
Die Würzburger Kickers kommen nicht heraus aus dem Tal der Tränen. Der krisengeschüttelte Klub kassierte am Dienstag mit dem 0:2 beim VfL Osnabrück im dritten Spiel des Jahres 2022 die dritte Niederlage und droht nach einer traurigen Vorstellung vollends in Trübsal zu versinken. Auch Trainer Danny Schwarz wirkte frustriert: "Diese Leistung ist einfach ernüchternd", sagte er.
Einen Tag nach dem über die Vereinsgrenzen hinaus spürbaren Beben, das der Rückzug von Investor und Hauptgeldgeber Thorsten Fischer als Aufsichtsratsvorsitzender ausgelöst hatte, ging für die Drittliga-Fußballer der Würzburger Kickers mit dem Flutlichtspiel beim VfL Osnabrück der Ligaalltag weiter. Und der ist für die Mannschaft von Trainer Danny Schwarz an sich ja schon schwer genug. Die Spieler hätten die Nachricht von Fischers Ausscheiden gefasst aufgenommen, hatte Kickers-Vorstandsvorsitzender Christian Jäger verraten. "Mir wäre das viel zu billig, das als Ausrede herzunehmen", sagte Trainer Schwarz am Dienstagabend.
Aufstecken bringt ja nichts. Zumal Jäger überzeugt ist, dass die Kickers im Fall des Klassenerhalts weiter die wirtschaftlichen Voraussetzungen für die 3. Liga erfüllen können. Doch der Weg zum sportlichen Liga-Verbleib bleibt steinig. Nach nunmehr acht Spielen ohne Sieg und der bitteren Last-Minute-Niederlage am Wochenende war eigentlich klar, dass die Würzburger vor den 500 zugelassenen Zuschauern im traditionsreichen Stadion an der Bremer Brücke nicht unbedingt mit breiter Brust auflaufen würden.
Neue Aufstellung führte nicht zum Erfolg
Versteckt hat sich das ganz in Weiß angetretene Schwarz-Team in der ersten Halbzeit der Partie allerdings nicht. Die Kickers versuchten durchaus, Nadelstiche zu setzen, die lila-weißen Hausherren vor Probleme zu stellen. Allein sie konnten sich in der entscheidenden Zone so gut wie nie durchsetzen. Dabei hatte Schwarz nach den Eindrücken des 1:2 gegen Mannheim reagiert und diesmal mit Saliou Sané jenen Angreifer vom Start weg aufgeboten, mit dessen Einwechslung am Samstag mehr Schwung und Gefahr ins Würzburger Angriffsspiel gekommen war. Maximilian Breunig rückte eine Position nach hinten in die zentrale Position einer offensiven Mittelfeld-Dreierreihe. Mirnes Pepic blieb dafür auf der Bank.
Das Resultat der Umstellungen war nach 45 Minuten ernüchternd. Denn auch wenn der Ball einige Male gut in den VfL-Strafraum gespielt wurde, wirklich gefährlich wurde es für die Gastgeber im Grunde nicht. Einen Schuss von Maximilian Breunig wehrte VfL-Keeper Philipp Kühn mit den Fäusten ab (8.), ansonsten musste er nicht mehr eingreifen. Und so dürfte jene Personalie, die vor Fischers-Ausscheiden den Klub wochenlang umgetrieben hat, im Umfeld weiter für Diskussionsstoff sorgen: Hätten die Kickers mit Marvin Pourié im Sturm mehr Chancen? Bis nächsten Montag ist der Transfermarkt noch offen, dann ist die letzte Wechselmöglichkeit verstrichen. Noch immer steht Pourié bei den Kickers auf der Gehaltsliste.
Die Osnabrücker, die den Abstieg aus der 2. Bundesliga im vergangenen Sommer deutlich besser verdaut hatten als die Kickers, waren auf jeden Fall vom Start weg deutlich gefährlicher als die Gäste. Elf Minuten waren gespielt, da hatten die Unterfranken schon mächtig Glück. VfL-Kapitän Marc Heider drosch den Ball bei einem Freistoß aus gut und gerne über 25 Metern mit erstaunlichem Drall und Tempo aufs Würzburger Tor. Der Schuss knallte an die Unterkante der Latte. Eine Minute später brachte Aaron Opoku den Ball aus guter Position nicht im Kasten unter und bei Ba-Muaka Simakalas Schuss von der Strafraumkante musste Kickers-Keeper Hendrik Bonmann schon eine Flugeinlage zeigen, um das Spielgerät abzuwehren.
Verdiente Osnabrücker Führung
So war es dann auch verdient, dass die Hausherren in der 39. Spielminute in Führung gingen. Wobei die Kickers beim Osnabrücker 1:0 durch Heider Hilfestellung gaben: Eine misslungene Abwehraktion von Innenverteidiger Tobias Kraulich ermöglichte dem VfL erst den Torabschluss. "Der Gegner ist oft zwingender und macht aus Szenen Tore, bei denen bei uns am Ende nichts passiert", so Schwarz.
Die Hoffnung mit etwas Zählbarem die Heimfahrt antreten zu können, hatte also zur Pause einen Dämpfer erhalten und schon sechs Minuten nach dem Wiederanpfiff war's dann endgültig Aus mit aller Zuversicht. Diesmal verstolperte Daniel Hägele den Ball und Heider war nun der Vorlagengeber. Der Spielführer der Hausherren zeigte sich so gedankenschnell wie es die Kickers an diesem Abend nie waren und legte den Ball mit dem Außenrist in den Lauf von Opoku, der Kickers-Keeper Bonmann keine Abwehrchance ließ (51.).

Auch wenn im zweiten Durchgang mit den Winter-Neuzugängen Marvin Stefaniak und André Becker und in der Schlussphase auch noch Marco Hausjell drei Offensiv-Hoffnungsträger auf dem Rasen standen: Mut für kommende Aufgaben machte dieser Auftritt nun wirklich nicht. Keeper Bonmann war mit seien Rettungstaten noch einer der besseren Kickers-Akteure, mehr als einmal stauchte er seine Vorderleute lautstark zusammen.
Nächster Gegner der Kickers: SC Freiburg II
Es war, vor allem in der zweiten Halbzeit, ein trauriger Auftritt der Rothosen. Ideenlos im Angriff, ohne groß erkennbare Würzburger Gegenwehr rauschte die Partie ihrem Ende entgegen. Die Niedersachsen wirkten in fast jeder Aktion spritziger, gedankenschneller und wacher als die Kickers, die bereits im zweiten Spiel dieser englischen Woche einen zunehmend müden Eindruck hinterließen. Meist, so der unvermeidbare Eindruck, waren es die Kickers, die hinterherliefen, wenn sie denn überhaupt liefen. "Wir hatten heute einfach zu viele Spieler auf dem Platz, die unter ihrem Niveau gespielt haben", ärgerte sich auch Kickers-Coach Schwarz.
Im Flutlicht von Osnabrück war also auch kein Hoffnungsschimmer für die Würzburger zu erkennen. Die nächste Chance zum Stimmungsumschwung gibt es am Freitag im Heimspiel gegen den SC Freiburg II.