
Die Würzburger Kickers haben sich durch das 0:1 beim FC Bayern München II nicht aus der Bahn werfen lassen. Sechs Tage nach der dritten Saison-Niederlage gewannen die Rothosen ihr Heimspiel gegen die Reserve der SpVgg Greuther Fürth souverän mit 3:0 (2:0) und stehen in der Tabelle der Fußball-Regionalliga Bayern weiter drei Punkte hinter Spitzenreiter SpVgg Unterhaching, der bereits am Freitag sein Auswärtsspiel bei Viktoria Aschaffenburg mit 1:0 gewonnen hatte.
Die Kickers standen durchaus unter Zugzwang, wollten sie sich doch dem Rivalen weiter an die Fersen heften. Trainer Marco Wildersinn wollte nach dem Spiel davon aber rein gar nichts wissen: "Uns gings nicht um Unterhaching. Unterhaching ist mir relativ egal", sagte er: "Uns ging es heute einfach darum, nach der Niederlage in München viele Dinge besser zu machen." Genau dies sei auch gelungen. Von Nervosität sei schon vor Anpfiff nichts mehr zu spüren gewesen: "Positiv und entschlossen" habe sein Team gewirkt: "Das hatte nullkommanull mit Unterhaching zu tun."

Tatsächlich war die Souveränität und Überlegenheit mit der die Würzburger Kickers ihren Gegner vor 1928 Zuschauern am Dallenberg beherrschten durchaus bemerkenswert. Schließlich war die zweite Mannschaft von Zweitligist Greuther Fürth mit dem Rückenwind von fünf ungeschlagenen Partien nach Würzburg gekommen. Hinzu kam durchaus adäquate Verstärkung aus dem Kader der ersten Mannschaft. Der bekannteste unter den Akteuren, die Fürths Trainer Petr Ruman aufs Feld schicken konnte, war Abwehrmann Gideon Jung, der immerhin 83 Erstliga-Spiele für den Hamburger SV in seiner Vita stehen hat.
Ob es nun an der allgemeinen Stimmung beim Kleeblatt-Klub lag. Zweitliga-Trainer Marc Schneider war am Samstag-Vormittag freigestellt worden? Auf jeden Fall enfalteten die vermeintlichen Verstärkungen nicht die gewünschte Wirkung. "Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass da nicht alles passen kann, wenn neue Spieler dabei sind", sagte Kickers-Coach Wildersinn, der in der Vergangenheit bei der TSG Hoffenheim ja selbst eine zweite Mannschaft eines Profi-Klubs angeleitet hatte. "Ich glaube die Probleme, die man da haben kann, die haben wir von Beginn an aufgedeckt."
Dieses 3:0 war aus Würzburger Sicht genau das, was man einen gänzlich ungefährdeten Sieg nennt. Die Hausherren bestimmten vom Start weg Tempo und Rhythmus des Spiels, ließen über die gesamten 90 Minuten keine wirkliche Torchance der Gäste zu. "Wir wissen um unsere Qualität. Da muss schon alles zusammenkommen, dass man uns schlägt", stellte Rechtsverteidiger Thomas Haas am Ende selbstbewusst fest. "Wir haben uns mehr zugetraut, waren mutiger und haben auch sauberer gespielt", sagte er über die Unterschiede zum Kickers-Spiel in München: "Da hatten wir einige unnötige Abspielfehler. Heute haben wir unsere Angriffe gut zu Ende gespielt."

20 Minuten hatten sich die Fans gedulden müssen, bis Dominik Meisel mit einem eiskalten Abschluss am langen Pfosten das 1:0 erzielte. Sein fünftes Saisontor. Benyas Junge-Abiol hatte den Treffer mit einer Flanke vorbereitet. Gerade auf den Flügeln wirkten die Kickers diesmal wieder deutlich lebhafter und zielstrebiger als zuletzt. Umso bitterer, dass Junge-Abiol zur Pause angeschlagen draußen bleiben musste. Als er nach der Partie mit bandagiertem Knie in Richtung Kabine humpelte zuckte er auf die Frage nach der Schwere seiner Verletzung mit den Schultern. Doch Trainer Wildersinn hörte sich kurz darauf schon optimistisch an: "Ich glaube, es ist nichts dramatisches. Mit ein paar Tagen Pause und guter Behandlung kriegen wir ihn in einer Trainingswoche, hoffe ich, wieder hin."
Doch nicht nur Junge-Abiol auf rechts auch Benjika Caciel auf dem linken Flügel zeigte sich formverbessert. So war es dann auch kein Zufall, dass er es war, der den zweiten Würzburger Treffer durch Ivan Franjic (24.) vorbereitete. Nach nicht einmal einer halben Stunde war die Partie damit gefühlt bereits entschieden, denn die Fürther hinterließen nie den Eindruck, den Kickers noch ernsthaft gefährlich werden zu können. Auf der anderen Seite schienen die Rothosen noch immer ein paar Reserven zu haben. Wenn die Gastgeber das Tempo anzogen, schauten die Verteidiger der Spielvereinigung oft nur noch hinterher. So auch in den Minuten unmittelbar vor dem Seitenwechsel als Meisel (40.) und Maximilian Zaiser (41.) jeweils aus wenigen Metern den dritten Kickers-Treffer verpassten.

In der Halbzeitpause wechselte Fürth viermal setzte auf zusätzliche Offensive. Die Kickers indes waren auch darauf aus, erst gar keine Spannung mehr aufkommen zu lassen. Stellten sich allen Angriffsbemühungen der Gäste konsequent in den Weg. "Das war gefühlt sehr anstrengend", sagte Haas nach dem Abpfiff. Von außen indes herrschte bis zuletzt der Eindruck, dass die Kickers die Partie, auch dank ihrer Laufstärke, fest im Griff hatten. Für Hingucker sorgte indes oft Franjic mit seinen sehenswerten Einzelaktionen und mit seinem zweiten Tor des Tages zum 3:0 (67.).
So stand unter dem Strich ein ebenso deutlicher wie verdienter Heimsieg, unter dessen Eindruck Fürths Trainer Ruman die Rothosen adelte: "Die Würzburger Kickers sind definitiv die beste Mannschaft der Regionalliga Bayern", sagte er in der Pressekonferenz: "Nicht nur was die individuelle Qualität angeht. Sie haben auch klare Abläufe und eine gute Spielidee." Wenn sich genau das am Ende auch in der Tabelle widerspiegeln würde, Kickers-Coach Wildersinn hätte wohl nichts dagegen.
Der klare Sieg, gegen die zuletzt sehr erfolgreichen Fürther, war äußerst souverän und niemals in Gefahr. Man hatte als Zuschauer von Anfang das Gefühl, dass nur die Kickers den Platz als Sieger verlassen können/werden.
Hoffentlich bleiben die Kickers von Verletzungssorgen verschont, denn der dünne Kader (Haching hat doppelt so viele Spiele im Kader) könnte dann ein Problem werden.