Die Nachricht erreichte die Würzburger Kickers am Samstagabend in ihrem Teamhotel in Niedersachsen: Das für diesen Sonntag geplante Zweitligaspiel der Rothosen bei Hannover 96 wurde kurzfristig abgesagt. Der gesamte Kader der Niedersachsen befindet sich in Quarantäne, nachdem bei einem Spieler der Coronatest positiv ausgefallen war.

Während die Konkurrenz aus Sandhausen (0:0 gegen Düsseldorf) und Osnabrück (1:1 in Nürnberg) punktete, konnte das Team von Trainer Bernhard Trares nach der Rückkehr aus Niedersachsen am Sonntagmittag nur trainieren. "Wir sind gut beraten, wenn wir auf uns blicken und nicht auf die anderen. Wir haben genügend Hausaufgaben zu bewältigen", so Kickers-Sportvorstand Sebastian Schuppan. Nicht zum ersten Mal sind die Kickers in dieser Saison von der Corona-Pandemie betroffen, doch nicht nur deshalb stellen sich an diesem spielfreien Wochenende einige Fragen:

Weil Hannover 96 anders als die Kickers damals noch nicht einmal mehr ein Rumpfteam zur Verfügung hat. Zur Erinnerung: Auch das Heimspiel der Rothosen gegen St. Pauli war wegen eines Corona-Falls im Betreuerstab des Kickers-Teams abgesagt worden. Am Freitag war die Partie Heidenheim gegen Kiel kurzfristig ausgefallen. Nach vier Corona-Fällen im Team mussten alle Kieler Akteure in Quarantäne. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) reagiert letztlich mit ihren Absagen auf Anordnungen der Gesundheitsämter. Aber warum ging dann zum Beispiel beim FC Bayern München der Spielbetrieb in erster Liga und Champions League trotz der Corona-Infektionen von Thomas Müller und anderen Akteuren weiter? Weil die Gesundheitsämter offenbar ganz genau unterscheiden. Im Fall von Hannover 96 geht es, so unterrichtet das Online-Portal "Sportbuzzer", darum, dass die Mannschaft am Freitag gemeinsam in der Halle, also in einem geschlossenen Raum trainierte. Dabei war auch der infizierte Spieler, laut dem Bericht soll es sich um Genki Haragushi handeln. Grund genug, sämtliche Spieler und Trainer als Kontaktperson der Kategorie 1 einzustufen und für 14 Tage in Quarantäne zu schicken. Für Schuppan ist die unterschiedliche Handhabung von Coronafällen kein Grund zum Klagen: "Wir haben volles Vertrauen in die Entscheidungen der jeweils zuständigen Gesundheitsbehörden, die jeden Einzelfall bewerten müssen." Wann die Partie in Hannover nachgeholt werden könnte, darüber war am Sonntag noch nichts bekannt.

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Nicht nur Mittelfeldmann Patrick Sontheimer, sondern auch Leih-Stürmer Marvin Pieringer sollen auf der Liste von möglichen Neuzugängen beim verhinderten Sonntagsgegner in Hannover ganz oben stehen. In beiden Fällen könnten die Kickers nur wenig tun. Im Fall von Pieringer wäre der SC Freiburg der richtige Ansprechpartner. Der 21-Jährige, der im Januar auf Leihbasis an den Dallenberg kam, hat beim Bundesligsten aus dem Breisgau noch einen Vertrag bis 2022. Sontheimers Kontrakt bei den Kickers indes läuft zum Saisonende aus. Er könnte also ablösefrei gehen. Dabei war der 22-Jährige nach anderthalb Jahren Leihe erst im vergangenen Sommer fix von Greuther Fürth nach Würzburg gewechselt. Dass der Mittelfeld-Kämpfer, der in dieser Spielzeit außer in Darmstadt, als auch er in Quarantäne war, bei allen Kickers-Spielen in der Startelf stand, bei Liga-Rivalen Interesse erzeugt hat, verwundert nicht. Jeder Spieler, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, macht sich seine Gedanken. Das ist – und ich spreche hier auch aus eigener Erfahrung wie Erlebtem – vollkommen menschlich", stellt auch Schuppan fest. Doch Sontheimer, da ist der Kickers-Sportvorstand überzeugt, werde deshalb nicht in seiner Leistung beeinflusst: "Patrick hat – wie wir alle – ein ganz großes Ziel: Mit den Kickers den Klassenerhalt zu feiern. Diesem Ziel wird auch er alles unterordnen."

Nachdem die Kickers 2017 aus der Zweiten Bundesliga abgestiegen waren, machte schnell die Geschichte die Runde, viele Spieler hätten in den letzten Wochen der Saison nicht mehr die optimale Leistung gebracht, weil sie in Gedanken längst bei anderen Klubs waren. Ob der Verein den Klassenerhalt schafft, mag für jene Akteure, die keinen Vertrag für eine folgende Drittliga-Saison besitzen, also im Abstiegsfall ablösefrei wechseln könnten, nicht so entscheidend sein. Die Kickers-Verantwortlichen wollen bei den kommenden Spielen ganz genau hinschauen. Die Planungen für die kommende Spielzeit stehen momentan noch hintenan, denn abgeschrieben hat auch Schuppan den Klassenerhalt noch nicht: "Wir haben noch zehn Spiele vor uns, es ist noch immer alles möglich. Aber: Das Team ist jetzt in der Pflicht. Es muss gepunktet werden." Dazu ist eine deutliche Leistungssteigerung im Vergleich zu den letzten Wochen dringend nötig.