Die Bilder glichen sich (fast) aufs Haar. Im alten wie im neuen Jahr. Am Ende standen die Zuschauer in der Halle und applaudierten. Die Fans hatten den aus ihrer Sicht wertvollsten Spieler gekürt. Die Kollegen saßen am und im Mittelkreis und warteten darauf, dass der Gekürte sich vom Anhang die H-U-M-B-A zurückbuchstabieren ließ. Der Unterschied: Diesmal war es nicht erneut Skyler Bowlin wie noch fünf Tage zuvor. Am Freitagabend war es Luke Fischer, der das Fässchen Bier in Empfang nahm, nach dem im Grunde nach dem ersten Viertel nicht mehr infrage stehenden 97:83 (54:40)-Erfolg von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg gegen die Löwen Braunschweig.
Wucherer: "Es fehlt noch der nächste Schritt"
"Irgendwann haben wir den Schlüssel gefunden, um die Braunschweiger Defensive zu knacken", sprach Baskets-Trainer Denis Wucherer, der dennoch alles andere als zufrieden war nach dem neunten Saisonerfolg im 15. Spiel. "Es fehlt noch der nächste Schritt", sagte der 46-Jährige und meinte damit wohl, dass seine Mannschaft - wie gegen Bonn - es versäumte, den Gegner richtig aus der Halle zu schießen. Mit 24 Punkten Vorsprung führten die Baskets zwischenzeitlich im dritten Viertel. "Und dann bist du plötzlich nur noch mit zwölf vorne. Das darf gegen so einen Gegener nicht passieren", stellte Wucherer klar.
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Zum dritten Male in Folge schickte der Coach, der auch gerne mal dazu neigt, seine Anfangsformation zu verändern, dieselbe Fünf zum Sprungball: Skyler Bowlin, Cameron Wells, Junior Etou, Felix Hoffmann und Johannes Richter, die sowohl bei der knappen Niederlage in Vechta als auch beim souveränen Heimsieg gegen Bonn am vergangenen Sonntag jeweils so stark begonnen hatten, sollten also auch diesmal den Grundstein legen. Das aber missriet ihnen gründlich. Zwar eröffnete Richter nach 20 Sekunden den Körbereigen, aber nach gut drei Minuten und bei einem Neun-Punkte-Rückstand (5:14) sah sich Wucherer gezwungen, die erste Spielunterbrechung einzufordern. Die sollte Wirkung zeigen: Weil erst Florian Koch drei Würzburger Körbe hintereinander machte und nach Jordan Hulls' erstem Dreier Luke Fischer neun Punkte am Stück machte und Hulls noch einen aus der Ferne draufsetzte, gewannen die Baskets in der mit 3140 Zuschauern ausverkauften s.Oliver Arena das erste Viertel doch noch mit 28:25.
Und weil die Hausherren dann offensichtlich ihren Rhythmus in der Offensive besser gefunden hatten, ihr Kapitän Cameron Wells sich immer häufiger der Sonderbewachung von Braunschweigs Jairus Lyles entziehen konnte und auch selbst traf, schraubten sie ihre Führung bis Mitte des Abschnitts erstmals in zweistellige Höhe (42:32). Als dann auch noch Victor Rudd mal wieder einen Dreier versenkte, Bowlin ihm das nachtat und auch Wells noch einmal unwiderstehlich zum Korb zog, gingen die Baskets mit 14 Punkten Vorsprung in die viertelstündige Pause.
Da die Niedersachsen dann zu Beginn weiterhin großzügig darauf verzichteten, sich ernsthaft zu bemühen, halbwegs bundesligatauglich zu verteidigen und weil die Baskets Spaß am Spiel gefunden hatten und die Kugel sehr ordentlich bewegten, Bowlin sich dazu entschlossen zu haben schien, sich ein kleines Scheibenschießen mit dem Braunschweiger Thomas Klepeisz zu liefern (beide hatten zu diesem Zeitpunkt fünf Dreier versenkt), brauchten die Hausherren gerade einmal vier Minuten im dritten Viertel, um die Führung auf 21 Zähler auszubauen (66:45). Womit auch die Luft aus der Begegnung entwichen war. Und die Baskets ihre wochenlange, sieben Partien andauernde Serie, abwechselnd eine Begegnung zu gewinnen, um die nächste zu verlieren, auch beendeten mit dem zweiten Sieg in Serie.
Traingsfreie Woche mit Heimaturlauben
Zwischenzeitlich führten Wucherers Schützlinge gar mal mit 24 Punkten (71:47), und man durfte sich in dieser Phase schon ein wenig wundern, woher die Braunschweiger ihre Ambitionen nehmen, erneut die Play-offs erreichen zu wollen. Zwar konnten sie ihren Rückstand auch dank einiger Nachlässigkeiten in der Würzburger Defensivarbeit bis zum Schlussviertel auf 15 Zähler verkürzen (59:74) - aber wirklich anbrennen ließen die Hausherren dann nichts mehr in den letzten zehn Minuten. Auf näher als auf zwölf Punkte (81:69) ließen die Baskets die Löwen nicht mehr herankommen. Was Wucherer dennoch die Laune verdarb.
Nach einer trainingsfreien Woche, in der ein paar der US-Akteure in Heimaturlaub gehen, beginnt die Vorbereitung auf das letzte Hinrundenspiel bei den Hamburg Towers (25. Januar, 20.30 Uhr), wo die Würzburger dann ihren zehnten Saisonsieg eintüten wollen - und sich eine Ausgangsposition erspielen, die es ihnen ermöglicht, im März und April dann, wenn 13 Partien zu absolvieren sein werden, die Verlängerung der Saison einzutüten. "Um ein ernsthafter Play-off-Anwärter zu sein, müssen wir nach der Pause die nächste Stufe zünden", sagte Wucherer abschließend.