TuS N-Lübbecke - DJK Rimpar Wölfe 20:27 (8:10)
Das weltweite Netz weiß ja fast alles. Woher die in der Sportsprache beliebte Phrase des "Spiels um die goldene Ananas" kommt, darauf kennt es allerdings keine eindeutige Antwort. Ist auch egal. Die Handballer der DJK Rimpar Wölfe haben die Floskelfrucht jedenfalls gewonnen. Im bedeutungslosen Mittelfeldduell beim TuS Nettelstedt-Lübbecke setzten sie sich am Samstagabend mit 27:20 (10:8) durch und kehrten gegen den Bundesliga-Absteiger nach den letzten beiden Niederlagen gegen die Aufstiegskandidaten Coburg und Nordhorn-Lingen mit einem souveränen Start-Ziel-Sieg in die Erfolgsspur zurück. Den Ostwestfalen fügten die Unterfranken nicht nur die erst dritte Heimpleite der Saison zu, sondern auch die zweite in diesem Vergleich nach dem 29:28 Ende November in Würzburg.
Lübbecke lust- und leidenschaftslos
Dass die Gastgeber diesmal freilich einen ihrer schwächsten Auftritte abgeliefert haben dürften, soll die starke Leistung der Gäste nicht schmälern. Gut auf den Gegner eingestellt, drückten sie dem Spiel von Anfang an ihren Stempel auf und bewiesen im Gegensatz zu den lust- und leidenschaftslos wirkenden Lübbeckern Charakter. Nach dem Abpfiff: Beerdigungsstimmung in der Merkur Arena, Feierstimmung auf Seiten der Rimparer.
"Wir sind halt Mentalitätsmonster", zitierte DJK-Coach Matthias Obinger Jürgen Klopp und lachte. "Ich ziehe den Hut vor meiner Mannschaft, mit welcher Einstellung, Motivation und Disziplin sie sich hier präsentiert hat." Tatsächlich war sein Team in allen Belangen besser gewesen als das seines isländischen Interimskollegen Heidmar Felixson.
Der beste Torwart ist auch der beste Torwart-Torjäger
Zu bejubeln gab es somit nicht nur den zehnten Sieg in der Rückrunde, sondern auch das: Zwölf Spieler trugen sich in die Torschützenliste ein, darunter Max Brustmann, der mit seinen Treffern acht, neun und zehn die Liga-Rangliste nicht nur als bester Keeper, sondern auch als bester Torwart-Torjäger anführt. Zum vierten Mal in dieser Saison hielten die Wölfe einen Gegner in der ersten Halbzeit bei acht oder weniger (zweimal bei sieben) Treffern. Und die Abpraller-Quote entschieden sie so deutlich wie vielleicht noch nie mit 10:3 für sich. "Auch da hatten wir das Glück des Tüchtigen", sagte Co-Trainer Josef Schömig.
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All die Zahlen unterstreichen letztlich das Engagement und die Aufmerksamkeit, das die Unterfranken im Gegensatz zu den Ostwestfalen auszeichnete. Man kann so eine Partie eben abschenken - oder dankbar als Geschenk annehmen.
Blitzstart mit der zweiten Luft
Während es zuletzt etwas so gewirkt hatte, als ginge den Wölfen im Endspurt die Luft aus, schienen sie diesmal die zweite Luft zu bekommen. Von Beginn an hellwach, überrumpelten sie die dösigen Hausherren mit einem 3:0-Blitzstart (4.). Bereits in der torarmen und fairen ersten Halbzeit, in der die Schiedsichter aus dem DHB-Nachwuchskader nur eine von insgesamt fünf Zweiminutenstrafen verhängten, gerieten die Rimparer kein einziges Mal in Rückstand. Meist lagen sie mit einem oder zwei Treffern vorn, nur zweimal - beim 5:5 und 6:6 - gelang den Lübbeckern der Ausgleich.
Hingucker-Tor von Julian Sauer
Der TuS, der ohne seinen mit dem Fahrrad verunfallten und dadurch leicht lädierten ersten Schlussmann Joel Birlehm auskommen musste, stabilisierte sich zwar zwischenzeitlich in der Abwehr, brachte sich im Angriff aber durch eine zu hohe Fehlerquote häufig um Zählbares. Die DJK dagegen schaltete hinten durch eine zeitweise offensiver interpretierte 6:0-Deckung den gegnerischen Rückraum nahezu aus und erspielte sich vorne mit Geduld ihre Treffer. Anders als zuletzt zu Hause gegen Nordhorn-Lingen, als nur vier Rimparer getroffen hatten, waren diesmal bereits nach einer Viertelstunde fünf von ihnen von sämtlichen Positionen erfolgreich.
Kurz vor der Pause ein Hingucker: Rechtsaußen Julian Sauer, der bei einem Tempogegenstoß den von Brustmann gepassten Ball an der Siebenmetergrenze nicht mehr zu fangen bekam, boxte die Kugel mit der Faust über TuS-Torwart Peter Tatai ins Netz.
Ringelpiez mit und ohne Anfassen
Nach den Seitenwechsel erhöhten die Rimparer ihren Vorsprung erst langsam und in den letzten sechs Minuten dann schnell. Sie spielten in der Defensive Ringelpiez mit Anfassen, die Lübbecker ohne. Warum TuS-Trainer Felixson dann auch noch seinen Zweitliga-Debütanten zwischen den Pfosten, den 18-jährigen Mats Grezesinski, für den siebten Feldspieler herausnahm (53.), weiß nur er selbst. Das ermöglichte Brustmann jedenfalls noch zwei Empty-Net-Goals.
Und die Moral von der Geschicht': Verlieren wollen die Wölfe offenbar auch jetzt nicht. Ob's auf der Heimfahrt Ananas zur Belohnung gab?
Die Statistik des Spiels
Nettelstedt-Lübbecke: Tatai (1.-38.), Grezesinski (39.-60.) - Genz 2, Walczak 2, Bechtloff 4/1, Gierak 1, Bagaric, Strosack 5, Rakovic, Spohn 1, Jaanimaa 4, Schade, Orlowski 1, Speckmann, Hövels.
Rimpar: Brustmann (1.-60., 3 Tore), Wieser (n.e.) - Schömig 2, Böhm 1, Gempp 2, Schmidt 5, Kaufmann 1, Siegler 5, Meyer, Bauer 1, Schulz 1, Backs, Brielmeier 1, Herth 3/2, Sauer 2.
Spielfilm: 0:3 (4.), 2:3 (6.), 3:5 (14.), 5:5 (17.), 6:6 (20.), 6:9 (26.), 8:10 (Halbzeit), 9:13 (37.), 15:18 (45.), 19:22 (54.), 19:25 (57.), 20:27 (Endstand).
Siebenmeter: 1/2 : 2/3.
Zeitstrafen: 3:2.
Schiedsrichter: Fabian Friedel/Rick Herrmann (Aue).
Zuschauer: 1330.