Deutlicher als Weltmeister Andreas Obst kann man die eigenen Ansprüche nicht formulieren: "Die Meisterschaft ist Pflicht", hatte der Nationalspieler im Dress des FC Bayern München schon vor Beginn der diesjährigen Play-offs in bester Münchner "Mia san Mia"-Mentalität klargestellt. Im ersten Play-off-Halbfinale um die deutsche Basketball-Meisterschaft am Mittwochabend gegen die Würzburg Baskets ließ der in der Viertelfinal-Serie gegen Ludwigsburg (3:1) noch etwas wankelmütige Titelanwärter den forschen Worten nachdrückliche Taten folgen: Trotz einer couragierten zweiten Halbzeit waren die Würzburger weitgehend chancenlos und liegen nach der 76:91 (27:49)-Auftakt-Niederlage in der "Best-of-five"-Serie mit 0:1 in Rückstand.
Max Ugrai: "Es war heute ein Klassenunterschied"
"Es war heute ein Klassenunterschied, da müssen wir uns nichts vormachen. Man hat uns angemerkt, dass die Serie gegen Ulm viel Kraft gekostet hat. Gerade in der ersten Halbzeit war die Energie noch nicht so da", resümierte Center Max Ugrai, der mit 18 Punkten der beste Baskets-Werfer war.
Es war nicht so, dass sich Baskets-Cheftrainer Sasa Filipovski nicht etwas überlegt hätte, um nach dem sensationellen Weiterkommen in der Viertelfinal-Serie gegen den nun entthronten Meister ratiopharm Ulm (3:1) jetzt auch dem aktuellen Pokalsieger beizukommen. Personell beförderte er den zuletzt nur sporadisch zum Zug gekommenen Collin Welp in die Startformation, um mit dem 2,06-Meter-Mann der körperlichen Überlegenheit der Münchner etwas entgegenzusetzen. Der 25-Jährige bedankte sich für den Vertrauensbeweis mit einer ordentlichen Vorstellung und brachte es am Ende auf zehn Zähler.
Sasa Filipovski: "Ich glaube, wir können es besser"
Taktisch versuchte es der 49-jährige Slowene erstmals in dieser Saison mit einer Zonenverteidigung, um das Tempo auf dem Parkett zu drosseln und den Angriffsrhythmus der Bayern zu stören. Allein der Erfolg der Maßnahmen blieb überschaubar. Es war, da gibt es nach den ersten 40 Minuten dieser Serie kein Vertun, eine Münchner Machtdemonstration im heimischen BMW Park, der mit offiziell 6198 Zuschauerinnen und Zuschauern, darunter gut 200 stimmungsvolle Baskets-Anhänger, überraschenderweise nicht mal annähernd ausverkauft war.
"Wir haben natürlich etwas versucht, aber die Bayern haben erfahrene Spieler, die Lösungen finden. Sie haben das Spiel jederzeit kontrolliert, waren physischer, haben gut verteidigt, waren einfach die bessere Mannschaft", analysierte Filipovski gewohnt unaufgeregt und hofft auf einen schnellen Lerneffekt seiner Schützlinge. "Ich glaube, wir können es besser. Wir müssen relaxter spielen als am Anfang des Spiels, als wir viele offene Würfe hatten, sie aber nicht verwandeln konnten."
Die Spannungskurve flacht nach dem Triumph gegen Ulm etwas ab
Doch wer mochte es dem ohne ihren US-Anführer Otis Livingston II (Innenbandanriss im Knie) und Julius Böhmer (Kreuzbandriss) weiterhin arg dezimierten Team verübeln, dass nach der Glückseligkeit mit dem unerwarteten Triumph über Ulm die Spannungskurve etwas abflachte, der allerletzte Fokus zumindest zu Beginn etwas zu fehlen schien. "Wir waren ein bisschen leer. Aber es ist eben auch Bayern München", bemerkte Sportmanager Kresimir Loncar treffend.
Und doch dürfte die mit 49:42 gewonnene zweite Hälfte als Mutmacher für den weiteren Verlauf der Serie dienen. "Die Spieler leben ihren Play-off-Traum, die Sehnsucht ist noch nicht gestillt. Wir werden weiterkämpfen", sagte Filipovski. Und auch Ugrai war weit davon entfernt, die Flinte trotz des deutlichen Ausgangs im ersten Kräftemessen vorzeitig ins Korn zu werfen: "Wir brauchen noch den einen oder anderen Moment auf dem Feld, um uns an diesen Gegner anzupassen. Aber wir geben nicht auf, es sind Play-offs."
Bayern-Boss Pesic: "Wir müssen auf der Hut sein"
Der Respekt für ihre bisherigen Leistungen ist den Würzburgern so oder so sicher, das machte Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic deutlich: "Es steht nicht mehr und nicht weniger als 1:0. Wir müssen auf der Hut sein. Würzburg hat auch Spiel zwei in Ulm hoch verloren und dann zweimal gewonnen. Wir müssen zusehen, dass wir Spiel zwei gewinnen, um drei Matchbälle zu haben. Würzburg ist eine exzellent gecoachte Mannschaft, die fightet und nie aufgibt."
Das zweite Play-off-Halbfinale zwischen München und Würzburg findet bereits an diesem Freitag, 31. Mai, um 20.30 Uhr abermals im BMW Park statt.
Basketball: Bundesliga, Männer, Play-off-Halbfinale, Spiel 1
FC Bayern München – Würzburg Baskets 91:76 (21:11, 28:16, 25:23, 17:26)
München: Ibaka 18, Edwards 15, Giffey 12, Bolmaro 11, Lucic 10, Harris 6, Booker 6, Bonga 5, Obst 3, Kharchenkov 2, Wimberg.
Würzburg: Ugrai 18, Perry 17, Washington 13, Welp 10, Seljaas 7, Bess 6, Hoffmann 3, Klassen 2, Ndi, Brown (nicht eingesetzt).
Rebounds: 32 – 30. Vorlagen: 25 – 14. Ballverluste: 8 – 12. Treffer aus dem Feld: 35/63 (56%) – 23/58 (40%). Dreier: 11/27 (41%) – 10/28 (36%). Freiwürfe: 10/11 (91%) – 20/22 (91%). Zuschauende: 6198.