Wie geht es weiter mit der Nachwuchsarbeit bei den Würzburger Kickers? Nach dem Abstieg in die Regionalliga ist der Klub knapp bei Kasse. Was zusätzlich schmerzt: Die Fördergelder aus dem großen Topf des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sind für Viertligisten deutlich geringer als für Drittligisten. Die Folge ist: Das Leistungszentrum (LZ) für den Nachwuchs in seiner bisherigen Form, nämlich als eines, das vom DFB offiziell zertifiziert ist, steht auf der Kippe.
Seit 2019 besitzen die Kickers den Status als einziger Klub in Unterfranken. Darauf sind sie bei den Rothosen stolz. Derzeit betreiben sie ihr LZ in der zweithöchsten von insgesamt drei Kategorien. Das heißt, sie bieten sogar mehr, als es die Mindeststandards des DFB erfordern. Ziel sei es "den Top-Nachwuchstalenten nicht nur aus der Region ein sportliches Zuhause auf Profi-Niveau zu bieten", heißt es auf der Internetseite des Klubs.
Mitgliedsbeiträge wurden erhöht, Mitarbeiter haben auf Gehalt verzichtet
Doch das Konstrukt steht inzwischen auf wackligen Beinen, ist für einen Regionalligisten kaum noch zu finanzieren. Es wird überall gekürzt - bei Busfahrten oder Getränken. Hinzu kommt: Die Mitgliedsbeiträge für Spieler, die im Leistungszentrum aktiv sind, wurden bereits um eine zusätzliche Abgabe von 19,07 Euro pro Monat erhöht, um die Kosten zu decken. Mitarbeiter haben nach Informationen dieser Redaktion auf Gehalt verzichtet.
Etwas weniger als 900.000 Euro betrug das eingeplante LZ-Budget für diese Saison. Ein großer Batzen Geld für den Klub, der allerdings noch einmal Hilfe von außen bekam. Weil die Kickers in der vergangenen Saison zwar abgestiegen waren, jedoch die zweitmeisten U-23-Spieler aller Drittligisten mit Ausnahme der Bundesliga-Reserve-Teams eingesetzt hatten, gab es ein Zuckerl: 370.452,18 Euro aus dem Nachwuchsfördertopf des DFB. Geld, das es nach dieser Saison nicht mehr geben wird, denn den Bonus gibt es nur für Drittligisten – und zwar vor allem solche, die ein zertifiziertes LZ betreiben oder gerade aufbauen.
Mit dem Aufstieg der Kickers könnte die Finanzierung eines LZ gelingen
Und da liegt die Crux: Schaffen die Kickers den Wiederaufstieg, könnte die Finanzierung eines freilich abgespeckten LZ womöglich gelingen. In der Regionalliga scheint sie kaum möglich, außer es finden sich in den nächsten Tagen noch externe Geldgeber.
In der Hoffnung darauf wurde ein in dieser Woche geplanter Elternabend auf den 16. Februar verschoben. Dann soll Klarheit herrschen, wie es weitergeht. Im März müssten die Anträge für die kommende Saison eingereicht werden. Zumindest bis Juni bleibt aber, so versprechen es die Kickers mit LZ-Leiter Ralf Santelli in einer E-Mail an die Eltern, alles wie gehabt. Danach freilich, so sieht es derzeit aus, müssten die Kickers ihren Status als lizensiertes Leistungszentrum aufgeben.
Festangestellte, pädagogische Fachkräfte, ein Psychologe und Physiotherapie als Standard
Die Kriterien des DFB legen genaue Standards fest: Ein Leistungszentrum der Kategorie 2, wie es die Kickers derzeit betreiben, braucht neben den Leitern vier Vollzeitkräfte. Es müssen auch pädagogische Fachkräfte angestellt sein. So arbeitet auch ein Psychologe bei den Kickers. 60 Stunden in der Woche muss physiotherapeutische Betreuung einzig und alleine für das LZ gewährleistet sein.
Für Klubs in 1. und 2. Bundesliga ist ein solches Leistungszentrum Pflicht. Aktuell betreiben zwölf der 20 Drittligisten Nachwuchsarbeit unter diesen Richtlinien. Neben den Würzburger Kickers sind es bundesweit noch acht weitere Klubs, deren erste Mannschaften in der Regionalliga oder gar fünftklassigen Oberliga spielen, die sich ein Leistungszentrum leisten. In Bayern ist es nur noch die SpVgg Unterhaching.
Die Kickers-Verantwortlichen haben sich, nach Informationen dieser Redaktion, bereits beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) eingehend informiert, wie aus einem DFB-Leistungszentrum wieder ein BFV-Nachwuchsleistungszentrum werden könnte, wie es beispielsweise auch der FC 05 Schweinfurt betreibt.
Für Kickers-Präsident Michael Grieger steht fest: "Wir wollen weiterhin herausragende Nachwuchsarbeit leisten." Wenn nötig eben ohne die strengen DFB-Vorgaben. Egal unter welchem Status sollen die Juniorenteams aber aus der Profi-AG herausgelöst werden und wieder komplett in die Obhut des Stammvereins wandern.
Leistungszentrum für die Kickers Luxus oder Notwendigkeit?
Ist das DFB-Leistungszentrum nun also ein schwer finanzierbarer Luxus oder für einen nach wie vor ambitionierten Klub eine Notwendigkeit? Die Meinungen darüber gehen auseinander. "Wir konkurrieren in diesem Bereich mit Traditionsvereinen, die seit Jahrzehnten Talente ausbilden. Die erste Mannschaft spielt oftmals erste Liga. Das ist natürlich eine harte Konkurrenz", sagt der neue Kickers-Anteilseigner Dominik Möhler und kündigt an: "Wir werden uns in den nächsten Wochen damit auseinandersetzen, wie unsere Talentförderung aussehen wird. Die Frage ist: Welchen Aufwand man leisten kann."
Mit rund 500.000 Euro könnte wohl ein DFB-zertifiziertes Leistungszentrum der niedrigsten Kategorie betrieben werden, so hat die LZ-Leitung errechnet. Eine Summe, die - da sind sich alle Verantwortlichen einig - nur durch zusätzliche Sponsoren gestemmt werden könnte.
Die Logik verstehe ich auch nicht: Wenn ich keine 500.000 bezahlen kann denke ich nicht über 900.000 nach.