Er war einer der Spieler, die großen Anteil daran hatten, dass sich die Handballer der DJK Rimpar Wölfe in der Zweiten Bundesliga etablierten. Sechseinhalb Jahre lang trug Jan Schäffer das grüne Trikot, bevor er zu Jahresbeginn zurück zum HC Erlangen wechselte und dort zum Erstliga-Spieler wurde. An diesem Mittwoch kehrt der 28-jährige Kreisläufer nach Unterfranken zurück, wenn die Erlanger im Achtelfinale des nationalen DHB-Pokal-Wettbewerbs bei Schäffers Rimparer Ex-Klub zu Gast sind (Anwurf 20 Uhr, s.Oliver Arena, Würzburg, Liveticker auf mainpost.de).
„Etwas Besonderes“
„Klar, das ist etwas Besonderes für mich. Schließlich gibt es viele Freundschaften, die in den sechseinhalb Jahren entstanden sind“, erklärt Schäffer. Doch auch für seine Erlanger Teamkollegen sei das Gastspiel in Würzburg nicht ein Auftritt „bei irgendeinem Zweitligisten“. Die Partie sei wichtig für den HCE. Schließlich haben die Mittelfranken in der Bundesliga ein anspruchsvolles Startprogramm hinter sich und liegen mit gerade einmal zwei Siegen aus neun Spielen auf Tabellenplatz 14. Zuletzt gab es am Sonntag eine unglückliche 24:26-Niederlage in Hannover.
Schäffer macht klar, dass die Pokalpartie in Würzburg eine gute Gelegenheit für sein Team sei, sportlich Tritt zu fassen und einen Schritt näher in Richtung des Final-Four-Turniers um den deutschen Pokal zu kommen, das im April 2019 in Hamburg ausgetragen wird.
Bereut, so versichert Schäffer, hat er den Wechsel zurück nach Mittelfranken nicht. Und dies nicht nur, weil er nun mehr Zeit mit seiner in Erlangen lebenden Freundin verbringen kann. Auch, weil sich dem 1,91 Meter großen Kreisläufer die Gelegenheit geboten hat, im doch etwas vorgerückten Sportleralter auf der großen Bühne in der Bundesliga zu spielen. In seiner ersten Bundesliga-Halbsaison absolvierte Schäffer, der 2011 aus der zweiten Mannschaft des HCE nach Rimpar gekommen war, wegen einer Schulterverletzung lediglich acht Erstliga-Partien. Nun, da er gesund ist, war er bei allen Spielen der laufenden Runde dabei, hat dabei neun Tore erzielt und vier Zeitstrafen kassiert. „Natürlich ist es ein Erlebnis, wenn du in großen Hallen wie in Kiel spielen darfst“, so Schäffer.
Natürlich gebe es in Sachen Professionalität Unterschiede zwischen erster und zweiter Liga. „In Rimpar mussten wir das Training so legen, dass wir zwischen der Einheit morgens und der abends arbeiten konnten. In Erlangen liegt der Fokus voll auf Handball“, berichtet der 28-Jährige, der in seiner Zeit in Unterfranken regelmäßig als Pendler in Richtung seines damaligen Studienorts Erlangen unterwegs war. Nun promoviert er im Fach Maschinenbau, womit er eine Ausnahme beim HCE ist. Seine Kollegen im Team des isländischen Trainers Adalsteinn Eyjolfsson sind ausschließlich Profi-Handballer, deren Leben voll auf den Sport ausgerichtet ist.
Kleinigkeiten von Bedeutung
Auch sonst ist in Erlangen einiges anders für ihn: „Wir reisen grundsätzlich zu Auswärtsspielen am Tag vorher an. Und auch beim Bus gibt es Unterschiede: Wenn du eine Klimaanlage hast oder verstellbare Sitze, kommst du ausgeruhter an“, so Schäffer. Dies seien zwar auf den ersten Blick Kleinigkeiten, sagt der 28-Jährige, der sich selbst als „Zahlenmensch“ bezeichnet. Aber diese scheinbaren Kleinigkeiten könnten den Unterschied ausmachen, ob er bei einer Abwehraktion durch richtiges Stellungsspiel ein gegnerisches Stürmerfoul provoziere oder ob er, wenn er zu langsam sei, eine Zeitstrafe kassiere.
Dass sein Weggang aus Rimpar während der Saison im Januar 2018 nicht überall auf Gegenliebe stieß, weiß Jan Schäffer. Er betont, dankbar zu sein, dass er die Freigabe bekommen habe und die Chance auf einen Wechsel in die Bundesliga nutzen konnte. „Für das Rimparer Management und den Trainer war das sicher schwierig“, sagt er rückblickend. Für die verbliebenen Spieler sei sein Weggang indes eine Chance gewesen. Schäffer: „Da konnte man sich schon in einer Situation, in der man sportlich keinen Druck hatte, auf die neue Lage ohne mich einstellen.“ Und er hofft darauf, dass seine ehemaligen Teamkollegen von diesen Erfahrungen profitieren, wenn sie sich nach dem Pokalspiel wieder im Zweitliga-Alltag beweisen müssen.
Rund um das DHB-Pokal-Achtelfinale
Handball:
DJK Rimpar Wölfe – HC Erlangen
(Mittwoch, 20 Uhr s.Oliver Arena Würzburg)
Das Gastspiel des Bundesliga-14. hätte sich Matthias Obinger unter anderen Umständen gewünscht. „Natürlich ist es eine tolle Sache, als letzter Zweitligist noch im Pokal dabei zu sein. Aber wir haben jetzt drei Pflichtspiele in sechs Tagen. So eine Belastung stecken wir nicht so leicht weg wie ein Bundesligist“, sagt der Rimparer Trainer.
Und da sein Team nach der äußerst unglücklichen 26:27-Niederlage am Sonntag in Hamburg auf einen Abstiegsplatz in der Zweiten Liga abgerutscht ist, können Obinger und seine Spieler den Liga-Alltag nicht vollends ausblenden, zumal am Samstag ein wichtiges Heimspiel gegen den Dessau-Roßlauer HV ansteht. „Ich hoffe, dass wir nach dem Spiel in Hamburg nicht psychisch angeschlagen sind“, spielt der Rimparer Coach auf den Umstand an, dass seine Mannschaft das entscheidende Tor erst in allerletzter Sekunde kassierte.
Andererseits berge die Pokalpartie den Vorteil in sich, dass seine Spieler keinen Druck hätten: „Wir sind klarer Außenseiter“, sagt Obinger, der nach dem Spiel in der Hansestadt keine weiteren Ausfälle zu beklagen hat. Gegen Erlangen könnte zudem Perspektivspieler Felix Karle in den Kader rücken, der am Wochenende noch in der zweiten Mannschaft in der Bayernliga eingesetzt wurde.
Der HC Erlangen muss indes drei Langzeitverletzte ersetzen: Andreas Schröder,, Nicolai Theilinger und Ex-Nationalspieler Michael Haaß werden in Würzburg nicht spielen können.
Karten für das Spiel dürfte es an der Abendkasse noch zur Genüge geben. Bis Dienstagmittag waren laut Information der Rimparer Geschäftsstelle erst 1200 Tickets abgesetzt. urs