Als der sattgrüne Rasen im Stadion am Dallenberg unmittelbar nach dem 2:1-Sieg der Würzburger Kickers gegen die SpVgg Greuther Fürth II gerade mit Adrenalin geflutet schien, sah Rothosen-Sportdirektor Sebastian Neumann offenbar den Moment gekommen, sich zu bedanken. Der erste Weg führte ihn zum tobenden Fan-Block, vor dem er erst einmal symbolisch den Hut zog. Eine Anerkennung für die nimmermüde Anfeuerung an diesem Samstagnachmittag.
Die Misstöne innerhalb der Anhängerschaft waren schließlich auch nicht zu überhören gewesen zuletzt. Da beschwerten sich Teile der Fans auch mal öffentlich in Sozialen Medien über manch nicht zitierfähigen, weil bewusst provokativen Gesang aus dem Block. Am Samstag aber übertönten die Anfeuerungen vom lautstarken Kern der Anhänger und Anhängerinnen das Gegrummel in anderen Teilen des Stadions. Die Kickers hatten die Nerven ihres Publikums strapaziert. Am Ende stand ein Resultat, das im Verlauf dieser Saison in der Fußball-Regionalliga Bayern noch wertvoll werden könnte.
Der durch das Tor von Dardan Karimani in der fünften Minute der Nachspielzeit eingetütete knappe Erfolg war nach zuvor drei Unentschieden in den ersten vier Heimspielen ein sehnlichst erhofftes Erlebnis. "Die Unentschieden daheim haben uns genervt", sagte auch Trainer Marco Wildersinn. Umso größer war der Wille, es diesmal besser zu machen. Tatsächlich wirkten die Kickers diesmal in der Schlussphase der Partie noch entschlossener als bei den bisherigen Auftritten. Das, so Wildersinn, war kein Zufall: "Wir haben im Vorfeld besprochen, dass es uns die Gegner in dieser Saison noch schwerer machen, zu Chancen zu kommen. Deshalb müssen wir noch zielstrebiger spielen. Nicht so kompliziert, sondern gradliniger spielen."
Würzburger Kickers setzen vermehrt auf Distanzschüsse
Tatsächlich fiel schon früh in der Partie auf, dass die Kickers immer wieder zum Abschluss kommen wollten, öfter als zuletzt auch einmal einen Distanzschuss probierten, allerdings nicht mit dem erhofften Erfolg. "Fürth ist keine Thekenmannschaft. Die Mittel, die wir angewandt haben, und die Überzeugung in unserem Spiel waren schon gut", so Wildersinn. Und genau deshalb habe er auch lange Zeit nicht ausgewechselt, obgleich seine Bank randvoll war mit Akteuren, die bei wohl fast jedem Ligarivalen Stammspieler wären. "Ich fand, wir waren gut drin im Spiel", so Wildersinn.
Die Emotionen nach dem späten Siegtreffer hatten sich bereits in der warmen Spätsommerluft verflüchtigt und Siegtorschütze Karimani hatte drunten am Zaun vor der Haupttribüne schon unzählige Glückwünsche bekommen. Da wirkte der Offensiv-Allrounder, der diesmal nicht als Außenstürmer sondern wie meist in der vergangenen Saison im Mittelfeld agiert hatte, schon wieder ganz ruhig und gefasst.
Gegner der Würzburger Kickers machen die Spiele mühsam
Klar, sei das ein tolles Erlebnis gewesen. "Aber uns war die ganze Zeit klar, dass wir zur Not auch in der 90. Minute noch ein Tor schießen können", so Karimani. Vom Erfolgsdruck, von dem bei den Kickers in dieser Saison oft gesprochen wird, spüre er, wenn er denn dann auf dem Rasen steht, nichts. Da gehe es eher darum, die stets massiv verteidigenden Gegner zu bearbeiten: "Die wollen immer nur unser Spiel sabotieren. Nach vorne spielt da bislang keiner." Mühsam sei das zwar bisweilen. Letztlich zähle aber doch nur das Resultat und das gibt den Kickers derzeit Recht.
Dass vom Titelanwärter bisweilen mehr Souveränität gefordert wird, ist auch Trainer Wildersinn nicht entgangen. Am Samstag wollte der Kickers-Coach diese Kritik freilich nicht so stehen lassen: "Das Einzige, was nicht souverän war, war das Ergebnis. Wir waren hoch überlegen. Und wir werden auch wieder Spiele mit mehr als einem Tor Differenz gewinnen. Das wird kommen. Da bin ich mir sicher."