Als die Partie zu Ende war, wussten die Spieler der Würzburger Kickers nicht so recht, ob sie sich nun freuen konnten. Zwar hatten sie gerade mit 0:1 beim 1. FC Nürnberg II verloren. Letztlich war das, zumindest für die Tabelle der Regionalliga Bayern, völlig egal. Die Rothosen sind trotzdem Meister. Der Tabellenzweite DJK Vilzing, der daheim seine Partie gegen Abstiegskandidat FC Eintracht Bamberg 0:1 verlor, kann die Kickers nicht mehr einholen.
So standen die Akteure der Kickers erst einmal etwas ratlos auf dem Max-Morlock-Platz auf dem FCN-Trainingsgelände am Valznerweiher und mussten sich erst einmal etwas sammeln, um sich so richtig freuen zu können. Zunächst wollte keiner die mitgebrachten Meister T-Shirts überstreifen, bis Trainer Marco Wildersinn seine Mannschaft im Kreis versammelte: "Wir stehen nach 31 Spieltagen uneinholbar auf Platz eins", sagte er: "Das ist eine richtig geile Leistung. Deshalb: Scheiß auf dieses Scheißspiel und feiert! Ich will, dass wir heute richtig durchdrehen, denn wir haben es verdient." Die Spieler verstanden die Aufforderung ihres Übungsleiters und ließen sich dann auch von den mitgereisten Anhängerinnen und Anhängern feiern. Auf den weißen T-Shirts prangte der Aufdruck "Der Chef der Regionalliga". Das Attribut, das die Fans sich und dem Team in den letzten beiden Jahren gegeben haben.
Nun stehen die Kickers also definitiv in Bayern ganz oben, haben auch schon einmal die Qualifikation für den DFB-Pokal-Wettbewerb in der Tasche. "Man muss die Feste feiern wie sie fallen", stellte Vize-Kapitän Daniel Hägele. Der 36-Jährige, der seit der Winterpause verletzt ausgefallen war, war in Nürnberg in die Startelf zurückgekehrt. "Auch wenn heute nicht alles so war, wie wir uns das vorgestellt haben, freue ich mich auf die Feier heute Abend." Nur ein Mal sei er schließlich in einer langen ereignisreichen Karriere bislang Meister geworden, damals in der Regionalliga Südwest mit der SG Sonnenhof Großaspach.
"Von mir gibt es heute keine Ausgangssperre", kündigte denn auch Trainer Wildersinn an: "Morgen treffen wir uns dann wieder und bereiten uns auf das Spiel am Dienstag gegen Bayreuth vor." Letztlich bleibt die Meisterschaft eben nur ein Etappenziel. Am Ende zählt für die Kickers nur der Aufstieg in Liga drei. Und da könnte im Hinblick auf die Aufstiegsspiele gegen den Meister der Regionalliga Nord diese zweite Niederlage innerhalb der letzten drei Spiele doch Grund zum Nachdenken geben.
"Auch diese Partie hat gar nichts mit den Aufstiegsspielen zu tun", meinte Wildersinn. Oft zerfahren war das Spiel dahin getröpfelt. "Wir sind schlecht aus der Pause gekommen", fand Hägele. Das 1:0 für die Gastgeber durch Dustin Forkel in der 71. Minute fiel dann in eine Phase hinein, in der die Kickers die Partie so langsam wieder in den Griff bekommen zu schienen. Letztlich war es auch der aus Schweinfurt stammende Club-Torhüter Jan Reichert, der mit einigen starken Paraden den achten Nürnberger Sieg binnen der letzten neun Regionalliga-Partien sicher stellte.
"Es ist schon ein Muster", stellte Hägele mit Blick auf die zweite Niederlage gegen ein U-23-Team nach dem 0:1 in Fürth fest: "Wir tun uns manchmal schwer, in bestimmten Phasen dagegenzuhalten. Ich bin mir aber sicher, dass wir das spätestens in den Aufstiegsspielen besser machen als heute." Drei Spieltage stehen nun noch an, ehe es nach Rundenende zunächst am 25. Mai gegen Drittligist FC Ingolstadt um den Toto-Pokal-Sieg geht, ehe die Aufstiegsspiele anstehen. Auch wenn die Meisterschaft feststeht, erwartet Wildersinn ein weiter bestens motiviertes Team. "Das Ziel ist die restliche Spiele alle zu gewinnen. Die entscheidende Phase der Saison kommt erst jetzt. Wir haben gezeigt, dass wir mit Druck umgehen können. Das werden wir auch in den Aufstiegsspielen tun", so Wildersinn.
Fußball, Regionalliga Bayern, Männer
1. FC Nürnberg - FC Würzburger Kickers 1:0 (0:0)
Nürnberg: Reichert - Yigit, Menig, Jahn, Gresler - Joachims, Forkel (81. Gögce), Ilic, Kirsch, Wiltz -Kania.
Würzburg: Hipper - Montcheu (75. Hemmerich), Hägele (68. Scholz), Kraus, Kurzweg - Franjic, Zaiser, Meisel (78. Wessig) - Caciel (78. Sausen), Sané, Moll (68. Junge-Abiol).
Schiedsrichter: Thomas Ehrensperger (Rieden/Opf.).
Zuschauende: 647.
Tor: 1:0 Dustin Forkel (71.)