Jetzt sind es für die Würzburger Kickers drei Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze. Die Rothosen werden also in den drei verbleibenden Partien bis zur Winterpause schauen müssen, dass sie weiter Schritt halten mit Tabellenführer Unterhaching. Selbst ein kleiner Ausrutscher kann schon zu viel sein im Wettrennen um Platz eins. Das 1:1 gegen den Drittplatzierten 1. FC Nürnberg II war für die Würzburger am Ende eine Enttäuschung. "Wenn du so viel in ein Spiel investierst und es reicht am Ende nicht, dann bist du enttäuscht", sagte Trainer Marco Wildersinn, der aber auch klarstellte: "Gemessen an den Punkten war das heute ein Rückschritt. Was die Leistung betrifft war es keiner."
Die Kickers hatten im Top-Spiel der Fußball-Regionalliga Bayern an diesem Samstagnachmittag letztlich zu viele Torchancen liegen gelassen, um das Feld als verdienter Sieger zu verlassen. "Vor allem in der Phase nach dem 1:0 hätten wir ein weiteres Tor nachlegen müssen", fand Wildersinn.
Tatsächlich hatte in der Startphase der Begegnung kaum etwas darauf hingedeutet, dass die Würzburger wie im Hinspiel, das die Rothosen in Nürnberg mit 0:2 verloren hatten, erneut gegen die Zweitvertretung des FCN Federn lassen könnte. Souverän wirkten die Gastgeber da. Felix Göttlicher, der schon eine Woche zuvor beim 5:1-Erfolg in Hankofen nach einem Eckball von Ivan Franjic per Kopf getroffen hatte, verschaffte sich erneut eben dieses Erfolgserlebnis. Diesmal hatte Franjic von der linken Seite den Ball in den Strafraum getreten, wo der Kickers-Abwehrmann geschickt seine 1,93 Meter Körpergröße einsetzte, hochstieg und zum frühen 1:0 für die Hausherren einköpfte (11.).
Die Dinge schienen für die Kickers den erwünschten Verlauf zu nehmen. Und hätten Benyas Junge-Abiol (14.) oder Saliou Sané (17.) ihre Gelegenheiten zum 2:0 genutzt, vermutlich wäre es für die Rothosen ein glückseliger Nachmittag geworden. Doch es kam anders: Denn der FCN kam mit seiner ersten echten Chance zum Ausgleich. Das 1:1 von Ali Loune, dem die Würzburger Hintermannschaft in dieser Szene 20 Meter vor dem Kasten etwas zu viel Raum gewährte, war Maßarbeit: der Ball trudelte vom Innenpfosten des Kickers-Tores in die Maschen. Plötzlich war die Partie ausgeglichen und die Kickers standen vor einer kniffligen Aufgabe.
Eine Herausforderung, die nach 35 Minuten sogar noch etwas größer wurde. Einige Zeit zuvor war Top-Torjäger Sané (15 Regionalliga-Treffer) nach einem Zweikampf unglücklich auf den Ball gefallen. Die Rippen schmerzten den Stürmer anschließend so sehr, dass er ausgewechselt werden musste. Für Sané kam Franz Helmer in die Partie. Der 20-jährige Angreifer nach der Sommervorbereitung mit vielen Vorschusslorbeeren versehen, rackerte unermüdlich, Sané ersetzen konnte er aber nicht. Der 30-Jährige fehlte als Anspielstation im Sturmzentrum. "Seine Präsenz hat Franz Helmer natürlich noch nicht. Die muss er sich erst noch erarbeiten", so Wildersinn. Dass Helmer in der 80. Minute wieder ausgewechselt wurde, habe aber nichts mit der Leistung zu tun gehabt, betonte der Kickers-Trainer: "Ich hatte das Gefühl, dass bei ihm der Tank leer ist." Dass Sanés Fehlen die Kickers schwächte war freilich deutlich zu erkennen. "Er ist eben ein sehr wichtiger Spieler für uns", so Wildersinn.
Und trotzdem fehlten den Kickers bereits in Halbzeit eins nur ein paar Zentimeter, um wieder in Führung zu gehen, als Benjika Caciel, diesmal wieder als linker Flügelspieler aufgeboten, mit rechts aus 20 Metern abzog, der Ball an den Innenpfosten den Nürnberger Tores klatschte und zurück ins Spielfeld sprang (31.).
Die Gäste-Mannschaft, die ohne den Ex-Würzburger Louis Breunig, der sich am Samstag mit dem Zweitliga-Kader in Nürnberg auf das Spiel gegen Paderborn vorbereitete, angereist war, zeigte nach dem Seitenwechsel viel Kampfgeist und auch eine gewisse Verteidigungskunst. In der Offensive wurde der FCN den Kickers aber überhaupt nicht mehr gefährlich. Die Gastgeber dominierten. "Wir haben aber heute einfach nicht so gut gespielt wie in den letzten Wochen", fand Torschütze Göttlicher: "Letztlich haben wir zu viele Fehler gemacht. Und wenn man dann am Ende seine Torchancen nicht nutzt, dann geht so ein Unentschieden auch irgendwie in Ordnung."
Letztlich war es vor allem die fehlende Cleverness im Torabschluss, die die Kickers um den Sieg brachte. Die von den lautstark mitgehenden 2636 Zuschauern unermüdlich angetriebenen Kickers kamen in der Schlussphase nämlich noch zu einer ganzen Reihe von Chance. Die allerbeste vergab Junge-Abiol in der 87. Minute, als er alleine auf den Club-Keeper zulief, den Ball aber nicht am aus seinem Kasten herausstürmenden Jan Reichert vorbei brachte.
Es war die große Gelegenheit einen späten Siegtreffer zu landen, so wie es Rivale Unterhaching beim Auswärtsspiel in Illertissen tat. Die Oberbayern lagen zur Pause in 1:3-Rückstand, kamen nach einer Gelb-Roten Karte für die Gastgeber in Überzahl und siegten am Ende durch einen Elfmeter-Treffer in der Schlussminute noch mit 4:3. Ein klein wenig ging der Blick der Kickers dann doch auch dorthin. "Jetzt ist der Abstand wieder etwas größer geworden. In der nächsten Woche kann es schon wieder ganz anders aussehen", sagte Kickers-Coach Wildersinn und gab seinem Trainer-Kollegen Cristian Fiel halb im Spaß noch mit auf den Weg: "Für euch ist ein Sieg jetzt Pflicht in Unterhaching."