
Trainer Danny Schwarz musste am späten Samstagnachmittag nicht lange überlegen, um die Nullnummer seiner Würzburger Kickers im Drittligaspiel beim Halleschen FC als "Schritt in die richtige Richtung" zu bezeichnen. Nach dem desaströsen Heimauftritt beim 0:2 gegen Braunschweig vier Tage zuvor war es aber auch nicht wirklich schwer gewesen, sich zu verbessern. Wille, Einsatz und taktische Disziplin sind im Profifußball aber nun mal nicht mehr als Grundvoraussetzungen. Viel als diese Grundtugenden mehr gab es von den Kickers allerdings nicht zu sehen. Allzu viel Lob sollten die Rothosen für das 0:0 deshalb nicht erwarten. Es sei nun darum gegangen, "einen Pflock" einzurammen, den Negativtrend zu stoppen, erklärte der Trainer. Ob das mit dem Remis gegen in der Offensive für Drittliga-Verhältnisse prominent besetzte, aber auch ziemlich verunsichert wirkende Hallenser gelungen ist? Für einen Stimmungsumschwung war der Auftritt zu mutlos, zu wenig ambitioniert. Es sei aber auch "realitätsfern" gewesen, so Schwarz, "einen sensationellen Fußball zu erwarten".
Mannschaft kann die Erwartungen nicht erfüllen
Was die Zuschauer zu sehen bekamen, war vielmehr ein ziemlich klares Leistungsbild dieses Kickers-Teams im Herbst 2021. Es ist eine Mannschaft, die die in sie gesteckten Erwartungen nicht erfüllen kann. Auch weil bei ihrer Zusammenstellung im Sommer gespart werden sollte, so mancher Kompromiss gemacht wurde. Der Kader sollte, nach den Erfahrungen der Vorsaison, als zeitweise einige Akteure ohne Einsatzchance abseits trainieren mussten, möglichst klein gehalten werden. Ein lobenswerter Ansatz. Nur ist dafür das Leistungsgefälle innerhalb der Mannschaft zu groß.
Ohne Kopacz fehlt jedes Überraschungselement
Tatsächlich bleibt die Erkenntnis, dass die Kickers, wenn alle Leistungsträger an Bord sind und ans Leistungsmaximum kommen, in der 3. Liga gut mitspielen könnten. Aber wann ist das schon der Fall? In Halle fiel der gelb-rot-gesperrte David Kopacz – und schon fehlte dem Offensivspiel jedes Überraschungselement. Und das gegen einen Gegner, der auch nicht gerade vor Selbstbewusstsein strotzte. Was bleibt, ist die neu gewonnene Gefährlichkeit bei Standardsituationen. Diesmal traf Marvin Pourié nach einer Ecke von Moritz Heinrich die Latte. Drei der letzten sechs Kickers-Tore fielen nach Standards.
Sicherheit durch defensive Stabilität
Zum zweiten Mal in Folge aber blieben die Kickers nun ohne eigenen Treffer. Dass nun freilich zum dritten Mal in dieser Saison und zum zweiten Mal unter Schwarz auch das eigene Tor sauber blieb, ist jene Tatsache, aus der die Rothosen vor den Geister-Heimspielen zum Vorrunden-Abschluss am Samstag gegen Zwickau und zum Rückrunden-Auftakt am 20. Dezember gegen den TSV 1860 München Mut schöpfen. Über defensive Stabilität, Sicherheit zu gewinnen – das scheint der Plan von Trainer Schwarz zu sein. Diesem Vorhaben opferte er in Halle auch die Möglichkeit, mit offensiven Auswechslungen in Halle noch einmal neue Akzente zu setzen. Körperlich habe sein Team zu jeder Zeit mithalten können, stellte der Coach zufrieden fest. Auch das ist nach den schwierigen letzten Wochen mit Verletzungen und Corona-Fällen ein kleiner Mutmacher.
Mut hatten die wenigen mitgereisten Anhänger bei den Kickers offensichtlich vermisst. So war zumindest die Reaktion nach dem Spiel zu deuten. So blieb am Ende die altbekannte Frage, ob dieses Remis nun ein gewonnener Punkt war oder nicht. Die Antwort wird man wohl erst geben können, wenn am Ende der Saison abgerechnet wird.