Die nackten Zahlen werfen kein gutes Licht auf die Würzburger Kickers. Mit 0:2 beim FC Union Berlin und 0:6 beim FSV Mainz 05 hat das Team von Trainer Michael Schiele beide Testspiele verloren, ein Tor gelang seiner Mannschaft nicht. Anlass zur Sorge sollten die Duelle mit den klassenhöheren Konkurrenten aber sicher nicht sein.
Die Partie in der Hauptstadt bestritten die Rothosen nur vier Tage nach dem Trainingsauftakt, das Spiel in Mainz drei Tage darauf. Schiele schickte bei beiden Auftritten immer wieder unterschiedliche Konstellationen auf den Rasen, gab beide Male einigen Jugendspielern Einsatzzeit. Auch deshalb sind die Ergebnisse dieser Tests maximal zweitrangig.
Jurcher "kein Thema mehr", Schuppan auf der Tribüne
Aufschlussreich waren die Partien dennoch. Testspieler Gillian Jurcher, zuvor für den FC Saarbrücken in der Regionalliga Südwest am Ball, stürmte in Berlin eine Hälfte lang auf der linken Außenbahn - war gegen Mainz aber nicht mehr dabei. "Er ist kein Thema mehr für uns", antwortete Schiele, angesprochen auf den 23-Jährigen.
Dafür, sicher zur Freude vieler Fans, wohl immer noch Thema bei den Kickers: Sebastian Schuppan. Der Ex-Kapitän verfolgte den Auftritt des FWK in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt neben dem Vorstandsvorsitzenden Daniel Sauer auf der Tribüne. Aktuell studiert der 34-Jährige, der seine aktive Karriere nach dem Aufstieg der Kickers in die Zweite Bundesliga beendet hatte, Sportmanagement und soll dem Verein in noch unbekannter Funktion erhalten bleiben.
Was die beiden auf der Tribüne sowie Schiele an der Seitenlinie sahen, waren zahlreiche neue Gesichter im Dress der Würzburger Kickers. Nachdem einige Neuzugänge gegen Union Berlin aufgrund ausstehender Covid-19-Testergebnisse noch nicht ran durften, hatten mit Abpfiff des Spiels gegen Mainz alle Neuen zumindest ein paar Minuten für die Rothosen absolviert. Welche Eindrücke haben sie dabei hinterlassen?
Noch keine Entscheidung auf der Torhüterposition
Auf der Torhüterposition haben sich die Kickers mit Fabian Giefer prominent verstärkt. Der 30-jährige Ex-Augsburger durfte gegen die Eisernen 45, gegen Mainz 60 Minuten lang ran - machte bei letzterem Auftritt jedoch keinen sicheren Eindruck. Mit dieser Leistung dürfte er den bisherigen Stammkeeper Vincent Müller nicht verdrängen. Schiele äußerte sich allerdings zurückhaltend zum Trio Giefer, Müller und Eric Verstappen: "Jeder muss mindestens ein Gegentor auf seine Kappe nehmen, aber die sind auch erst eine Woche im Training. Es ist viel zu früh, um darüber zu urteilen."
Innenverteidiger Tobias Kraulich (21), von der Club-Reserve an den Dallenberg gewechselt, machte gegen Berlin einen ordentlichen Eindruck. Ob er sich aber gegen die Stammkräfte Daniel Hägele und Hendrik Hansen durchsetzen wird? Gegen den FSV zog Schiele zudem Leroy Kwadwo in die Innenverteidigung ("Da hat mir vieles sehr gut gefallen"), außerdem gibt es ja noch einen weiteren Neuzugang: Douglas Franco Teixeira, nicht nur aufgrund seiner Vereinshistorie und Dopingvergangenheit der wohl auffälligste Defensivmann. Gegen Mainz war der wuchtige 1,92-Meter-Brasilianer sowohl körperlich als auch akkustisch extrem präsent: Gewann wichtige Zweikämpfe und dirigierte seine Teamkameraden ständig.
Ähnlich trat Arne Feick auf. Der 32-Jährige, von Schiele als linker Außenverteidiger aufgestellt, soll seine Erfahrung aus knapp 250 Zweitliga-Partien an die jüngeren Mitspieler weitergeben - und tat das auch ausgiebig in Mainz. Feick, der selbst ein eher unauffälliges Spiel ablieferte, war ständig im Dialog mit seinen Nebenmännern.
Keanu Staude mit einem unauffälligen Debüt
Sowohl im Zentrum als auch auf der Außenbahn zu finden war David Kopacz. Der Neuzugang zeigte, was er kann, gegen Berlin noch mehr als gegen Mainz. Schnelle Antritte, gute Dribblings, kluge Pässe - am Abschluss muss der 21-Jährige aber noch feilen. Weniger einprägsam war dagegen das Debüt von Keanu Staude: Der Ex-Bielefelder probierte es gegen den FSV sowohl über die linke als auch über die rechte Außenbahn, blieb dabei aber blass.
Kaufmann-Ersatz Florian Flecker war gegen Union auf seiner rechten Außenbahn einer der auffälligeren Rothosen, wenngleich auch ihm noch die Präzision fehlte. Der Österreicher kümmerte sich zudem um die ruhenden Bälle, tauchte im Spiel gegen Mainz aber ebenfalls total ab.
Einen besseren Überblick kann sich Schiele ab Mittwoch verschaffen: Dann starten die Kickers ins einwöchige Trainingslager im österreichischen Waidring.