Franz Beckenbauer ist tot. Der Fußball-Sport in Deutschland hat nicht nur einen Weltmeister verloren, sondern auch eine seiner schillerndsten Vertreter. Aufgewachsen im Münchner Arbeiterviertel Giesing, wurde Beckenbauer schon mit 20 Nationalspieler. Der Rest ist Geschichte: 1974 WM-Titel als Spieler, 1990 als Trainer – und 2006 der maßgebliche Strippenzieher bei der Vergabe der WM nach Deutschland. Spieler, Trainer und Funktionäre aus Unterfranken sowie eine ehemalige Oberbürgermeisterin erinnern sich an einen außergewöhnlichen Fußballer und Menschen.
Sigfried Held, ehemaliger deutscher Fußball-Nationalspieler
"Der Franz war ein sehr angenehmer Zeitgenosse, sehr lustig, zurückhaltend, sehr kollegial. Wir haben ja etliche Spiele zusammen und gegeneinander bestritten. Ich habe ihn als Mitspieler bei der deutschen Nationalmannschaft und als Gegenspieler mit Kickers Offenbach und Borussia Dortmund gegen seinen FC Bayern kennengelernt. Als Fußballer konnte der Franz einfach alles. Er war technisch sehr gut, konnte aber auch ordentlich hinlangen."
Sigfried Held (81), der in Marktheidenfeld aufwuchs, bestritt bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1966 in England wie Franz Beckenbauer alle sechs Spiele für Deutschland – darunter das legendäre Wembley-Finale. Auch an der WM 1970 in Mexiko nahmen Siggi Held und der drei Jahre jüngere Beckenbauer teil.
Pia Beckmann, ehemalige Würzburger Oberbürgermeisterin
"Was mir von Franz Beckenbauer besonders in Erinnerung bleibt, das sind sein Charme, seine Vorliebe für exquisiten Rotwein und sein Engagement für seine Stiftung. Als ich ihn kennenlernte, konkurrierte sportlich seine Liebe zum Fußball mit seiner Liebe zum Golfspiel. Franz Beckenbauer war humorvoll und um keine Antwort verlegen. Ein Lebenskünstler, vermute ich."
Als sich die Stadt Würzburg darum bemühte, bei der Fußball-WM 2006 eine der teilnehmenden Mannschaften zu beherbergen und schließlich der ghanaischen Nationalmannschaft Quartier bot, traf die damalige Oberbürgermeisterin Pia Beckmann einige Male mit Franz Beckenbauer, dem Chef des Organisationskomitees, zusammen.
Ernst Gehling, Fußball-Abteilungsleiter FT Schweinfurt
"Franz Beckenbauer war einmalig und genial in seiner Art des Fußballspielens, in der Art, Mannschaften zu leiten und in der Art, locker über Dinge hinwegzugehen. Wir als Deutsche waren da viel zu kritisch, wenn er einfach etwas weggelächelt hat. Wir sollten aufhören, ständig ein 'aber' in der Rückschau auf sein Wirken zu verwenden. Wem hat er geschadet? Unser ganzes Land und sein Ansehen haben davon profitiert, dass er maßgeblich die Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland geholt hat. Jeder, der das Sommermärchen erleben durfte, hat profitiert. Unabhängig davon, dass Korruption zu verurteilen ist, wurde der im Raum stehende Vorwurf nie nachgewiesen. Ohne Franz Beckenbauer wäre diese WM hier nie möglich gewesen, das war sein vielleicht genialster Pass, den er je gespielt hat. Hut ab vor seiner Lebensleistung. Es gibt wohl keinen Menschen, der nicht rechts oder links von sich ein 'aber' mit sich führt. Deswegen sollte man diesbezüglich, um in seinen Worten zu sprechen, den Fünfer gerade sein lassen."
Ernst Gehling war beim aktuellen Fußball-Landesligisten FT Schweinfurt Spieler, Trainer und Abteilungsleiter. Er ist seit vielen Jahren ehrenamtlich engagiert.
Frank Baumann, Geschäftsführer Sport Werder Bremen
"Bei Franz Beckenbauer muss ich natürlich immer an die Weltmeisterschaft 1990 denken und wie er dort nach dem Finalsieg einsam über den Rasen schlenderte. Das war ein Gänsehautmoment. Ich war damals 14 Jahre alt und saß vor dem Fernseher. Als Spieler habe ich ihn nie erlebt. Aber mir wurde so viel über ihn berichtet, auch von meinem Vater. Insgesamt hat Franz Beckenbauer für Deutschland und den Fußball Herausragendes geleistet. Sein Tod löst auf der ganzen Welt Trauer aus."
Frank Baumann wurde im Jahr 2002 mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Japan und Südkorea Vizeweltmeister. Am Ende dieser Saison hört der gebürtige Würzburger als Geschäftsführer Sport bei Bundesligist Werder Bremen auf.
Herbert Köhler, Vorsitzender TSV Aubstadt
"Für mich war Franz Beckenbauer der größte Fußballer Deutschlands und der beste seiner Zeit. Er hat sich um den deutschen Fußball riesengroße Verdienste erworben, hat als Spieler und Trainer alles erreicht und war derjenige, mit dessen Namen der Aufstieg des FC Bayern München verbunden ist. Persönlich getroffen habe ich ihn nie, aber seine Spielweise hat mich schon in den 1960er-Jahren beeindruckt. Schade fand ich, wie er in den letzten Jahren in der Öffentlichkeit behandelt wurde. Das hatte er nicht verdient."
Herbert Köhler ist seit 2013 Vorsitzender des TSV Aubstadt. Seiner eleganten Spielweise wegen wurde er von seinen Mitspielern in Aubstadt Franz gerufen.
Paul Hupp, früherer Spieler und Trainer Würzburger Kickers
"Franz Beckenbauer war immer mein Idol. Die Art, wie er Fußball gespielt hat, hat mich fasziniert. Er war als Spieler und Trainer mein Vorbild. Bei den paar Begegnungen, die wir hatten, habe ich ihn dann auch als einen absolut tollen Menschen kennengelernt. Wir haben uns in Würzburg einmal etwas über Fußball ausgetauscht. Das sind tolle Erinnerungen. Die Fotos habe ich noch zu Hause. Auch sein Engagement für Schwächere fand ich sehr stark. Wie man später mit ihm umgegangen ist, das hat mir gerade deshalb auch weh getan. Das hatte er nicht verdient."
Paul Hupp spielte für den FC Würzburger Kickers und in der Zweiten Liga für die SpVgg Bayreuth Fußball, war Trainer bei den Kickers, beim Würzburger FV und beim SV Heidingsfeld.
Anton Then, Golfclub Maria Bildhausen
"Ein Jahr nach der Eröffnung des Platzes hat Franz Beckenbauer 1997 mit den Schneeforschern in Maria Bildhausen gegolft. Es war der dritte Anlauf, ihn hierher zu bekommen. Einmal hat er ganz kurzfristig abgesagt, weil er als Präsident des FC Bayern Erich Ribbeck entlassen musste. Von den Schneeforschern hat er mit Abstand am besten gespielt, mit einem Ball konnte er halt umgehen. Er hat sich den ganzen Tag Zeit genommen und auch die Einrichtung besucht. Dort ist heute noch ein Therapieraum nach ihm benannt, der von seiner Stiftung bezahlt worden ist. Ich habe mich damals im Gastraum an der Theke kurz mit ihm unterhalten, er war dabei absolut relaxed, einer wie du und ich."
Anton Then aus Großwenkheim kümmerte sich viele Jahre um die Pressearbeit des Golfclubs Maria Bildhausen. Heute noch führt er Besucher über den Golfplatz.
Zu einer besonders angeregten Begegnung mit "Ka iser Franz" und seiner damaligen Frau Brigitte kam es dann 1975 bei der festlichen Jubiläumsveranstaltung zum 100-jährigen des DFB in Frankfurt exiklusiv bei fränkischem Rotwein.