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Fußball
Was die Kickers mit dem Nachwuchs vorhaben
Ab der kommenden Saison ist bei den Rothosen ein Bundesliga-Leistungszentrum beheimatet. Was das bedeutet.
Jochen Seuling, NLZ-Leiter, Würzburger Kickrs
Foto: FWK | Jochen Seuling, NLZ-Leiter, Würzburger Kickrs
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 19.04.2019 02:10 Uhr

In Sachen Nachwuchsförderung ist Fußball-Drittligist Würzburger Kickers aufgestiegen. Ab der kommenden Spielzeit gibt es in Würzburg ein Bundesliga-Leistungszentrum. Das einzige im Umkreis von 100 Kilometern, wie die Rothosen nach der offiziellen Anerkennung durch den Deutschen Fußball-Bund DFB stolz feststellten.

Was ist ein Bundesliga-Nachuchsleitungszentrum?

Aktuell gibt es über ganz Deutschland verteilt 55 vom DFB anerkannte Bundesliga-Leistungszentren. Das bei den Würzburger Kickers kommt im Sommer hinzu, an eine Stelle, wo bislang in weißer Fleck war. Die nächsten Standorte waren in Fürth und Nürnberg, Hoffenheim, Frankfurt oder Erfurt. Die Anforderungen an die Klubs, die ein solches Bundesliga-Leistungszentrum betreiben sind hoch, deutlich höher auch als die des bayerischen Verbandes für ein Nachwuchsleistungszentrum (NLZ). Das gilt nicht nur für die Ausbildung der Trainer und die Infrastruktur. Der DFB fordert zum Beispiel auch einen eigenen Psychologen zu Betreuung der Spieler und Unterstützung der Trainer. Keine Voraussetzung ist indes ein Internat, wie es das bei vielen Bundesliga-Klubs gibt. In Würzburg, so betont NLZ-Leiter Jochen Seuling, solle das Hauptaugenmerk auf der Ausbildung von Talenten aus der Region liegen. Erst in älteren Jahrgängen seien die Kickers auch bereit Spieler, die nicht aus der unmittelbaren Umgebung stammen, zu verpflichten. Entscheidend sei schließlich die geforderte ganzheitliche Betreuung, die man bei den Kickers durch viele Kooperationen mit Fachärzten und Physiotherapeuten sicherstelle. "Das ist nicht nur den Eltern und für die Spieler ganz wichtig: Vor allem auch uns sehe ich hier in der Verantwortung. Die Gesundheit und die Ausbildung der Spieler haben oberste Priorität," sagt Seuling. Ebenso wie die Zusammenarbeit mit Schulen wie dem Würzburger Deutschhaus-Gymnasium, wo es schon seit Jahren eine Sportklasse gibt, in der Talente eine spezielle Förderung erhalten. 

Was verändert sich für die Kickers?

In der Dritten Liga ist die Unterhaltung eines Bundesliga-Leistungszentrums anders als in erster und zweiter Bundesliga keine Pflicht. In dieser Saison besitzen zehn der 20 Drittligisten ein solches LZ. Natürlich gehe es in dieser Frage auch um die Außenwirkung, sagt Kickers-NLZ-Leiter Seuling. Bei der Verpflichtung von Nachwuchsspielern habe man nun gute Argumente: "Es gibt keine Notwendigkeit mehr für junge Talente aus unserer Region, viermal in der Woche nach Fürth, Nürnberg oder Frankfurt zu fahren, um dort in einem Bundesliga-LZ zu spielen. Wir befinden uns da – auch was die Ausbildung der Trainer betrifft – absolut auf Augenhöhe."  Hinzu kommt nun die Möglichkeit Top-Talente ab der U16 mit einem Fördervertrag an den Verein zu binden. Das ist nur den Bundesliga-Leistungszentren möglich, die Ablösemodalitäten für solche Akteure festlegen. "Wir sind als kleinerer Verein schon aus finanziellen immer wieder gefordert, kreative Lösungen zu finden."Über kurz oder lang werde es auch immer mehr hauptamtliche Trainer geben. Derzeit ist Rainer Zietsch, früher LZ-Leiter beim 1. FC Nürnberg, als Cheftrainer und Sportlicher Leiter für U19 und U23 hauptamtlich tätig. Rund eine halbe Million Euro lassen sich die Kickers laut dem Kickers-Vorstandsvorsitzeden Daniel Sauer das Bundesliga-LZ im Jahr kosten.

Wie lauten die sportlichen Ziele?

Die Investition in den Nachwuchs soll sich mittelfristig für die Kickers natürlich auch bezahlt machen, indem Eigengewächse den Sprung ins Profiteam schaffen. "Spieler für den Profikader zu entwickeln, wäre ein riesiger Erfolg," sagt Seuling. Aber dafür brauche man Geduld und einen langen Atem. Die Teams sollen natürlich möglichst hochklassig, am besten in der jeweils höchsten Spielklasse, antreten. In jedem Jahr erfolgt eine Leistungskontrolle, wird entschieden, welche Spieler weiter gefördert werden. Um Talente zu finden habe man ein enges Netzwerk in der Region ausgebaut, sagt Seuling. Die von NLZ-Cheftrainer Zietsch betreute U23 spielt bei den Kickers, anders als bei manch anderem Verein, weiterhin eine wichtige Rolle, erklärt Seuling: "Aus der U19 direkt in den Profibereich schaffen es nur die absoluten Top-Talente. Die sind eher rar gesät und würden zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bei uns spielen – daher ist es ja ein mittelfristiges Ziel, mit der U19 in die Junioren-Bundesliga aufzusteigen." Dass mit Dominik Meisel und Kevin Frisorger zwei Akteure aus Nachwuchsteams auch in dieser Saison bereits einige Male zum Drittliga-Kader gehörten, ist für Seuling auch ein Zeichen, was bei den Kickers möglich ist. "Der Verein meint's ernst mit der Nachwuchsarbeit", sagt er.

 
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