Die Szene nach knapp 26 Minuten darf ziemlich sinnbildlich stehen für diesen Abend im südlichen Würzburg. Stanley Whittakers dritter Dreierversuch landete nur am Ring. Nicolas Carvacho krallte sich den Rebound und wurde gefoult. Whittaker trottete zurück in Richtung eigenem Korb. Er wirkte reichlich angefressen, obwohl er bis dahin bereits 20 Punkte gemacht hatte. Er schaute nicht einmal zum anderen Korb, wo sein Teamkollege beide Freiwürfe verwandelte. Stattdessen boxte er auf den schaumstoffgepolsterten Ständer der Korbanlage ein.
Der Anführer von Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets kam am Ende zwar abermals auf überragende 23 Punkte, konnte aber die 74:92 (44:52)-Niederlage gegen die BG Göttingen auch nicht verhindern. Erstmals in dieser Runde verloren die Unterfranken damit, nach den Thrillern gegen Oldenburg (78:82) und in Ludwigsburg (78:81), drei Spiele am Stück.
Die Ausgangslage ist nach wie vor gut
An der nach wie vor guten Ausgangslage, zum dritten Mal in der Klubhistorie in die Play-offs einzuziehen, hat sich aber erst einmal nichts Wesentliches geändert für die Unterfranken: Siegen die Baskets am Montag (1. Mai, 15 Uhr) in Frankfurt beim Vorletzten und dann auch noch in ihrem letzten Hauptrundenspiel am Donnerstag (4. Mai, 20.30 Uhr) zu Hause gegen Braunschweig, dem Drittletzten, ist ihnen die Saisonverlängerung nicht mehr zu nehmen – egal, wie erfolgreich die direkte Konkurrenz aus Bamberg, Rostock oder Chemnitz spielt.
Die drei Klubs können bei jeweils noch einem mehr zu absolvierenden Spiel – wie die Baskets – nur noch auf maximal 17 Saisonsiege kommen. Die Würzburger (8., 15 Siege, 17 Niederlagen) haben den direkten Vergleich gegen alle drei Teams gewonnen. Den gegen den Tabellensiebten Ulm (erst 30 Spiele, 16 Siege, 14 Niederlagen) allerdings verloren.
Zahlreiche kräftezehrende Auftritte in den vergangenen Wochen
Dass es am Donnerstagabend mit der 18-Punkte-Differenz-Niederlage am Ende doch eine sehr eindeutige Angelegenheit wurde, war zwar nach den jüngsten Vorstellungen der Baskets so nicht zwingend zu erwarten gewesen – ist aber durchaus verständlich nach all den kräftezehrenden Auftritten der vergangenen Wochen: Da ist der Akku halt irgendwann mal leer. Die Baskets wirkten über weite Strecken der Spielzeit ziemlich erschöpft.
Freilich, auch Göttingen hatte ordentlich Spiele auf dem Buckel in der jüngeren Vergangenheit, die Begegnung in Würzburg war ihre neunte seit dem 1. April und die dritte in den letzten sechs Tagen. Aber die Aussicht auf ihre erste Play-off-Teilnahme seit dem Wiederaufstieg in die Bundesliga 2014 beflügelte die Mannschaft von Trainer Roel Moors ordentlich: Durch den Sieg in Würzburg haben die Südniedersachsen das Play-off-Ticket gebucht, was den Belgier "sehr, sehr glücklich" machte.
Filipovski zeigte sich beeindruckt von der Göttinger Energie
Sein Würzburger Kollege Sasa Filipovski zeigte sich vor allem beeindruckt von der "enormen Energie" der Gäste, gerade nach deren "sehr schwierigen Spielplantaktung. Sie waren in allen Belangen des Basketballs besser als wir." Dem kann man beim besten Willen nicht widersprechen, und genau dies beweist auch ein Blick auf den Statistikbogen.
Hinzu kam: Auch wenn Cameron Hunt (18) und Whittaker (23) erneut überdurchschnittlich punkteten – letztlich bekamen sie zu wenig Unterstützung durch die Kollegen: "Und dann wird es schwierig", meinte Filipovski, der sich wünscht, dass seine Mannen etwas gelassener an das große Ziel herangehen würden. Aber wie meinte der Slowene so nett: "Ich kann ihnen ja schlecht erzählen, wir würden nicht um die Play-offs kämpfen. Natürlich tun wir das. Und diese Möglichkeit ist zwar eine Chance, aber sie erzeugt eben auch Druck."
Übers Wochenende will der 48-Jährige "smart trainieren", Regeneration steht im Mittelpunkt. Und: "Wir werden unsere Wunden lecken und dann weiterkämpfen."