wird. Trares hat trotz der 51 Gegentore der Kickers (21 davon musste Bonmann hinnehmen) keinen Grund, etwas auf der Torhüterposition zu ändern. Zudem hätte er in Bonmann einen ordentlichen Keeper in der Dritten Liga, sollten die Rothosen das "Riesending" nicht mehr stemmen können. Auch wenn Bonmann darüber noch nicht reden will.