Keine Fans, ein paar mit Abstand verteilte Journalisten mit Mundschutz: Der Trainingsauftakt bei Fußball-Zweitliga-Aufsteiger Würzburger Kickers lief heuer anders ab als in den vergangenen Jahren. Die Rothosen werden sich in den kommenden Wochen trotz der Corona-bedingten Einschränkungen darum bemühen, so etwas wie Aufstiegsbegeisterung am Leben zu erhalten. Das Wichtigste dabei: die Aussicht auf eine spannende Saison. Das Team dafür bekommt nun langsam ein Gesicht. Mit dem Österreicher Florian Flecker (Union Berlin) und Keanu Staude (Arminia Bielefeld) haben die Kickers am Wochenende gleich zwei weitere Neuzugänge verpflichtet. Ein Überblick über den Stand der Dinge in allen Mannschaftsteilen:
Tor
Tor Als sich die Neuzugänge am Samstag auf dem Trainingsgelände in Randersacker zum Gruppenfoto aufstellten, waren gleich zwei Torhüter dabei: Fabian Giefer, den erstligaerfahrenen Mann, den die Rothosen vom FC Augsburg geholt haben, und überraschenderweise auch Nico Purtscher. Der war nach seiner Verpflichtung im Vorjahr gleich an den TSV Aubstadt weiter verliehen worden und galt zuletzt als Kandidat für einen Abgang. Echte Einsatzchancen dürfte er auch nicht haben. „Er soll lernen“, sagt denn auch Kickers-Trainer Michael Schiele. Die anderen drei, so Schiele, also neben Giefer noch Eric Verstappen und Vincent Müller, sollen sich fortan einen Kampf um den Posten zwischen den Pfosten liefern. Neuzugang Giefer dürfte freilich einen kleinen Vorsprung haben. „Seine Erfahrung tut uns gut“, sagt Schiele über den 30-Jährigen, der schon bei Bayer Leverkusen, Fortuna Düsseldorf, Schalke 04, und Bristol City in England aktiv war. Um sich auf einen Keeper Nummer eins festzulegen, sei es noch viel zu früh, sagt der Trainer. Alleine Giefers Verpflichtung zeigt freilich, dass die Kickers die Unerfahrenheit des 19-Jährigen bisherigen Stammkeepers Müller offenbar als Problem erkannt hatten.
Abwehr
Mit Tobias Kraulich (1. FC Nürnberg II) war der erste Neuzugang des Sommers ein Mann für die defensive Zentrale. Das freilich heißt nicht, dass die Planungen in der Innenverteidigung abgeschlossen sind. Ob Lion Schweers nach seiner Rückkehr vom SV Elversberg – der Abwehrmann war in der Rückrunde an den Süd-West-Regionalligisten ausgeliehen – noch eine Chance erhält? Der 24-Jährige dürfte eher ein Kandidat sein, der bei einem entsprechenden Angebot gehen darf. Stattdessen dürften die Kickers, wenn sie denn die Möglichkeit hätten, einen entwicklungsfähigen und schnellen Innenverteidiger zu verpflichten, noch einmal zuschlagen. Schließlich zeichnen Daniel Hägele und Hendrik Hansen eher ihr Passspiel und ihre Übersicht und weniger ihre Geschwindigkeit aus. Auf der Rechsverteigerposition lieferten sich im Vorjahr Frank Ronstadt und Luke Hemmerich einen Zweikampf. Hemmerich fehlte beim Trainingsauftakt. er hat sich einen Infekt eingefangen und könnte einen Großteil der Vorbereitung verpassen. Corona-Verdacht besteht nicht, betonen die Kickers. Für die linke Außenbahn soll auf jeden Fall noch ein Defensivakteur kommen, der Leroy Kwadwo Konkurrenz macht.
Mittelfeld
Beide Neuzugänge des Wochenendes sollen das Offensivspiel beleben. Florian Flecker soll den zu Eintracht Braunschweig abgewanderten Fabio Kaufmann ersetzen. „Ein ähnlicher Spielertyp“ sei der 24-jährige Österreicher, so Schiele, betont aber: „Ich will keine Vergleiche anstellen.“ Bei Union Berlin war der Rechtsaußen in der vergangenen Saison aufs Abstellgleis geraten, zuvor hatte er in seinem Heimatland im Trikot des TSV Hartberg mit sieben Toren und sechs Vorlagen in einer Erstligasaison auf sich aufmerksam gemacht. „Ich habe das Glänzen in seinen Augen gesehen“, berichtet Schiele über die Gespräche mit Flecker, in dessen Kontrakt bis 2022 auch ein Rückkaufrecht für Union Berlin verankert ist.
Auch die Karriere von Keanu Staude war zuletzt etwas ins Stocken geraten. 83 Zweitligaspiele, so viele wie kein anderer Akteur im aktuellen Kickers-Kader, hat er schon absolviert. Und das mit 23 Jahren. Bei seinem Heimatklub Arminia Bielefeld hatte er den Sprung aus der Jugend zu den Profis geschafft, war lange Stammkraft, bis er in der vergangenen Saison beim Erstliga-Aufsteiger aussortiert wurde. Nun verlässt Staude erstmals seine ostwestfälische Heimat und hat sich für Würzburg und offenbar gegen den Liga-Rivalen Karlsruher SC entschieden. Dort wurde offen von einem Interesse an der Verpflichtung Staudes gesprochen. In Würzburg hat er einen Ein-Jahres-Vertrag mit Option auf eine weitere Saison unterschrieben. Was Staudes Verpflichtung für die Personalie Robert Herrmann bedeutet, darüber kann man nur spekulieren. Der bisherige Leihspieler hat seinen Vertrag in Aue aufgelöst.
Nun wünscht sich Schiele noch einen Spieler für das Mittelfeldzentrum. Mit Niklas Hoffmann fehlt derzeit ein Spieler aus diesem Bereich. Der Winter-Neuzugang vom FC St. Pauli leidet unter einem eingeklemmten Nerv am Rücken. Schon im Saisonendspurt hatte dieser ihn behindert.
Sturm
Erstaunlich wenig spricht Schiele derzeit über den Angriff. Ob das bedeutet, dass er mit der Sturm-Besetzung – derzeit stehen die Angreifer Maximilian Breunig, Dominic Baumann, Luca Pfeiffer und Saliou Sané unter Vertrag – zufrieden ist?