Das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) der Würzburger Kickers verliert ein weiteres Toptalent an einen Fußball-Bundesligisten. Nachdem vor drei Jahren bereits Aaron Zehnter zum FC Augsburg gewechselt ist, wo er zum Junioren-Nationalspieler reifte und inzwischen einen Profivertrag erhalten hat, zieht es nun in Alessandro Crimaldi den nächsten verheißungsvollen Nachwuchskicker in die Ferne. Der 14-jährige Giebelstädter schließt sich in diesem Sommer dem VfL Wolfsburg an, wo er einen ähnlichen Weg einschlagen möchte wie Zehnter.
Die Voraussetzungen dafür scheinen günstig. Schließlich hat Offensivspieler Crimaldi (Jahrgang 2007) in den vergangenen Jahren im Trikot der Kickers, das er acht Jahre lang getragen hat, gezeigt, dass er zu Höherem berufen ist. Zuletzt in der U 15 aktiv, die in der Regionalliga Bayern und damit der höchstmöglichen Liga dieser Altersstufe spielt, gelangen dem Angreifer dort in der vergangenen Saison wettbewerbsübergreifend satte 36 Tore und 22 Vorlagen. Zahlen, die Bundesligisten auf den Plan riefen. Zahlreiche Scouts nahmen Alessandro Crimaldi ins Visier, beobachteten ihn – und meldeten schließlich ihr konkretes Interesse an.
Dass Alessandro, der als Vierjähriger in seinem Heimatort Giebelstadt mit dem Kicken begonnen hatte, diese Chance wahrnimmt, war für die Familie schnell klar. Immerhin will das Nachwuchstalent Profifußballer werden. "Die nächsten drei Jahre werden ausschlaggebend sein, ob er den Sprung schafft. Die Kickers spielen aber mit keinem der nächsten Jahrgänge in der höchsten Liga. Das wäre dann eher ein Schritt zurück als nach vorne gewesen", hebt Alessandros Vater Antonio die Notwendigkeit der Luftveränderung hervor.
Sein Sohn habe schon in noch jüngeren Jahren die Gelegenheit gehabt, zu anderen Profiklubs zu wechseln. Doch zu früh habe man Alessandro nicht aus seinem gewohnten Umfeld reißen wollen. Jetzt, im Teenager-Alter, sei der richtige Zeitpunkt für den Wechsel aber gekommen. "Die Kickers zu verlassen, fällt mir schon schwer. Aber ich weiß, dass es der richtige Weg ist", erklärt der 14-Jährige selbst."
Lob von Kickers-Jugendtrainer Andreas Süßmeier
Sein bisheriger Jugendtrainer bei den Würzburgern, Andreas Süßmeier, traut ihm das nächsthöhere Level ebenfalls zu: "Alessandro hat gerade seit letztem Herbst noch mal einen enormen Leistungssprung gemacht. Er kann Spiele mit seinen individuellen Fähigkeiten entscheiden und hat keine Angst vor großen Namen." Sich im neuen Umfeld schnell zu akklimatisieren, werde für den Jungspund allerdings herausfordernd werden, glaubt Süßmeier.
Mehrere Bundesligisten hatten um den 14-Jährigen geworben. Am Ende lieferte sich Wolfsburg ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem VfB Stuttgart um die Dienste des Talents – und entschied es für sich. An beiden Standorten sah sich Alessandro Crimaldi mit seiner Familie die Gegebenheiten an und wirkte in Wolfsburg auch als Gastspieler in einem Testspiel seiner künftigen Mannschaft mit. Dabei wusste er derart zu überzeugen, dass ihn der VfL als "absoluten Wunschspieler" auserkor, berichtet Antonio Crimaldi.
Weil der Teenager darüber hinaus vom familiären Flair und den Strukturen beim VfL – Internat und Schule befinden sich direkt am Akademie-Campus – begeistert war und bei seinem Besuch in der Autostadt auch zwischenmenschlich direkt Anschluss an seine neuen Mannschaftskollegen fand, kam es letztlich Anfang des Jahres zur Unterschrift unter einen langfristigen Fördervertrag bei den Niedersachsen.
Doch über die damit verbundene Erwartungshaltung macht sich der 14-Jährige keinen Kopf: "Ich will mich komplett auf Fußball konzentrieren. Über alles andere mache ich mir nicht so viele Gedanken", sagt der Neu-Wolfsburger entspannt. Mit seinem neuen Team wird der Mittelschüler, der als fußballerische Stärken Schnelligkeit, Dribbling und Schuss angibt, ab August in der U-16- Regionalliga Nord spielen. Erst mal gilt es für ihn, sich dort durchzusetzen, bevor er sich als nächsten Schritt für die Wolfsburger U- 17-Mannschaft in der Junioren-Bundesliga empfehlen will.
"Ich will immer gegen die Besten spielen, um zu sehen, wie ich da zurechtkomme", unterstreicht er seinen Anspruch. Spiele gegen internationale Gegner wie kürzlich beim Rimini Cup, dem renommierten U-15-Turnier, das Alessandro Crimaldi noch mit den Kickers im Bad Kissinger Stadtteil Hausen bestritt und dort zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde, würden ihm dabei helfen.
Ab 10. Juli Trainingslager mit dem VfL Wolfsburg in Polen
Insofern dürfte Alessandro Crimaldi das anstehende Trainingslager in Polen, in das er am 10. Juli mit dem VfL reist, zupass kommen. Zuvor, am 1. Juli, wird er nach Wolfsburg umziehen – und sich dem Konkurrenzkampf auf dem Platz stellen. "Am wichtigsten ist, die Mentalität mitzubringen. Wenn ich da reingehe und sage, ich schaffe das, dann schaffe ich das auch", erklärt der junge Giebelstädter.