
Die Affäre um den Ex-Bundestrainer Stefan Lurz aus Würzburg hat nun offenbar zu weiteren Konsequenzen im Deutschen Schwimm-Verband (DSV) geführt: Leistungssport-Direktor Thomas Kurschilgen, seit 2018 im Amt, soll laut "Bild" von seinem Amt freigestellt worden sein. 2019 sollen ihn Schwimmerinnen über die Vorwürfe gegen Lurz informiert haben, Kurschilgen soll diese, laut "Bild", jedoch nicht ernst genommen und nichts unternommen haben. Auch das Magazin "Der Spiegel" berichtet gleichlautend.
Am vergangenen Freitag waren die Vorwürfe gegen Stefan Lurz öffentlich geworden: Im "Spiegel" hatten mehrere Schwimmerinnen anonymisiert über jahrelange sexuelle Belästigung und Nötigung berichtet. Zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Taten sollen einige der Athletinnen minderjährig gewesen sein.
Lurz bestreitet die Vorwürfe, war aber noch am Freitag von seinem Amt als Bundestrainer im Freiwasserschwimmen zurückgetreten. Der 43-Jährige ist auch nicht mehr Leiter des Bundesstützpunktes, der bei seinem Heimatverein SV Würzburg 05 beheimatet ist. Das Training und die kommissarische Führung hat Nikolai Evseev übernommen, der bereits seit September 2020 als Stützpunkttrainer angestellt ist.
Wie diese Redaktion am Montag berichtet hatte, hat die Staatsanwaltschaft Würzburg aufgrund der "Spiegel"-Veröffentlichungen in dem Fall die Ermittlungen "von Amts wegen" aufgenommen. Ermittelt wird wegen des Verdachts von "sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen", so Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach. Auch der Schwimm-Verband hatte bereits am vergangenen Freitag der Staatsanwaltschaft in Würzburg per Mail "neue Informationen übersandt". Zum Inhalt wollte Seebach mit Blick auf die laufenden Ermittlungen keine Angaben machen.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Textes stand, dass DSV-Vizepräsident Harald Walter die Freistellung Kurschilgens gegenüber dieser Redaktion bestätigt hat. Am Abend widerrief er diese Bestätigung, da ihm die Entscheidung noch nicht schriftlich vorliege.
Selbst so ein möglicherweise einvernehmlicher sexueller Kontakt zwischen einem Ü40-jährigen Trainer und einer betreuten minderjährigen Person ist ein No-Go. Das ist alles andere als professionell und angebracht! Und dann geschieht das noch auf einer so hohen sportlichen Ebene auf der erst recht die Alarmglocken klingeln sollten!
Das so etwas geduldet wurde ist ein Armutszeugnis! Ein erwachsener Lehrer kann auch kein sexuelles Verhältnis mit einer ihm untergeordneten minderjährigen Schülerin führen. Damit riskiert er zurecht seinen Job!
Im Schwimmverband und wohl auch beim SV Würzburg hat man solche Dinge scheinbar wissentlich hingenommen - jetzt ist der Scherbenhaufen da und es gibt sicher Verantwortliche die darüber nicht überrascht sein dürften.
Dazu kommen noch die beiden für jeden offensichtlichen Prozesse gegen Stefan Lurz (2010 und 2019).
Da haben einige Verantwortliche weggeschaut, haben nichts wissen wollen, haben weiterdelegiert, haben die Augen zugedrückt, haben sich nicht zuständig geühlt usw.
Anders kann man all das was im Spiegel-Bericht steht nicht deuten! Da müssten sicher noch mehr Köpfe rollen.
Ob was an den Vorwürfe dran ist kann sicher geklärt werden. Ob eine gerichtliche Strafe folgen kann (Verjährung etc.) wird sich zeigen.
Was momentan verwerflich ist, ist das den Vorwürfen in der Vergangenheit offenbar nicht genügend nachgegangen wurde,