Die diesjährige, nur kurze dreiwöchige Winterpause verbringt die Fußballerin Medina Desic diesmal nicht wärmeren Gefilden, sondern bei der Familie in Würzburg. "Ich war das Jahr über genug unterwegs", sagt die 29-Jährige zu ihrem bewegten Fußballjahr.
Mit der Nationalmannschaft Montenegros verpasste sie nur knapp die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2023 in Australien und Neuseeland. Und mit ihrem Verein RB Leipzig sorgte sie in Liga und Pokal-Wettbewerb für mächtig Furore. Das kommende Jahr soll für sie noch erfolgreicher werden.
"Ich möchte in die Bundesliga", sagt sie mit der selben Überzeugung, mit der sie sonst im gegnerischen Strafraum für Alarmstimmung sorgt. Die Vollblutstürmerin geht mit großen Schritten auf ihren Karriere-Höhepunkt zu.
Über Dertingen, Eichel und Würzburg nach Leipzig
Bei einer Tasse Cappuccino in der Würzburger Innenstadt erklärt sie, dass sie sich diesen Verlauf ihrer Fußballkarriere lange nicht habe vorstellen können. Sie war keine, die in der frühen Jugend in einem der Fußballinternate ihr Talent fördern lassen konnte. "Ich hatte nicht den einfachen Weg, ich habe mich selber durchgekämpft", sagt die Montenegrinerin, die über den SV Dertingen im Landkreis Main-Tauber, den FC Wertheim-Eichel und Würzburg 2021 beim Zweitligisten RB Leipzig landete.
Für den Traum, als Profifußballerin zu leben, gab sie ihren Beruf als Projektleiterin in Würzburg auf. "Ich wollte nicht ein Leben lang dasitzen und mich ärgern, dass ich das nicht probiert habe." Es war durchaus ein Wagnis, vor allem wirtschaftlich, alles auf die Karte Fußball zu setzen. Im Gegensatz zu den männlichen Kollegen ist es für Fußballerinnen in der Bundesliga und 2. Bundesliga durch die geringen Verdienstmöglichkeiten bisweilen kaum möglich, sich nur auf den Sport zu konzentrieren. Auch Desic ging während ihrer mittlerweile eineinhalbjährigen Zeit in Leipzig zeitweise einem Teilzeitjob nach.
Glücklich über die sich bietende Chance
Aktuell liegt der Fokus komplett auf dem Sport. "Darüber bin ich superglücklich, dass ich bei RB die Möglichkeit dazu habe", erklärt sie. "Dieses Privileg sollte jede Fußballerin in der 1. und 2. Bundesliga haben." Das Profileben bringe viel mit sich: Sei es eine bewusstere Ernährung oder zusätzliches Krafttraining, das sie als Sportlerin voranbringt und für Fußballerinnen viel zu oft im Stress zwischen Sport und Beruf oder Studium hintenrunterfällt.
Den aktuellen Hype im Fußball der Frauen, ausgelöst unter anderem durch den "Classico" in Spanien vor der Weltrekordkulisse von 91.553 Zuschauenden im legendären Camp Nou in Barcelona oder die viel beachtete Europameisterschaft in England im vergangenen Sommer, bekommen sie und ihre Mitspielerin deutlich mit. "Das zeigte, dass wir Frauen einfach eine richtige Plattform brauchen, die wir uns auch verdient haben", betont sie. Also besser Spiele am Samstagabend zur Primetime mit TV-Übertragung anstatt wie oft üblich Sonntagvormittag um elf Uhr weit unterhalb des Radars.
Auch in Leipzig sorgten Desic & Co. für einen Aufschwung. In der 2. Bundesliga überwintern die RB-Kickerinnen mit fünf Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze, im DFB-Pokal-Wettbewerb gelang der Einzug ins Viertelfinale. Im Achtelfinale vor ausverkauften Haus mit 1300 Fans, darunter die "Ultras" des Vereins, am RB-Trainingsgelände Cottaweg live übertragen vom Bezahlsender Sky, der auch eine Langzeitdoku über die RB-Frauen produziert, gelang "Historisches", wie Desic betont: der Sensationssieg gegen das Bundesliga-Spitzenteam Eintracht Frankfurt (2:1).
"Alle Steine liegen gerade so, dass wir den Aufstieg diese Saison perfekt machen können." Damit, dass sie oft nur als Joker zum Einsatz kam, ist die ehrgeizige Würzburgerin nicht zufrieden. Im letzten Spiel vor der Winterpause, beim 5:2 gegen den SC Freiburg II, durfte sie von Beginn an ran, brillierte mit einem Treffer und einem Assist. "Wenn man mir das Vertrauen schenkt, zahle ich das zurück", sagt die robuste und abschlussstarke Offensivspielerin. Mit ihrer Erfahrung soll sie im neuen Jahr dabei helfen, dass die "Roten Bullen" erstmalig in die Beletage aufsteigen.
Nicht wegzudenken ist sie auch aus dem Nationalteam ihres Heimatlandes, mit dem sie 2022 die große Sensation mit der WM-Qualifikation nur haarscharf verpasst hatte. Durch die Disqualifikation Russlands bot sich dem nur rund 600.000-Einwohner-Staat die historische Möglichkeit. "Es sind immer unheimlich tolle Erlebnisse, für die Nationalmannschaft unterwegs zu sein", zeigt sich Desic stolz. Mit dem kleinen Land gehe es fußballerisch seit Jahren stetig bergauf. 2023 geht es weiter mit der Uefa Nations League, die nach dem Vorbild der Männer jetzt auch bei den Frauen eingeführt wird.
"Ich bin wirklich unendlich glücklich", sagt sie mit Blick auf ihre Zeit seit ihrem Wechsel von Würzburg nach Leipzig. "Ich freue mich auf jede Trainingseinheit und jedes Spiel. Ich darf ein Vollprofi sein. Mehr geht einfach nicht."
"Es gibt nur einen Fußball"
Doch die Kämpferin gibt sich damit nicht zufrieden, dass es bei ihr irgendwie doch noch mit dem großen Traum geklappt hat. "Ich will nicht wissen, wieviel talentierte Mädels auf der Strecke bleiben. Es muss sich schlagartig etwas ändern", gibt sie zu bedenken, weil, um eine Profikarriere anzukurbeln und zu verfolgen, oft ein finanzstarkes Elternhaus im Rücken von Nöten sei. "Keiner kann von Luft und Liebe leben. Die Frauen müssen finanziell besser unterstützt werden", fordert Desic. "Denn wir betreiben den gleichen Sport wie die Männer. Es gibt nur einen Fußball."
Mannschaften wie Wolfsburg, Bayern München und Leipzig werden doch nur durch den Gesamtverein am Leben erhalten.
Selbst können diese sich nicht finanzieren, sie soll sich doch mal die Zuschauerzahlen anschauen.
Der Frauenfussball soll sich doch mal selbst vermarkten, dann sehen sie weit sie kommen.
Das wird sich auch nicht ändern, sie selbst als Zweitligaspielerin möchte ja auch gern Vollprofi sein, war aber meist in der zweiten Liga nur auf der Bank gesessen.
Ich denke, bei ihr ist viel Wunschdenken dabei, ich z.B. würde mir wegen dem Frauenfussball kein Abo buchen , dazu ist das Gefälle zwischen Frauen- und Männerfussball einfach zu gross.