
Manchmal, das gab Simone Rögele zu, sei ihr und den von ihr trainierten Handballerinnen der TSG Estenfeld schon der Gedanke gekommen, dass es vielleicht ein Fehler gewesen sein könnte, im Frühjahr nach dem Verzicht des Bezirksoberliga-Meisters HSG Volkach als Tabellenzweite die Aufstiegschance in die Oberliga wahrzunehmen. Denn in dieser höheren Spielklasse hatten die Estenfelderinnen am alten Jahr nicht viel Freude gehabt, zehn von elf Spielen verloren und Weihnachten tief im Tabellenkeller gefeiert.
"Doch das, was da gerade passiert ist, entschädigt für alles", betonte Rögele, nachdem ihre Mannschaft am Sonntagabend im Derby die Nachbarinnen von der HSG Pleichach mit 29:27 (9:14) besiegt hatte und ihre Spielerinnen jubelnd durch die Lengfelder Kürnachtalhalle gefegt waren, in der die TSG gelegentlich Heimspiele austrägt. Die wilde Ausgelassenheit, mit der die Estenfelderinnen feierten, machte deutlich: Dieser Erfolg hatte so richtig gut getan.
"Ich wollte unbedingt gewinnen", betonte Rögele mit dem Verweis darauf, dass sie neben ihrer Tätigkeit in Estenfeld auch Trainerin der in der Oberliga spielenden A-Jugend der HSG Pleichach ist. Und aus diesem Nachwuchs-Team standen etliche Handballerinnen für die erste HSG-Mannschaft beim Derby bei der TSG Estenfeld auf dem Feld.
Scheinbar alles im Griff
Warum die Gäste aus Rimpar, Bergtheim, Oberpleichfeld und Dipbach dieses Nachbarschaftsduell nach einer 23:17-Führung nach 45 Spielminuten am Ende noch verloren, vermochte hinterher kaum einer wirklich schlüssig zu erklären. Die körperlich überlegenen Pleichacherinnen, die die vergangene Saison auf Tabellenplatz zwei abgeschlossen hatten und auch in dieser Runde wieder zum Feld der Spitzenteams zählen, schienen alles im Griff zu haben. Doch als Estenfeld sich in der Endphase noch einmal herankämpfte, verloren sie erst ihre spielerische Linie und schließlich die Führung.
Aus einem 17:23-Rückstand machte Estenfeld erst ein 23:23. Und in den Schlussminuten brachten Sophia Weippert und Letizia Schraud die Gastgeberinnen mit 29:27 in Führung. Als dann 40 Sekunden vor Schluss TSG-Torhüterin Ronja Weber einen Sieben-Meter-Strafwurf von Ina Simon parierte, war die Überraschung perfekt.

Und der Frust auf Seiten der Gäste groß. HSG-Spielerin Franziska Peter trat nach dem Abpfiff mit Schmackes gegen eine am Boden liegende Wasserflasche, Pleichachs Trainer Ivo Groksch wollte die Niederlage seines Teams nicht kommentieren. Allerdings hat sich die generelle Situation jenseits aller Emotionen kaum verändert: Die TSG Estenfeld braucht noch eine Reihe von weiteren Siegen, um wirklich den Abstieg zu vermeiden. Und die HSG Pleichach hat auf Platz vier die Tabellenspitze immer noch in Sichtweite.
Oberliga Bayernliga, Frauen
TSG Estenfeld – HSG Pleichach 29:27 (9:14).
Estenfeld: Weber, Fröhlich (n. e.) – Weippert 5, Zimmer, Gehring 4, Schraud 1, Ziegler 7, Walter, Dürr, Melching, Dutz 9/1, Cam, Reinel 1.
Pleichach: Stevens (1. – 35., 51. – 60.), Lider (35. – 51.) – Dekant, Zilinskas 4, Finke 3, Schmitt 1, Scheller 5/1, Ines Simon, Horling, Peter 4, Koch 3, Ebert 4, Ina Simon 3/2, Karakoc, Faulhaber.
Schiedsrichter: Groß/Gruner (Marktsteft). Zeitstrafen: 6:2. Rot: Reinel (56., Estenfeld, 3. Zeitstrafe). Siebenmeter: 1/1 – 4/3. Zuschauende: 150.
Spielfilm: 2:0 (2.), 2:5 (7.), 4:5 (10.), 4:7 (15.), 6:7 (17.), 7:11 (24.), 9:14 (30.), 12:14 (33.), 12:16 (34.), 14:20 (39.), 17:23 (42.), 23:23 (53.), 23:24 (55.), 26:25 (56.), 27:27 (58.), 29:27 (60.).