Nach den Missbrauchsvorwürfen gegen den langjährigen Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) in seinem Vorgehen bestärkt. "Solche eklatanten Verstöße gegen die Werte des Sports sind nicht zu akzeptieren. Wir stehen mit dem DSV zum gesamten Vorgang im engen Kontakt und sind froh, dass das neue Präsidium die Zeichen der Zeit nicht nur erkannt, sondern auch sehr zügig und konsequent gehandelt hat", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann der Deutschen Presse-Agentur.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Die Staatsanwaltschaft Würzburg ermittelt gegen den zurückgetretenen Stefan Lurz wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen. Er selbst bestreitet die Vorwürfe. Der Fall könnte in der DSV-Führungsriege eine weitere personelle Konsequenz zur Folge haben. Der Verband äußerte sich am Mittwoch nicht zu dieser Frage und verwies auf ein schwebendes Verfahren.
Der Würzburger Stefan Lurz hatte mit seinen Freiwasserschwimmern bei Titelkämpfen zahlreiche Erfolge gefeiert. Gleich vier deutsche Freiwasserschwimmer sind für die Olympischen Spiele qualifiziert. Die Würzburgerin Leonie Beck sowie die Magdeburger Florian Wellbrock, Rob Muffels und Finnia Wunram.
"Die Olympiavorbereitung des DSV werden wir weiterhin bestmöglich unterstützen", sagte Hörmann. Die Belange der Athletinnen und Athleten hätten dabei höchste Priorität. "Wir sind zuversichtlich, dass die jetzigen personellen Weichenstellungen keine negativen Auswirkungen haben werden. Doch selbst wenn das so wäre, verzichten wir lieber auf Medaillen als dass wir die Werte des Sports in Frage stellen."
Athletensprecher: "Unmoralisch und unethisch"
Am Donnerstag haben zudem die Schwimmerin Sarah Köhler und Wasserballer Tobias Preuß als Athletensprecher im Deutschen Schwimm-Verband Aufklärung gefordert. "Jegliche Form von Gewalt und Missbrauch von Macht hat in keiner gesellschaftlichen Schicht, in keiner Position und auch sonst an keiner Stelle einen Platz in unserer Gesellschaft und in unserem Verband", hieß es in einer vom DSV am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme. "Ganz besonders im Umgang mit Kindern und Minderjährigen ist ein solches Verhalten in besonderem Maße verwerflich, unmoralisch, unethisch und aufs Schärfste zu verurteilen. Wir fordern deshalb im Namen aller Aktiven eine vollumfängliche und unabhängige Aufklärung jeglicher Verdächtigungen seitens der Justiz und des DSV."
Köhler, die bei der vergangenen WM Silber über 1500 Meter Freistil sowie Gold mit der Freiwasser-Staffel gewann, und Preuß ermutigten Athleten, "die sich heute oder in der Vergangenheit Gewalt, Machtmissbrauch oder Grenzüberschreitungen ausgesetzt gefühlt haben, sich zu wehren". Jeder, der Hinweise zur Aufklärung eines Falles habe, solle Kontakt zum DSV oder einer anderen Beratungsstelle aufnehmen. "Habt keine Angst, dass ihr hierdurch Nachteile in eurer Karriere oder in welcher Form auch immer bekommen könntet – dem ist nicht so. Wir müssen als Athletinnen und Athleten Vorbilder sein und dürfen sexualisierter Gewalt in unserem Verband keine Chance geben!"
Warum brauchen die beiden Organisationen extra "Schwimm-Sprecher"? Kann das nicht ein/e Pressesprecher*In miterledigen?