Ivan Franjic hatte noch reichlich Energie im Tank. Sein langer Lauf vom eigenen Strafraum in Richtung gegnerisches Tor war der späte Höhepunkt eines richtig hochklassigen und nervenaufreibenden Spitzenspiels. Burghausens Torhüter Markus Schöller hatte seinen Kasten in der Nachspielzeit verlassen, in Bedrängnis gerieten die Würzburger deshalb aber nicht mehr. Ganz im Gegenteil, Franjic schnappte sich den Ball, ließ alle Gegenspieler hinter sich und schob das Spielgerät aus kurzer Distanz zum 3:1-Endstand in den Kasten. Die Energieleistung in den letzten Minuten der Partie stand symbolisch für den kompletten Auftritt der Kickers an diesem Feiertag am Dallenberg, wo 3400 Zuschauende für Top-Spiel-Atmosphäre sorgten.
Das 3:1 (0:1) der Würzburger Kickers über den Tabellendritten Wacker Burghausen war auch ein Beweis für die Entwicklung, die der Spitzenreiter in den letzten Wochen genommen hat. So zog auch Trainer Marco Widersinn einen Vergleich mit dem 0:1 gegen den wahrscheinlich größten Kontrahenten an der Tabellenspitze, die SpVgg Unterhaching, Ende August. "Damals hat uns das 0:1 aus der Bahn gehauen", stellte der Kickers-Trainer fest. Auch diesmal mussten die Kickers einen Rückstand hinnehmen.
Doch nun machte Wildersinns Ensemble einfach weiter, blieb geduldig und hartnäckig. Am Ende mit Erfolg. Ein Fehler von Außenverteidiger Thomas Haas, der sich von Burghausens Jerome Läubli abkochen ließ, hatte zum 0:1 durch Thomas Winklbauer geführt. Und, auch das gehört zur Wahrheit des Spiels, wenn Andrija Bosnjak kurz nach der Pause freistehend aus fünf Metern den zweiten Burghausener Treffer nachgelegt hätte, die Wende wäre ungleich schwerer gewesen.
So aber drehten Felix Göttlicher per Kopf nach einer Franjic-Ecke (50.) und Dominik Meisel nach starker Vorlage von Saliou Sané (83.) die Partie zugunsten der über 90 Minuten besseren Gastgeber, die sich den Erfolg redlich verdient hatten. Denn die Kickers, so war der Eindruck, wollten diesen Dreier unbedingt, während die Gäste in der zweiten Hälfte mit einem Remis zufrieden zu sein schienen. "Wir haben versucht auf Sieg zu gehen und uns belohnt", sagte Wildersinn, der an diesem Wochenende unter Beweis stellte, wie viele Variationsmöglichkeiten in seinem kleinen Kader stecken: Auf vier Positionen wechselte der Kickers-Trainer seine Startaufstellung im Vergleich zum Freitag, als die Kickers einen 3:0-Erfolg in Heimstetten eingefahren hatten. Da versuchten es die Rothosen zur Abwechslung mal mit Dreierkette und mit einem Zweier-Sturm. Diesmal kehrte Wildersinn wieder zum bewährten 4-3-3-System zurück.
Göttlicher ist schon der 14. Kickers-Torschütze
Eines ist den Kickers geblieben: der Torhunger. 52 Treffer stehen nach 15 Spielen zu Buche. Mit Göttlicher hat sich inzwischen bereits der 14 Akteur in die Torschützenliste eingetragen. Nur sechs Feldspieler im Kader sind noch ohne eigenen Treffer.