Eine Umfrage des Rundfunks Berlin-Brandenburg und des Investigativ-Kollektivs Correctiv hat aufgedeckt, dass in einem ausgewählten Monat, Oktober 2020, drei von vier Fußballern (77 Prozent) in der sechsten Liga im Mittel rund 300 Euro mit ihrem zur Nebentätigkeit gewordenen Hobby verdienten.
Theo Issing ist Fußball-Abteilungsleiter beim TSV Rottendorf. 1966 zog er in den Ort vor den Toren Würzburgs, trat kurz darauf dem TSV bei und ist seitdem eng mit dem Verein verbunden. Den Rottendorfer Fußballern steht der 66-Jährige seit 13 Jahren vor. Deren erste Mannschaft stieg im vergangenen Jahr in die Landesliga, die sechste Liga im Bayerischen Fußball-Verband, auf.
"Nach unserem Aufstieg ist kein einziger Spieler gekommen und hat die Hand aufgehalten. Alle wissen, dass es bei uns alles gibt – nur kein Geld", sagt Issing und erzählt eine Anekdote: Vor einigen Jahren habe ein Versicherungsprüfer routinemäßig die Fußballer geprüft. "Er hat gesucht und gesucht, aber nichts gefunden. Dann hab ich ihn mal gefragt, wonach er eigentlich sucht. Er meinte: Was ihr den Spielern so bezahlt."
Nummer drei in Stadt und Landkreis
Die Rottendorfer sind "stolz darauf", dass sie ohne diese finanziellen "Anreize" im höherklassigen Amateurfußball gelandet sind. Es ist eine Momentaufnahme, doch aktuell darf sich der TSV als Nummer drei in Stadt und Landkreis sehen – nach den Würzburger Kickers und dem Würzburger FV. Und hat als einziger Landesligist in seinem Umkreis den Klassenerhalt mit dem Erreichen der Aufstiegsrunde sicher.
"Nennt mir einen Landesligisten, der nicht zahlt. Der sollte sofort zum Beichtstuhl gehen." Diese Aussage von Stephan Brunner, über Jahre Macher und Sponsor beim SV Euerbach/Kützberg, der in der laufenden Landesliga-Saison aber seine Mannschaft aus dem Spielbetrieb zurückgezogen hat, will Issing nicht unkommentiert stehen lassen.
Geld macht das Gefüge kaputt
"Wenn Spieler Geld bekommen, durchsetzt das die ganze Truppe. So machst du dir das ganze Gefüge kaputt und der Verein leidet am Ende darunter", sagt Issing. "Aber das Schlimme ist: Die Kommerzialisierung des Amateurfußballs ist nicht einmal dessen Ende. Denn solche Zahlungen hat es vor 30 Jahren gegeben und wird es immer wieder geben – ebenso die Vereine, die schnell rauf und ganz schnell wieder runter gehen."
Beim TSV Rottendorf ist Issing der Hüter dieses Grals: "Ich will eigentlich gar nicht so genau wissen, wie es bei den anderen Klubs läuft. Für mich ist wichtig, dass wir unserer Linie treu bleiben." Diese Linie verteidigt er: "Ich verstehe, dass man natürlich auch sportlichen Erfolg haben möchte, aber mir geht es um den Verein." Konsequent sagt er: "Wenn es sportlich nicht mehr reicht, gehen wir halt wieder eine oder zwei Klassen runter."
Erfolgreiche Nachwuchsarbeit
Angefangen habe der Aufschwung beim TSV, als die mit einigen guten Fußballern gesegneten Jahrgänge von 1985 und 1986 in den Männerbereich aufrückten. "Wir hatten natürlich auch das Glück, dass alle paar Jahre genügend Spieler aus der Jugend rauskamen." Weil der Großteil der aktuellen Rottendorfer Mannschaft aus dem eigenen Nachwuchs kommt oder "wegen eines Rottendorfer Mädels bei uns gelandet ist", kämen die Menschen auch noch zum Sportplatz, um ihre Mannschaft spielen zu sehen. Mehr als 250 Zuschauer pro Heimspiel verzeichnet der TSV, mehr als die meisten Landesligisten.
Auch wenn kein Fußball gespielt werde, sei auf dem Sportgelände immer was los, berichtet Issing. Er wohnt nur wenige Meter entfernt und kann von seinem Haus das rege Treiben feststellen. Wichtig sei, dass der Verein Kindern und Jugendlichen im Ort etwas bieten könne. "Es ist der größte Fehler, die Nachwuchsarbeit in den Sand zu setzen", mahnt er. Auf einem Sportplatz im Aschaffenburger Raum stellte er fest: "Hier fehlt was." Dem Fußballspiel schauten keine Kinder zu oder tobten nebenher mit dem Ball.
Lieber eine Liga tiefer spielen
Falls ein Verein nicht oder nicht mehr die Voraussetzungen habe, höherklassigen Fußball anbieten zu können, müsse er eben seinen Möglichkeiten entsprechend ein paar Ligen tiefer spielen, findet Issing. Obwohl die Umfrage das Gegenteil zu belegen scheint: "Es gibt noch Orte, an denen Fußball nicht des Geldes wegen, sondern aus Verbundenheit zum Verein und aus Liebe zum Spiel gespielt wird", sagt der Rottendorfer Fabian Heß, der zehn Jahre aktiv gespielt hat und jetzt für die Öffentlichkeitsarbeit der Fußballer zuständig ist. "Mit so einer Gemeinschaft und dieser Philosophie fällt es nicht schwer, dem Verein treu zu bleiben."
Diese Einstellung soll auch über Issings Zeit hinaus bestehen bleiben. "Mein Nachfolger wird das genauso sehen", macht er sich keine Sorgen, dass der TSV eines Tages "umfallen" könnte. "Den Jungs muss ich es gar nicht mehr erklären, um was es geht. Sie kämen gar nicht auf die Idee, dass es anders sein sollte. Wir haben es nicht erfunden und machen nicht alles richtig, aber wir machen es so, wie es unserer Vorstellung nach im Amateurfußball sein sollte."
(Johann Wolfgang von Goethe)
"Nennt mir einen Landesligisten, der nicht zahlt. Der sollte sofort zum Beichtstuhl gehen."
Da können sie soviel spielende Co Trainer holen wie sie wollen, die wegen der guten Luft nach Lengfeld kommen.
Groß getönt haben die Verantwortlichen , junge lokale Spieler zu integrieren.
Absolut unfähig .
Rottendorf weiter so !
Es ist insgesamt die Sechste in Deutschland, aber für die Ligen 1-3 ist sicher nicht der BFV zuständig.
Der nächste Verein, der das spüren wird ist der TSV Kleinrinderfeld. Seit Jahren wird die Nachwuchsarbeit vernachlässigt und die Landesliga nur noch mit hohen Kosten verbunden gehalten. Die Folge, keine Spieler mehr aus dem eigenen Ort, keine Zuschauer mehr bei den Spielen und keine Verbundenheit mehr zum Verein.
Ich hoffe es werden in Zukunft wieder mehr Vereine denselben Weg einschlagen wie der TSV Rottendorf, nur so kann ein Verein am Leben gehalten werden.