Für viele Profisportler bedeuten die Feiertage nicht automatisch freie Tage. Und doch ist aufgrund der Corona-Pandemie dieses Weihnachten für manche anders als in anderen Jahren - vor allem für die ausländischen Spieler der regionalen Spitzenklubs. Wir haben uns beim FC Würzburger Kickers, s.Oliver Würzburg und bei der DJK Rimpar Wölfe umgehört, wie die Akteure aus fünf verschiedenen Ländern das Fest verbringen - und im Tischtennis auch einen Australier vom TTC Kist aufgetan, der in der Krise großes Glück hatte.
Zwei Brasilianer beim FC Würzburger Kickers
Unter den acht ausländischen Fußballern bei den Kickers sind auch zwei Brasilianer: Ewerton (32) und Douglas (32) kicken seit Sommer für den Zweitligisten. In Würzburg sind die beiden Abwehrspieler, die vom gleichen Berater vertreten werden, erstmals vereint. Und zum ersten Mal werden sie in diesem Jahr auch Weihnachten zusammen feiern.
In Brasilien,so berichtet Ewerton, der aus Penedo im Norden des Landes stammt, sei Weihnachten ein großes Familienfest. Gefeiert wird traditionell in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember. Auch Douglas, er stammt aus Florianopolis im Süden Brasiliens, flog in der Vergangenheit stets nach Hause, um mit der ganzen Familie zu feiern. „Da kommen wirklich alle zusammen“, erzählt er.
Heimatbesuche sind in diesem Winter jedoch nicht möglich. In der Corona-Saison gibt es heuer über die Feiertage nur eine kurze Fußball-Pause. Schon am kommenden Wochenende geht es für die Rothosen wieder zum Training auf den Platz. Am 2. Januar eröffnen sie dann gegen den Karlsruher FC das neue Sportjahr.
So verbringen eben auch die beiden Brasilianer Weihnachten und Silvester diesmal in Deutschland. „Mit Freunden“, sagt Ewerton und schaut dabei Douglas an. Und was wünscht sich Ewerton zum Fest? „Dass wir Frieden halten und Nächstenliebe üben. Ich denke, dass ist das, was die Welt am dringendsten braucht.“
Sechs Amerikaner bei s.Oliver Würzburg
Corona-Weihnachten bedeuten für die höchstklassigen Basketballer Unterfrankens im Grunde keinen Unterschied zu früher. Es hat Tradition, dass die Ballwerfer der nationalen Premiumklasse kurz vor und kurz nach Heiligabend auf dem Parkett stehen, genauso wie kurz vor und kurz nach Silvester. Die Bundesliga will das so. Auch in dieser Saison. s.Oliver Würzburg bestreitet am 22. Dezember ein Frankenderby bei Medi Bayreuth und ist am 27. Dezember bei den MHP Riesen Ludwigsburg zu Gast. Für die sechs US-Amerikaner heißt das: Feiertage am Arbeitsort.
Einige von ihnen leben mit ihren Familien oder Partnerinnen sowieso in der Domstadt, wie etwa Brekkott Chapman oder Tayler Persons, der mit seiner Frau im kommenden Frühjahr das erste gemeinsame Kind erwartet.
Auch abgesehen von den aktuellen Ausgangs- und Kontaktverboten - ausschweifende Feiern oder Reisen in die Heimat schließen sich aufgrund des eng getakteten Dienstplans mit der Vorbereitung auf die Partien aus. Und selbst einen kleinen gemeinsamen Plätzchen- oder Glühweinkreis der vier restlichen Ausländer in Baskets-Diensten, Tyson Ward, Justin Sears, Zach Smith und Cameron Hunt, haben Merkel, Söder und Co. ja verboten. Es sei denn, sie treffen sich jeweils zu zweit. Vermutlich werden aber eher Skype oder WhatsApp die Mittel der Wahl sein - wie vor Corona.
Ein Israeli, Kroate und Luxemburger bei der DJK Rimpar Wölfe
Auch in der Zweiten Handball-Bundesliga wird noch gespielt. Die Rimparer Wölfe mit ihren vier ausländischen Akteuren können sich am 23. Dezember mit einem Erfolg bei der SG BBM Bietigheim selbst beschenken und dann - anders als in den Jahren davor - drei freie Tage genießen. Ab 27. Dezember trainieren sie wieder und bereiten sich auf den Jahresabschluss vor: Der führt sie am 29. Dezember zum HSV Hamburg. Danach geht's in die WM-Pause.
Einer, der seine Familie an Silvester erstmals seit Sommer wiedersehen wird - so Corona die Heimreise nach Israel nicht noch verhindert -, ist Mittelmann Yonatan Dayan (20). Zwar hat Weihnachten für den Juden keine Bedeutung, dennoch sitzt er an Heiligabend nicht alleine in seiner Bude in Rimpar. "Seitdem ich in Deutschland bin, feiere ich immer mit einer deutschen Familie. Dieses Jahr hat die Familie von Lukas Siegler mich eingeladen", erzählt Dayan: "Ich freue mich schon sehr darauf und habe ein paar kleine Überraschungen." Was es zu essen geben wird, weiß er nicht: "Aber Mama Siegler hat mir versprochen, dass es kein Schwein sein wird."
Was beim Slowenen in Diensten der Wölfe, David Kovacic, auf den Tisch kommt, hat in seiner Heimat Tradition: Potica - ein Hefeteigkuchen mit Füllung-, gekochter Schinken, Schweinebraten, Kartoffeln, Salat. "Und ein Glas Wein." Bevor der Kreisläufer zu Silvester nach Hause fährt, wird er Heiligabend mit Landsleuten verbringen, die in Rimpar leben - Ersatzfamilie in diesen Zeiten. "Jeder von uns kocht oder backt etwas." Das vermutlich schönste Geschenk trägt Kovacics Freundin im Bauch: Die beiden erwarten Ende Mai ihr erstes Baby.
Über die Feiertage nach Hause kann Tommy Wirtz (28): In Luxemburg ist er vergleichsweise schnell. Dort dürfen allerdings maximal vier Menschen an Weihnachten zusammenkommen. "Ich werde Heiligabend dadurch nur mit meinen Eltern feiern. Meinen Bruder mit seiner Familie kann ich leider nur separat sehen", bedauert der Linksaußen. "Das ist nicht so toll, aber die Regierung hat so entschieden."
Ein Australier beim TTC Kist
Beim Tischtennis-Oberligisten TTC Kist steht in dieser Saison mit Dillon Chambers (23) ein Exot an der Platte. Nur zwei Spiele absolvierte der Australier, der mit seinem Heimatland im November 2019 beim Team World Cup gegen Deutschland antrat, für seinen neuen Verein - dann folgte die Corona-Zwangspause. Doch Chambers ist ohnehin für mindestens ein Jahr beim Bundesligisten TTC Grünwettersbach (Karlsruhe) untergebracht, wo er durchgängig mittrainieren konnte. "Das war für mich großes Glück", sagt er.
Auch wenn er es über die Feiertage etwas ruhiger angehen lassen will, wird zwischen den Jahren weitertrainiert. Selbst ohne Corona wäre Chambers in Deutschland geblieben. Dass er fern der Heimat ist, ist für ihn kein Problem. Mit 15 zog er wegen Tischtennis von daheim aus, vor ein paar Jahren verbrachte er schon mal Weihnachten in Schweden. "Ich werde an Heiligabend wegen der Zeitverschiebung vormittags mit meiner Familie skypen", erzählt er. In Grünwettersbach ist er am Abend in guter internationaler Gesellschaft: Seine Mitbewohner aus Ägypten, Chile und Schweden bleiben ebenfalls in Deutschland.