Am Donnerstagnachmittag nicken sich auf dem Trainingsgelände von RB Leipzig Medina Desic und die RB-Profis Nordi Mukiele und Christopher Nkuku kollegial zu. Die Würzburger Fußballerin, die über mehrere Jahre beim ETSV und später bei den Kickers stürmte, ist seit drei Monaten ein Teil des RB-Kosmos.
Für den Champions-League-Kracher tags zuvor gegen Paris St. Germain, das zwar ohne Lionel Messi anreiste, aber mit Spielern wie Kylian Mbappé und Neymar ein Ensemble an Weltstars auf den Rasen der Leipziger Arena schickte, war die Familie Desic extra angereist. Ihr Bruder und ihre Eltern waren live dabei beim 2:2, erzählt Medina Desic im Gespräch mit dieser Redaktion. Sie selbst konnte sich das Spiel nur von der Couch aus anschauen: Im Jahresendspurt setzt ihr Verein aufgrund der erhöhten Corona-Zahlen bei seinen Profis auf Vorsicht.
"Wir wollen unbedingt noch die ersten zwei Plätze erreichen", erklärt die 28-Jährige. Bisher fehlt den Leipzigerinnen dafür noch die nötige Konstanz. Momentan stehen sie als Tabellensiebter im 14er-Feld eher im grauen Mittelfeld der Zweiten Bundesliga. Zumindest auf den ersten Blick, denn der Abstand auf den zweiten Platz beträgt nur drei Zähler.
Gesundheit und Verletzungen stoppen Medina Desic
Ein halbes Dutzend Spiele stehen noch bis Jahresende an, in denen sich Desic auch endlich mit Toren in ihrer neuen Heimat einfügen möchte. Bislang verlief das Kapitel Leipzig für sie nämlich alles andere als nach Maß. Zumindest auf dem Spielfeld.
Obwohl sie durchstarten wollte, hätten sie nach ihrem Wechsel erst mal gesundheitliche Probleme ausgebremst, berichtet die Sportlerin. Im September stand sie dann wieder fit auf dem Platz. Mit der Nationalelf Montenegros feierte sie einen 3:2-Sieg in Bosnien-Herzegowina. Aber wenige Tage später, auf dem Weg zum nächsten WM-Qualifikationsspiel in Moskau, klagte sie über neuerliche gesundheitliche Probleme und fiel für zwei Wochen mit starker Bronchitis aus.
Der nächste Schreck folgte Mitte Oktober beim 9:1-Sieg in Bocholt, als die Stürmerin nur wenige Minuten, nachdem sie in der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, das Feld schon wieder verletzt verlassen musste, da sie im Rasen hängengeblieben und schmerzhaft mit dem Fuß umgeknickt war. Die folgende Länderspielreise nach Montenegro sagte sie deshalb ab. Die Verletzung stellte sich aber nur als eher harmlose Bänderüberdehnung heraus.
Bislang nur Kurzeinsätze für ihre neue Mannschaft
"Mittlerweile fühle ich mich wieder richtig gut, ich bin wieder komplett im Training", berichtet Desic heute. Bis zu zweimal täglich stehen die Leipzigerinnen unter der Woche auf dem Platz. "Wir arbeiten richtig hart", berichtet sie. Das Spielsystem der RB-Frauen sei dabei angelehnt am bekannten, schnellen Angriffsspiel der männlichen Bundesliga-Kollegen. "Das ist schon noch mal eine andere Nummer als das, was ich vorher kannte", gesteht sie.
Bislang kam Desic, die ihrem neuen Team eigentlich mit ihrer Erfahrung und ihren Qualitäten als Torjägerin weiterhelfen soll, deshalb nur auf einige Kurzeinsätze. "Ich hoffe einfach, dass es jetzt aufwärts geht und ich meine ersten Startelfeinsätze bekomme", sagt sie. Ihr neuer Verein stehe trotz der schwierigen Phase immer hinter ihr, berichtet sie. "Auch die Mannschaft und das Trainerteam haben mich hier sehr herzlich aufgenommen."
Dass die Montenegrinerin als zweitälteste Spielerin ihrer Mannschaft auf dem Trainingsplatz auch mal "Omi" gerufen wird, stört sie nicht. "Die Stimmung ist super. Wir wollen gemeinsam etwas erreichen." Der Traum von der Bundesliga lebt weiter, bei den Frauen von RB Leipzig und bei Medina Desic, die schon bald mit ihren Toren dazu beitragen möchte, dass nicht nur Mukiele und Nkuku mit den Männer des Klubs für die Schlagzeilen sorgen.